Immer noch jung 15 JAHRE KILLERPILZE
Die wenigsten von uns erfüllen ihre Kindheitsträume noch im Kindheitsalter, es sei denn sie handeln von einer Überdosis Schokoladen-Eis in einem unbeobachteten Moment. Aber Fabi, der Drummer der Killerpilze und das jüngste Mitglied, war gerade mal neun Jahre alt, als sein Bruder Jo mit Mäx, Schlagi und ihm die Band gründete. Die Mitglieder der einst jüngsten Punkband Deutschlands sind mittlerweile erwachsen geworden, aber wie auch der Titel der Blu-ray schon sagt, „Immer noch jung“. In der Dokumentation zeigt die Band ihre Anfänge, später dann wie es auf dem Höhepunkt der Karriere war und auch, wie es für die Jungs war, als der Hype vorüberging. Dazu kommen Interviews mit den Bandmitgliedern, die jetzt wie sympathische Studenten aussehen, und Leuten von der Plattenfirma oder aus anderen Bands. Es war schon eine bizarre Situation, als sie im Frühjahr 2006 mit der Single „Richtig scheiße (auf 'ne schöne Art und Weise)“ihren Durchbruch feierten. Überall kreischende Teenies, die die Jungs auf der Bühne bejubeln, die ebenfalls Teenies sind und die volle Medienhysterie – als ob die Jugendjahre nicht schon kompliziert genug wären. Dazu wurden sie von anderen als „nicht Punk genug“belächelt. Das ist schon nachvollziehbar, denn es ist auch irgendwie ironisch, wenn zwei Jünglinge erzählen, dass sie gegen das Establishment rebellieren wollen, wenn sie von ihren Eltern für Konzerte durch die Gegend gefahren werden (wobei, was sollen sie ohne Führerschein auch machen), und sie auch ansonsten ganz gut nach Mittelstandsrebellion von jungen Wohlstandspunks aussehen und klingen. Dennoch zeigt „Immer noch jung“, dass die Konflikte, die die Band mit ihren Fans, den Medien und der Plattenfirma hatten, schon auch etwas mit Punk zu tun hatten. Und auch wenn die Doku irgendwo zwischen Nostalgie und gelegentlichem Pinseln des eigenen, noch recht jungen Bauches schwankt, haben die Bandmitglieder durchaus recht, wenn sie sagen, dass sie für ihr Alter ziemlich „tight“waren. Krisen werden auch thematisiert, vom Ausstieg des Bassisten Schlagi bis zum Tod des Vaters von Fabi und Jo. Für wen ist das nun interessant? Erstmal natürlich für die Fans der Killerpilze. Aber eigentlich auch für jeden, der mit ansehen möchte, wie zynisch es doch ist, junge Menschen einem Hype auszusetzen, auf den sie nichts vorbereiten kann, um sie dann wieder in ein normales Leben abzuschieben wenn die Verkäufe nicht mehr das sind, was sie mal waren. Natürlich ist das Ganze auch etwas für alldiejenigen, die Durchhalte-Geschichten mögen. Schließlich hat sich die Band damals nicht aufgelöst und feierte 2017 ihr 15jähriges Bestehen. Es gibt sie also immer noch. Sie haben in der Zwischenzeit studiert und sich musikalisch weiterentwickelt. Sie sind mit der Musik erwachsen geworden und die Musik mit ihnen. Im Grunde genommen ist die Doku auch eine Coming-of-Age-Geschichte, und wann sind die nicht spannend? Was das Bild angeht, hat man das typische Doku-Problem: Archivaufnahmen und TV-Mitschnitte von früher sorgen für Authentizität, ziehen aber die Bildwertung leicht herunter. Der Sound schneidet dadurch besser ab als das Bild.