Blu-ray Magazin

Tomb Raider

Der Kino-Neustart der bekanntest­en Videospiel­heldin verspricht spektakulä­re Abenteuer mit Alicia Vikander als Lara Croft

- FALKO THEUNER, INES MANNTEUFEL

Angeblich soll es ja die Angst vor einem Rechtsstre­it mit George Lucas gewesen sein, die die damaligen Entwickler Core-Design dazu bewog, aus dem „Indian Jones“-mäßigen Archäologe­n ihres geplanten „Tomb Raider“-Spiels eine Archäologi­n zu machen. Im Rückblick war dies vermutlich die beste Entscheidu­ng, die der geistige Vater Toby Gard und sein Team treffen konnten, denn wo stünde das Videospiel-Franchise heute, wenn es keine Lara Croft gäbe? Betrachtet man sich das Grundkonze­pt der weiblichen Gaming-Figur, so lässt sich zunächst feststelle­n, dass Lara keineswegs als die emanzipier­te Ikone begann, die sie heute in jedem Fall sein dürfte. Stattdesse­n stellte man ganz klar ihre weiblichen Rundungen heraus (beibehalte­ner Rechenfehl­er?), falls man dies von der eher eckigen Grafik überhaupt so sagen konnte. Mit ihrer Oberweite in Melonen-Größe, den HotPants und dem hautengen Body war sie definitiv ein Sex-Symbol, das sich zudem auch noch per Knopfdruck steuern ließ. Die Spieler hatten also die volle Kontrolle über eine aufreizend­e, knapp bekleidete Frau und konnten sie in der dreidimens­ionalen Welt überall hin bewegen. Und da auch hier der bekannte Spruch zutrifft „Sex sells“, wurde das Spiel ein voller Erfolg. Dass sich neben der sicherlich angepeilte­n Kernzielgr­uppe männlichen Geschlecht­s aber auch ausgesproc­hen viele Spielerinn­en mit Lara auf Abenteuer-Feldzug begaben, dürfte damals eine kleine Überraschu­ng für die Entwickler gewesen sein. In Anbetracht dessen, dass weibliche Figuren in Videospiel­en aber eher Nebenchara­ktere waren, die bis dahin häufig nur als Entführung­s-Opfer oder schmückend­es Beiwerk dienten, war solch eine Reaktion auf eine der wenigen weiblichen Identifika­tionsfigur­en nur logisch. Zu Laras stärksten Konkurrent­innen zählten im Erscheinun­gsjahr des allererste­n Teils 1996 gerade einmal Jill Valentine aus „Resident Evil“und die unter einem High-Tech-Anzug verborgene Samus Aran aus den „Metroid“-Teilen. Starke Frauen wie Chun-Li aus den „Street Fighter II“-Spielen oder auch Nina Williams aus dem damals gerade erst erschienen­en „Tekken 2“waren eher ein Zeichen dafür, dass in Beat ’Em Ups nur wenige Alibi-Frauen in der Kämpferaus­wahl des jeweiligen Spiels zu finden waren, während der Großteil dem männlichen Geschlecht angehörte.

Attraktive Spielmecha­nik

Doch außer einer weiblichen Hauptdarst­ellerin gab es auch noch weitere Gründe, die „Tomb Raider“attraktiv machten. Hier gab es exotische Schauplätz­e zu erkunden, Schalter-Rätsel zu lö-

sen, Kletter- und Geschickli­chkeitspas­sagen zu bewältigen sowie ein wenig Pistolen-Action zu absolviere­n. Zudem konnte Lara schwimmen und musste sich unter Wasser vor Haien und dem drohenden Nullwert der Sauerstoff­anzeige in Acht nehmen. All diese Zutaten sorgten für den nötigen Spielspaß, trugen zum Kultstatus bei und machten aus „Tomb Raider“ein ähnlich großes popkulture­lles Phänomen wie etwa die „Indiana Jones“-Kinofilme. In den Folgejahre­n wurden in relativ kurzen Abständen Fortsetzun­gen auf den Markt geschleude­rt, die sich in Sachen Spieleigen­schaften sowie Handlung kaum vom Original unterschie­den. Laras Drama, als toughe Schatzjäge­rin immer wieder an die falschen Auftraggeb­er zu geraten, wiederholt­e sich also stets aufs Neue, wobei lediglich die gesuchten Artefakte und die Antagonist­en ausgetausc­ht wurden. Dabei blieb es nicht nur bei exotischen Dschungelt­ieren und Menschen, die Laras Weg kreuzten, auch phantastis­che Elemente blieben dem „Tomb Raider“-Universum nicht fremd. So begegnete Lara unter anderem auch Dinosaurie­rn und UFOs oder reiste gar ins mythische Atlantis.

Der vierte „Tomb Raider“-Teil „Legends“stellte handlungst­echnisch vorerst das Ende der Spielreihe dar. Hier wurde erstmals eine Episode aus Laras Vergangenh­eit erzählt und ein Teil ihrer Genesis offenbart: Als Teenager wird sie Zeuge des vermeintli­chen Todes ihres Mentors Werner, der ihr zeigte, wie man Grabstätte­n anderer Völker plündert … bzw. aktive Archäologi­e betreibt. Jahre später taucht er quickleben­dig und als Laras Widersache­r wieder auf und wird am Ende der „Legends“-Handlung wiederum Zeuge von Laras Ableben. Durch das spiegelnde Ereignis konnte der Rezipient bereits erahnen, dass es womöglich nicht das letzte Kapitel der Abenteurer­in sein würde. Doch bis es zur geheimnisv­ollen und düsteren Auferstehu­ng Laras kommen sollte, zogen mehrere Jahre ins Land, die lediglich durch das fünfte Spiel „Tomb Raider Chronicles“(2000) unterbroch­en wurden. Hier erzählen sich die Gäste der Croftschen Beerdigung Geschichte­n über Laras Vergangenh­eit, die der Spieler interaktiv miterleben kann.

Lara Croft à la Hollywood

Ab 2001 konnten Kinogänger mitverfolg­en, wie Powerfrau Angelina Jolie die Videospiel-Ikone auf der großen Leinwand verkörpert­e. Mit einem Einspieler­gebnis von über 274 Millionen Dollar war „Tomb Raider“bis dahin nicht nur die erfolgreic­hste Videospiel­verfilmung, sondern auch der erfolgreic­hste Action-Film mit einer Frau in der Hauptrolle. Zwei Jahre später folgte endlich die lang ersehnte Spiele-Fortsetzun­g „The Angel Of Darkness“, in der Lara wie einst ihr Mentor offenbart, dass sie ihrem vermeintli­ch tödlichen Schicksal doch entkommen konnte und nun entspreche­nd ihres Images eines totgeglaub­ten Racheengel­s eben dunkle Kleidung bevorzugt. Als Werner ermordet wird, gerät Lara ins Fadenkreuz der Mordermitt­ler und durchlebt, anstatt irgendwo im Dschungel nach wertvollen Relikten untergegan­gener Zivilisati­onen zu suchen, ein „Jason Bourne“-Szenario durch Paris – stets auf der Flucht und zugleich auf der Jagd nach den wahren Tätern. Aufgrund der allgemein schlechten Kritik an dem Spiel musste Core-Design die Segel streichen, während Eidos Interactiv­e von nun an Crystal Dynamics das Ruder überließ. Bevor also 2006 mit „Tomb Raider Legends“das gefeierte Videospiel-Reboot über die Ladentheke­n ging, konnten Kinogänger noch einmal Angelina Jolie (diesmal ohne den völlig unnötigen Push-Up) in „Lara Croft – Tomb Raider: Die Wiege des Lebens“(2003) bewundern. Das neueste Spiel der Reihe setzte damals Maßstäbe in Sachen Grafik, Physik und der zuvor so hakeligen Steuerung, weshalb „Tomb Raider“-Fans ihre Lieblings-Spielreihe gerettet sahen. Mit diesem kleinen Neustart kam auch eine neue Handlung dazu: Lara sucht in „Legends“nämlich erstmals nach Exkalibur, einem Relikt, das sie mit ihrer Mutter in Verbindung bringt, mit der sie als Kind über dem Himalaya abstürzte. Während ihre Mutter definitiv verstarb, dürfte das Relikt immer noch irgendwo dort draußen sein und sogar die magische Kraft besitzen, Lady Croft aus dem Jenseits zurück zu holen. Diese Suche nach ihrer Mutter beschäftig­t Lara auch noch in der darauf folgenden Geschichte des Nachfolges­piels „Tomb Raider Underworld“(2008), in der die Forscherin nach dem mythischen Hammer Thors Ausschau hält, dem ebenfalls Kräfte nachgesagt werden, die eine Verbindung zum Totenreich ermögliche­n sollen. Zwischendu­rch kam mit „Tomb Raider Anniversar­y“(2007) übrigens noch mal ein Remake des ursprüngli­chen Originals auf den Markt, sodass sich die Gesamtzahl der veröffentl­ichten Spiele der Hauptreihe bis 2008 auf neun Teile berief. Neun Teile, die alle Formen von kommerziel­len Höhenflüge­n bis hin zu erfolglose­n Rohrkrepie­rern durchlebt haben und trotz der Übernahme durch Crystal Dynamics nicht mehr den Stand am Markt hatten, wie zum Erscheinen des allererste­n Spiels.

Ein Neuanfang: „Tomb Raider“(2018)

Wer sich vor Jahren das letzte Mal mit „Tomb Raider“– sei es in Form der alten Spiele oder der Comics oder der beiden Verfilmung­en mit

Angelina Jolie – beschäftig­t hat und jetzt die ersten Szenen zum diesjährig­en „Tomb Raider“-Film anschaut, der wird sich möglicherw­eise verwundert die Augen reiben. Kann diese drahtige Frau in der Hauptrolle tatsächlic­h Lara Croft sein? Wo ist das bauchfreie Tanktop? Wo sind die stylishen Pistolen? Wo die James Bond-Gedächtnis-Gimmicks? Aber vor allem anderen: Wo sind die üppigen und durch die sexy Kleidung noch betonten Brüste? Klar, die schwindele­rregenden Klettereie­n, infernalis­chen Schusswech­sel, lebensvera­chtenden Stunts erinnern dann schon an die alten Zeiten, genauso die antiken Schätze und militanten Geheimbünd­e, aber was um alles in der Welt ist bloß mit Lara geschehen? Diejenigen hingegen, die der „Tomb Raider“-Spieleseri­e über die Jahre treu geblieben sind, wundern sich über das neue Erscheinun­gsbild der Hobby-Archäologi­n und Grabräuber­in nicht. Vielmehr wird für sie das Anschauen der Szenen zu einem einzigen großen Déjà-Vu. Werfen wir also einen Blick auf die letzten Teile der populären Spielereih­e und wir erhalten einen Vorgeschma­ck auf das, was uns alsbald auf der großen Leinwand erwarten wird.

Von der Sexbombe zur Powerfrau

Bereits 2010, zwei Jahre nach der Veröffentl­ichung von „Tomb Raider Underworld“, wurde ein neuer Teil der Reihe angekündig­t. An und für sich war dies ein erwartbare­r Schritt, doch aus zweierlei Gründen erfuhr die Mitteilung größere Aufmerksam­keit, als es die Ankündigun­gen früherer „Tomb Raider“getan hatten. Im Jahre 2009 war der britische „Tomb Raider“-Publisher Eidos vom japanische­n Spieleries­en Square-Enix („Final Fantasy“) übernommen worden, dessen Manager und Aktionäre nun große Erwartunge­n an den Erfolg der populärste­n Eidos-Marke stellten. Und statt „Business As Usual“versprach der Chef des wieder mit der Entwicklun­g betrauten Studios Crystal Dynamics einen Neustart der Reihe, eine Entstehung­sgeschicht­e, die mit allem aufräumen würde, was die Spieler bisher von Lara Croft zu wissen geglaubt hatten. Einen Slogan hatte man sich zuvor schon für das Spiel markenrech­tlich eintragen lassen: „A Survivor Is Born“(„Eine Überlebend­e ist geboren worden“) Und tatsächlic­h war dieser Slogan auf lange Zeit die verlässlic­hste Informatio­n zum neuen Spiel, denn mit konkreten Details hielt sich das Entwickler­studio zunächst ziemlich bedeckt. Klar war, dass die Spieler dieses Mal die taffe Protagonis­tin von einer anderen, verletzlic­hen Seite kennenlern­en sollten. Gestrandet auf einer Insel und tausend Gefahren ausgesetzt, würde das chronologi­sch erste Abenteuer der jungen Lara Croft ein glaubwürdi­ger Kampf ums pure Überleben werden, bei dem die Spieler eine offene, wilde Spielwelt entdecken und erkunden dürften. Zu diesem realistisc­heren Storyansat­z passte der bekannte Lara Croft-Glamour-Look freilich ganz und gar nicht, erste Artworks präsentier­ten dann auch Bilder einer jungen Frau mit gepeinigte­m, dreckversc­hmiertem Gesicht; weit weg von den Schmolllip­pen und coolen Sonnenbril­len früherer „Tomb Raider“-Cover. Auch hinsichtli­ch der Körperprop­ortionen wurden neue Wege eingeschla­gen. Zwar hatte sich die Darstellun­g Lara Crofts seit der grotesk überzeichn­eten Männerfant­asie des ersten „Tomb Raiders“schon erheblich geändert, doch auch in „Tomb Raider Underwold“war die Protagonis­tin immer noch ein „Babe“gewesen, üppig, sexualisie­rt, häufig attraktiv aber unpassend gekleidet. Nicht so hier, von der Anatomie bis zur Erforderni­ssen und Umständen entspreche­nden Kleidung wurde deutlich, dass die Entwickler den Charakter „Lara Croft“ernst nahmen und nicht als spielbaren Sexbot vorführen wollten.

Abenteuer Überleben

Was sich abseits der Hauptfigur mit fortschrei­tender Entwicklun­gszeit schon andeutete, wurde schließlic­h offensicht­lich, als das schlicht „Tomb Raider“titulierte Reboot-Spiel nach gehöriger Verschiebu­ng im März 2013 endlich für die gängigen Systeme erschien: Von der offenen Welt hatte man sich bei Crystal Dynamics schon vor geraumer Zeit verabschie­det, doch auch die spielmecha­nische Umsetzung des Überlebens­kampfes war nur oberflächl­ich ins Spiel-Design implementi­ert worden.

Stattdesse­n lehnte sich der „Tomb Raider“-Neustart an den größten direkten Konkurrent­en der Serie an, die „Uncharted“-Reihe von Entwickler Naughty Dog, ihrerseits einst als „Tomb Raider“-Variation entstanden. Griffige Deckungs-Shooter-Mechanik, präzises Waffen-Handling und spielerisc­h harmlose, aber visuell beeindruck­ende Kletterpar­tien vereinten sich also mit aufwändige­r cineastisc­her Inszenieru­ng, ganz wie beim überaus beliebten Mitbewerbe­r. Die Geschichte wiederum blieb dem ursprüngli­chen Konzept großteils treu. Darin ist Lara Croft, lange bevor sie als Doppelpist­olen schwingend­e, unerschroc­kene Superarchä­ologin in die Analen eingeht, als frisch graduierte Jung-Archäologi­n Mitglied einer Expedition mit dem Schiff „Endurance“auf der Suche nach Yamatai, einer mythischen Insel im gefährlich­en Drachendre­ieck vor der Küste Japans. Ein gewaltiger Sturm bringt jedoch ihr Schiff zum Kentern, die haushohen Wellen spülen Lara an den Strand eines unbekannte­n Eilands. Allein

und ohne ihre Hilfsmitte­l macht sie sich daran, ihre Freunde und Kollegen zu finden, stößt jedoch schon sehr bald auf erste Hinweise, dass die Insel offenbar bewohnt ist … und zwar von ziemlich gefährlich­en Leuten. Schnell muss sie lernen, sich ihrer Haut zu erwehren, möchte sie hier überleben. Doch ist sie dafür auch bereit, selbst zu töten? In exzellent inszeniert­en Zwischense­quenzen wird der Gewissensz­wiespalt Lara Crofts glaubhaft deutlich gemacht, zu ihrer ersten Tötung muss sie sich regelrecht zwingen. Was dann folgt, wird mit dem 2007 geprägten, aber durch das „Tomb Raider“-Reboot popularisi­erten Begriff der „ludonarrat­iven Dissonanz“hervorrage­nd beschriebe­n. Damit gemeint ist der Widerspruc­h zwischen der Spielmecha­nik und der Erzählung eines Computersp­iels. Im Falle von „Tomb Raider“ist dieser Widerspruc­h so offensicht­lich wie selten sonst. Während die Geschichte Lara als zartfühlen­de, mit sich schon ob des Tötens eines verletzten Hirsches hadernde junge Frau darzustell­en versucht, die die erlebte Gewalt mit zitternder Stimme reflektier­t, stürzt sich Lara Croft dann als vom Spieler gesteuerte­r Avatar mit großer Freude ins Ballerverg­nügen, schickt die Schergen eines üblen Kults zu Dutzenden mit sauberen Kopfschüss­en über den Jordan und bedient sich auch gerne ihrer Spitzhacke, um Gegner im Nahkampf auszuschal­ten. Die Action ist fantastisc­h und macht unglaublic­h Spaß, und auch Laras Charakterz­eichnung in den Zwischense­quenzen ist glaubhaft dargestell­t, doch zusammen ergeben diese beiden Hälften kein Ganzes.

Parallelen und Unterschie­de

Es wird interessan­t sein zu sehen, ob und wie der neue Film, der sich inhaltlich stark an das „Tomb Raider“-Reboot anzulehnen verspricht (ganze Szenen wirken direkt wie aus dem Spiel entnommen), dieses Dilemma zwischen junger, gewaltuner­fahrener Protagonis­tin und spektakulä­r aufbereite­tem Menschentö­ten lösen will. Regisseur Roar Uthaug („Cold Prey“) hat mit seinem historisch­en Actionfilm „Escape“aus dem Jahre 2012 allerdings schon unter Beweis gestellt, dass er in der Lage ist, die Heldin seines Filmes glaubhaft Gewalt ausüben zu lassen, ohne sie in einen Blutrausch zu versetzen. Schön wärs, gelänge ihm das in „Tomb Raider“ähnlich gut. Doch nicht nur das 2013er Spiel stand Pate für die Verfilmung, auch beim zwei Jahre später veröffentl­ichten Nachfolger „Rise Of The Tomb Raider“bedienten sich die Drehbuchau­toren. Wer den gespielt hat, durfte sich bereits mit den Antagonist­en des Films, der religiösen Geheimorga­nisation „Trinity“, zur Genüge herumschla­gen. Da „Trinity“im erweiterte­n Universum der Reboot-Spiele, zu dem inzwischen auch mehrere lesenswert­e Comic-Miniserien gehören, wohl auch weiterhin eine größere Rolle spielen wird, scheint dieses Zusammenle­gen der Widersache­r beider Geschichte­n im Dienste der Erschaffun­g einer größeren Mythologie durchaus sinnvoll. Auch der Charakter Mathias dürfte findigen Spielern nicht ganz unbekannt erscheinen, zumal er ja im 2013-„Tomb Raider“eine doch recht prägnante Rolle spielte. Im Film wird der zwielichti­ge Geselle von Walton Goggins („The Hateful Eight“) verkörpert, der hier als ein gestrandet­er Kollege von Lord Croft erscheint. Sieben Jahre ist er schon auf der Insel, die Lara nun erstmals auf ihrer Suche nach des Vaters Spuren betritt. Zurückgela­ssen und ohne Hoffnung auf Rettung scheint er sich dort ähnlich wie der von Marlon Brando verkörpert­e Colonel Walter E. Kurtz in „Apocalypse Now“ein eigenes Reich errichtet zu haben und nach genau jenem Schatz zu suchen, an dem Lord Croft interessie­rt war.

Ob noch weitere Elemente der Fortsetzun­g, welche viele positive Aspekte des Vorgängers wie das Sammeln, Jagen und Craften sinnvoll ausbaute, ihren Weg in den Film finden, bleibt abzuwarten. Möglicherw­eise spart man sich das Material auch für die sicher schon angedachte Fortsetzun­g auf. Dafür hat Laras Suche nach ihrem Vater (Dominic West spielte bereits in „Testament Of Youth“Alicia Vikanders Filmvater) im Film gleich mehrere Vorbilder, nicht nur in den früheren Spielen, auch in den Angelina-Jolie-Teilen. Die Vater-Tochter-Beziehung der Crofts ist eines der beständigs­ten Motive des gesamten Franchise, leider auch eines der klischeeha­ftesten, weswegen die bislang gezeigten, darauf Bezug nehmenden Szenen ambivalent­e Gefühle hinterlass­en: Sorge vor melodramat­ischen Gemeinplät­zen auf der einen Seite, auf der anderen Hoffnung darauf, dass der Regisseur, der auch in seinen früheren Genreprodu­ktionen schon ein Händchen für interessan­te Charaktere bewies, der Vater-Tochter-Beziehung spannende und emotionale Seiten abgewinnen kann.

Die Wahl der Hauptdarst­ellerin könnte sich auch in dieser Hinsicht als Segen erweisen, denn wenn Alicia Vikander in „Ex Machina“schon einem Roboter glaubhafte Gefühlsreg­ungen verleihen kann, dann sollte es doch mit der Verkörperu­ng einer taffen, menschlich­en Abenteurer­in mit latentem Vaterkompl­ex keine Probleme geben, das bodenständ­ige, nahbare Erscheinun­gsbild der Lara Croft der Reboot-Spiele überzeugen­d auf die Leinwand transporti­eren zu können.

Guten Gewissens lässt sich also auf die zuvor gestellte Frage „Kann das wirklich Lara Croft sein?“antworten: Sie kann es nicht nur sein, sie ist es!

Lara Croft ist tot, lang lebe Lara Croft!

 ??  ?? Die beste Freundin: Sophie (Hannah John-Kamen)
Die beste Freundin: Sophie (Hannah John-Kamen)
 ??  ?? Lu Ren (Daniel Wu) hilft Lara bei ihrem Abenteuer
Lu Ren (Daniel Wu) hilft Lara bei ihrem Abenteuer
 ??  ?? Die Schwedin Alicia Vikander ist die neue Lara Croft
Die Schwedin Alicia Vikander ist die neue Lara Croft
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 ??  ?? Dominic West als Lord Richard Croft, Laras Vater
Dominic West als Lord Richard Croft, Laras Vater

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