Top Of The Lake – China Girl
Auch die zweite Staffel von Jane Campions („Das Piano“) preisgekrönter TV-Serie „Top Of The Lake“erzählt grundsätzlich wieder eine Krimi-Handlung. Und ja, auch diesmal pfeift die Autorin und Regisseurin auf Erwartungen und Genrekonventionen. Fünf Jahre nach den Ereignissen der ersten Staffel setzt die Handlung ein, welche die aus Neuseeland zurückgekehrte Ermittlerin Robin Griffin (Elisabeth Moss) dem Mord an einer jungen asiatischen Frau in Sidney nachgehen lässt. Ungewöhnlicherweise kennt das Publikum die wahrscheinlichen Täter von Beginn an, statt auf bekannten Spannungsaufbau setzt Campion auf ausführliche Personenporträts und atmosphärische Milieu-Studien, die sie im Kontext der Gesamtgesellschaft einordnet. Da das dominierende Milieu die illegale Rotlichtszene ist und die daran gekoppelten Themen Menschenhandel, Missbrauch Minderjähriger und systemische Misogynie sind, erweist sich dieses gesellschaftliche Porträt als ein ausgesprochen unerfreuliches bis schmerzhaftes, gemalt in düsteren Farben. Auch für Robin Griffin – noch immer von den Ereignissen in Neuseeland gezeichnet – stellen sich die Ermittlungen als psychische Tortur heraus, konfrontieren diese sie doch wieder und wieder mit den Dämonen ihrer Vergangenheit. Dank der herausragenden Leistungen von Elisabeth Moss und Nicole Kidman übertragen sich diese Qualen in anstrengender Intensität auch auf die Zuschauer, was die zweite Staffel von „Top Of The Lake“zu einer Belastungsprobe fürs Gemüt macht, an deren Ende zwar ein Gewinn an Einsichten und Erkenntnissen steht, den man sich aber auch erst einmal verdienen muss.