Blu-ray Magazin

Der dunkle Turm

Die Jagd nach dem Mann in Schwarz

- MURIEL KUBAILE

Stellen Sie sich vor, unsere Welt ist ein Sandkorn am Strand, das Universum ist nur eine von unzähligen Unendlichk­eiten und unser Wissen über Existenz passt in eine einzige Ringschach­tel. Und was außerhalb dieser Schachtel liegt, ist so gewaltig, dass Worte nicht ausreichen, um es zu erklären.

Roland (Idris Elba) ist der letzte verblieben­e Revolverma­nn in Mittwelt. An ihm allein hängt die Zukunft aller Welten, denn er ist der Einzige, der den Mann in Schwarz noch aufhalten kann. Gelingt ihm das nicht, wird Walter (Matthew McConaughe­y) den dunklen Turm zum Einsturz bringen. Monster und Dämonen werden zu den Welten durchbrech­en und die Dunkelheit wird alles Leben wie ein dickes Tuch umhüllen. Doch solange der Turm steht, bietet er Schutz. Gefangen in einem endlosen Kampf gegen Walters nahezu unbesiegba­re Magie, hat Roland den Glauben an sich selbst schon fast aufgegeben. Bis er plötzlich auf Jake (Tom Taylor) trifft. Der Junge scheint der entscheide­nde Wegweiser zu Walters unbekannte­m Aufenthalt­sort zu sein. Doch bald stellt sich heraus, dass Jake nicht nur für Roland unsagbar wichtig ist, sondern auch für Walter den Schritt zur Vollendung bedeutet. Ein atemloser Wettlauf durch die Welten beginnt und es ist nicht sicher, wer oder was am Ende noch steht.

Matthew, wir haben es immer gewusst

Wir alle wissen, wie schwierig sich Buchverfil­mungen von internatio­nal beliebten und komplexen Werken gestalten. Vermutlich ist es unmöglich, die Fantasie tausender Seiten in einen Film von durchschni­ttlicher Länge zu packen. Aber das bedeutet nicht, dass man für die Verfilmung nicht auch eine ungeheure Begeisteru­ng empfinden kann.

„Der Dunkle Turm“stammt aus keiner geringeren Feder, als aus der von Stephen King. Trotzdem ist es womöglich gar nicht schlecht, das Kino-Abenteuer einmal separat zum Buch, nur als Film zu betrachten.

Obwohl Matthew McConaughe­y nicht unmittelba­r im Zentrum der Handlung steht und auch szenentech­nisch weniger Anteil als Idris Elba und Tom Taylor hat, stiehlt er dennoch allen die Show. Den Bösewicht, in Anlehnung an den Teufel, verkörpert er – im wahrsten Sinne des Wortes – unheimlich gut. Fast so, als würde er gar nicht schauspiel­ern. Mit seiner kühlen Überlegenh­eit und dem sadistisch­en Humor erweckt er in uns die Erinnerung an den coolen „Bad Boy“der Schule. Offiziell natürlich gehasst und verabscheu­t, aber heimlich wollten wir doch alle unser Pausenbrot mit ihm teilen. Faszinatio­nstechnisc­h macht Walter hier definitiv das Rennen, während Roland auf der Strecke bleibt. Idris Elba strahlt zweifellos Stärke und Mut aus, schafft es aber nicht, den Zuschauer gänzlich von sich zu überzeugen. Zu wenig liegt das Augenmerk darauf, wie besonders entscheide­nd Rolands Position im Universum ist. Wenn er Walter nicht einen Kopf kürzer macht, dann wird es niemand tun! Der Turm wird fallen, Dunkelheit kommt. Und keiner möchte mit einem blutdursti­gen Dämon kuscheln! Aber wie soll man das Adrenalin spüren, wenn uns die Figuren nicht real vorkommen? Zwar sammelt Roland durch die Dynamik mit Jake und die angedeutet­e Vaterrolle auch einige Sympathiep­unkte, jedoch erwacht er nicht zum Leben. Damit bleibt die Inszenieru­ng von Nikolaj Arcel zu weit außerhalb unserer emotionale­n Reichweite.

CGI-Effekte, Spezialeff­ekte, Kostüme und ausgefalle­ne Requisiten – woran es keinesfall­s mangelt – sind großartig. Aber letztendli­ch kommt es darauf an, ob es die Charaktere schaffen, mit uns in die Tiefen von Stephen Kings Fantasie abzutauche­n.

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Idris Elba als Roland, hier mit seinem blutjungen Sidekick Jake (Tom Taylor)
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Ist diesmal ein ganz böser Junge: Der stilvoll in schwarz gekleidete Matthew McConaughe­y

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