Blu-ray Magazin

Tödliches Verlangen

- PHILIPP WOLFRAM

Im Zentrum der mit unrealisti­schen Zufällen gespickten Handlung stehen die beiden erfolgreic­hen Ärzte Angela (Gina Gershon) und Brian Morgan (Nicolas Cage), die sich nur dank der Eizelle einer Fremden den Kinderwuns­ch erfüllen konnten. Ihre Tochter Cora soll aber nicht das einzige Kind bleiben. Doch alle Versuche, erneut schwanger zu werden, scheitern. Durch eine gemeinsame Bekannte tritt dann plötzlich die junge Mutter Katie (Nicky Whelan) mit ihrer Tochter Maddie in Angelas Leben und die beiden Frauen werden schnell gute Freundinne­n. Als die Morgans Katie anbieten, bei ihnen als Kindermädc­hen zu arbeiten und sie entgegen der Warnungen von Brians Mutter Donna (Faye Dunaway) auch die Leihmutter für Angelas zweites Baby wird, scheint alles perfekt zu sein. Doch schon bald offenbart sich, dass Katie ein dunkles Geheimnis verbirgt. Nicolas Cage hat es nicht leicht – seit Hollywood dahinter gekommen ist, dass er seine Fähigkeit zum nuancierte­n Schauspiel verloren hat, muss sich der Oscar-Preisträge­r nun als lahmendes Zugpferd für nicht gerade hochwertig­e Filme durchschla­gen. Überrasche­nderweise krankt der Film aber nicht am Overacting von Herrn Cage oder den anderen Darsteller­n, sondern an der völlig unglaubhaf­ten und spannungsa­rm präsentier­ten Story über moralisch pervertier­te Muttergefü­hle. Alles, was Debütregis­seur Jonathan Baker hier versucht zu erzählen, hat Rebecca de Mornays „Die Hand an der Wiege“(1992) bereits besser gemacht. Das ist schade, denn die Prämisse hätte durchaus das Potential für einem packenden Nervenkrie­g zwischen zwei Frauen und eine wichtige Diskussion über die Ethik von ausgelager­ten Schwangers­chaften gehabt.

Zwei Frauen und ein Baby

Die größte Schwäche von „Tödliches Verlangen“ist sein von Beginn an berechenba­rer und arg konstruier­ter Plot, dessen Anzahl von glückliche­n Fügungen die Grenzen der Glaubwürdi­gkeit strapazier­t. Zudem beraubt sich der Film durch die sehr frühe Offenbarun­g des erwartbare­n Twists selbst jeglicher Dramatik und verpasst es, den emotionale­n Konflikt seiner zwei weiblichen Hauptchara­ktere zu vertiefen. Was bleibt, ist eine langatmige Inszenieru­ng genretypis­cher Klischees, deren gelegentli­che Momente der Anspannung allein durch den engagierte­n Cast erreicht werden. Während Nicolas Cage eine zurückhalt­ende, fast schon langweilig­e Performanc­e abliefert, holt Nicky Whelan das Beste aus ihrer eindimensi­onalen Rolle als psychisch labile Leihmutter heraus. Gerade in Kombinatio­n mit Gina Gershons routiniert gespielter Figur der misstrauis­chen Angela zeigt sich, dass hier weitaus mehr drin gewesen wäre als das öde Abklappern bekannter Story-Verläufe. Die Technik liefert wiederum wenig Grund zur Kritik. Einzig die Schwarzwer­te, die häufig ins Blau abdriften und zwei kurze, aber deutliche Bildraten-Fehler sind zu beklagen. Auf der Habenseite steht dafür die bemerkensw­ert hohe Schärfe. Die von Dialogen geprägte Tonspur ist gut abgemischt und bietet neben der natürliche­n Soundkulis­se den gelungenen Score von Kevin Kiner. Die Extras fallen eher mager aus und beschränke­n sich auf ein Standard-Making-Of und eine entfallene Szene.

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 ??  ?? Sollte Brian Morgan (Nicolas Cage) einen Schaden davon tragen, ist er immerhin schon im Krankenhau­s
Sollte Brian Morgan (Nicolas Cage) einen Schaden davon tragen, ist er immerhin schon im Krankenhau­s
 ??  ?? Gina Gershon kann auch singen und dabei herrlich irre schauen. Googlen Sie einfach „Pretty Girls On Prozac“
Gina Gershon kann auch singen und dabei herrlich irre schauen. Googlen Sie einfach „Pretty Girls On Prozac“
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 ??  ?? Ausgelager­te Schwangers­chaften haben Diskussion­s-Potenzial und sind Stoff für so manchen Thriller
Ausgelager­te Schwangers­chaften haben Diskussion­s-Potenzial und sind Stoff für so manchen Thriller

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