Luke Cage
Von allen Marvel-Netflix-Superhelden ist wohl keiner so sehr in der Realität verhaftet wie Luke Cage (Mike Colter). Zugegeben, der coole Muskelmann mit Sinn für Gerechtigkeit hat eine undurchdringliche Haut und übermenschliche Stärke. Doch was kein anderer von Marvels Streaming-Recken schafft, ist Comic-Unterhaltung mit Gesellschaftskritik sowie packendem Gangsterdrama zu kombinieren und dabei die afroamerikanische Kultur dermaßen stilvoll zu zelebrieren. Die Handlung ist schnell erzählt: Der Ex-Sträfling Cage kehrt nach seiner Entlassung nach Harlem zurück und will ein ruhiges Leben führen. Er jobbt im Barbershop von Pop (Frankie Faison) und arbeitet als Barkeeper im Nachtclub des Gangsterbosses „Cottonmouth“(grandios: Mahershala Ali). Doch als Drogen und Bandenkriege die Straßen des Viertels überschwemmen, kann Cage nicht tatenlos zusehen. Zusammen mit der Polizistin Misty Knight (Simone Missick) will er der Kriminalität ein Ende setzen. Die größte Stärke von der Präsentationen sind hier seine vielschichtigen Charaktere und das glaubhafte Setting. Ironischerweise wirken gerade deshalb die (budgetbedingt) wenigen Actionszenen und übernatürlichen Comic-Elemente zwischen all den spannenden Machtkämpfen in der Unterwelt und den Kommentaren zu Problemen wie Armut, Drogen und Alltagsrassismus etwas deplatziert. Technisch kann „Luke Cage“wiederum überzeugen. Auch wenn das gelb akzentuierte Bild von Rauschen geprägt ist, glänzt es mit guten Details. Der Ton ist die Wucht: Die Action dröhnt, während der groovige Soundtrack aus Funk-, R’n’B- und Rap-Songs stets das kulturell reichhaltige Flair von Harlem widerspiegelt.