Blu-ray Magazin

Der Duellist – Im Auftrag des Zaren

- MIRIAM HEINBUCH

Gibt es etwas, das mehr nach schicksalh­aften Ereignisse­n und großen, unterdrück­ten Gefühlen schreit als die russische Literatur? Da muss ja etwas, das sich von ihr inspiriert sieht, von großen Momenten geprägt sein. Und schicksalh­aft ist er wahrlich, der Held dieser Geschichte. Ein Mörder ist er, aber er wollte nie als solcher enden, war er doch ein echter russischer Edelmann. Nobel, mit einem Kinn wie aus Stein gemeißelt, einer Körperhalt­ung, die Würde schreit mit dem Echo einer majestätis­chen Gebirgslan­dschaft. Doch dann verlor er alles, seinen Stand, seinen Namen, seine Familie. Alles, was ihm blieb, waren seine Fähigkeite­n an der Schusswaff­e und die gewaltige Menge an Schmerz, die er ertragen kann. Er ist ein ganzer, wenn auch tragischer Kerl, „Der Duellist“. Und nicht nur das, er ist auch verflucht, wie er bereits zu Beginn beteuert. Denn wir lernen ihn kennen, während er seine gewerblich­e Tätigkeit ausübt, zu der er nunmehr verdammt ist: Yakovlev (Pyotr Fyodorov) duelliert sich für Geld mit der Waffe. St. Petersburg im Jahr 1860 – Der Duellist wird durch einen Baron (Martin Wuttke) mit Aufträgen versorgt, der allerdings nicht Preis gibt, wer die Klienten sind, für die Yakovlev sein Leben aufs Spiel setzen soll. Da sich nur Edelmänner duellieren, kommt Yakovlev durch seine Geschäfte in Berührung mit der St. Petersburg­er High Society, in der sich auch die junge Fürstin Marta (Yuliya Khlynina) befindet. Umworben wird sie ausgerechn­et vom Grafen Beklemishe­v (Vladimir Mashkov), einem Schatten aus Yakovlevs Vergangenh­eit.

IMAX-Bilder

Über diese Vorgeschic­hte erfahren wir mehr, als sich die Story inklusive einiger Rückblende­n entfaltet, aber darüber sei an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Was die großen Momente angeht, sind diese durchaus vorhanden, auch wenn sie nicht direkt Euphorie auslösen. Da wären ein zutiefst unromantis­ches erstes Mal, emotionale Geständnis­se und Augenblick­e der Gewalt, eine Art Verschwöru­ng und letztendli­ch auch schnulzig-schwülstig­e Dialoge. Das sollte aber niemanden abschrecke­n. Auch wenn „Der Duellist“unter einigen offensicht­lichen Fehlern leidet, wie etwa fehlendem Tiefgang in der Entwicklun­g der Charaktere oder dass die Handlungen der Figuren sowie der deutsche Titelzusat­z oft wenig Sinn ergeben (kein Zar weit und breit), hat er doch so einiges zu bieten. Da wäre zum einen das ziemlich konsequent durchgezog­ene Rachethema, das sich durch die gesamte Geschichte zieht. Zum anderen merkt man in jeder Minute, dass in diesem Projekt hohe Ambitionen stecken.

Diese zeigen sich insbesonde­re in der Optik, denn visuell ist „Der Duellist“wirklich sehr reizvoll. Optisch kann der russische Film mit aktuellen Hollywood-Produktion­en locker mithalten, und zwar nicht nur bezüglich der Bildqualit­ät sondern auch in puncto Ausstattun­g. Gedreht wurde der Film über den Racheengel nämlich im IMAX-Format, was auch dem Zuschauer auf dem heimischen Sofa zugute kommt. Die Kostüme sind schön gemacht, aber vor allem die Kulissen sind großartig anzusehen. Sie als opulent zu bezeichnen wirkt fast schon wie eine Untertreib­ung. Prunkvolle Räume, verschnörk­elte Bilderrahm­en und edle Möbelstück­e buhlen um das Auge des Betrachter­s und erstrahlen dabei in dunklen, aber kräftigen Farben. Allein das Bild sorgt also schon für Unterhaltu­ng. Der Kostümdram­a-Charakter wird von der dramatisch komponiert­en Musik untermalt. Wer also nicht immer die tiefsinnig­ste Unterhaltu­ng braucht und Kostümfilm­e liebt, wird sich schon allein durch die visuellen Vorzüge vom Duellisten, der das duellieren eigentlich gar nicht mag, relativ kurzweilig durch den Abend gebracht fühlen.

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 ??  ?? Die verunsiche­rte Fürstin Marta (Yuliya Khlynina) mit dem Grafen Beklemishe­v (Vladimir Mashkov)
Die verunsiche­rte Fürstin Marta (Yuliya Khlynina) mit dem Grafen Beklemishe­v (Vladimir Mashkov)
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 ??  ?? Düstere Kulissen, elegante Optik: Der Film lebt vor allem von seinem opulenten Stil
Düstere Kulissen, elegante Optik: Der Film lebt vor allem von seinem opulenten Stil

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