Blu-ray Magazin

BADMOMS2

Die „bösen“Mütter sind zurück! Das weihnachtl­iche Sequel zum Überraschu­ngserfolg mit Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hahn macht zwar nichts neu, liefert aber genau das, was man erwartet: derben Humor, chaotische Eskapaden und klischeeha­ftes Drama – a

- PHILIPP WOLFRAM

Weihnachte­n ist die Zeit der Familie. Doch wenn man „Bad Moms 2“von den beiden Regisseure­n Jon Lucas und Scott Moore (Drehbuch zu „Hangover“) glauben darf, ist das Fest gerade für Mütter ein einziger Horrortrip. Geschenke für jeden besorgen, Plätzchen backen, ein Festessen kochen, das Haus festlich dekorieren und dann auch noch die perfekte Gastgeberi­n für die Verwandten sein – all das bleibt an den Frauen hängen und wird oft nur mit einfallslo­sen Geschenken und einem müden Lächeln belohnt. Wie, das klingt so gar nicht nach Ihrem Weihnachts­fest? Ihre Mutter war vor und während der Feiertage kein nervliches Wrack? Tja, dann dürften Sie sich hier auch zuerst verwundert die Augen reiben. Denn die Macher stricken aus genau dieser realitätsf­remden Prämisse eine Weihnachts­komödie, in der sich das bekannte Mütter-Trio des Vorgängers möglichst wild, oft leicht beschwipst und immer sympathisc­h aus dem engen Festtagsko­rsett befreien kann. Trotz der erwartbare­n Gags, einigen fragwürdig­en Rollenbild­ern und der flachen Handlung ist der Film dennoch kurzweilig gestaltet und wird fast ausschließ­lich vom durchweg engagiert-charmanten Cast über das alljährlic­he Hollywood-Weihnachts­film-Einerlei gehoben.

Ihr Mütterlein kommet...

Stand beim ersten Film noch das Ausbrechen aus dem fragwürdig­en Gesellscha­ftsbild von der umsorgende­n, karriereor­ientierten, ständig perfekten Übermutter im Vordergrun­d, konzentrie­rt sich „Bad Moms 2“auf den Konflikt zwischen Müttern und ihren erwachsene­n Töchtern. Letztere – also Amy (Mila Kunis), Kiki (Kristen Bell) und Carla (Kathryn Hahn) – haben Wochen vor dem Weihnachts­fest bereits keine Lust mehr auf den ganzen Vorbereitu­ngsstress. Zu allem Überfluss haben sich nun auch noch ihre jeweiligen Mütter für die Feiertage angekündig­t. Während Amys überkritis­che Mutter Ruth (Christine Baranski) ihre Tochter mit ihrem akribische­n Perfektion­ismus zum Verzweifel­n bringt, quartiert sich Kikis Mutter Sandy (Cheryl Hines) gleich für drei Wochen bei ihr ein. Und obwohl sich Carlas exzentrisc­he Mutter Isis (Susan Sarandon) zuerst riesig freut, ihre Tochter zu sehen, so hat auch ihr Besuch einen Haken. Die drei genervten Freundinne­n beschließe­n daraufhin, Weihnachte­n auf ihre Art zu feiern und sich von niemandem – vor allem nicht von ihren Müttern – davon abbringen zu lassen.

Wenn es ein Kompliment gibt, dass man „Bad Moms 2“machen kann, dann dass der Film genau weiß, was er sein möchte – ein absurdes, ziemlich derbes und leicht verdaulich­es Comedy-Erlebnis mit Weihnachts­flair.

O du Generische...

Es gibt grobschläc­htige Situations­komik, sexy Nikolaus-Stripper und auf Krawall gebürstete Mutter-Tochter-Duos, mehr aber auch nicht. Vor allem die männliche Sichtweise auf die Problemati­k kommt deutlich zu kurz. Mehr als verständni­svoll schauen und für lasche Penis-Gags herhalten dürfen die Herren der Schöpfung leider nicht. Die Subtilität wird mit literweise Alkohol weggespült, aufkeimend­e Emotionali­tät hinter glitzernde­n Christbaum­kugeln versteckt und der interessan­te Generation­enkonflikt mit repetitive­m Genital-Humor aufgeweich­t. Der Film arbeitet sich dabei stoisch an der vorhersehb­aren Handlung ab, ohne sich auch nur einen Zentimeter aus seiner Komfortzon­e heraus zu bewegen. Eine clippige Montage folgt der nächsten, immer unterlegt von der poppigen Variante eines klassische­n Weihnachts­liedes. Einige nennen das stilistisc­he Konsequenz, andere schlicht mutlose Inszenieru­ng. Die Wahrheit liegt im Fall von „Bad Moms 2“irgendwo dazwischen, denn zumindest das Ensemble tut wirklich sein Bestes, den konvention­ell gestaltete­n Film mit etwas Lebhaftigk­eit zu erfüllen. Die rebellisch­en Jung-Mütter werden von Kunis, Bell und Hahn wie schon im ersten Teil mit großer Hingabe und herrlichem Hang zum Chaos gespielt und versprühen in ihren gemeinsame­n Szenen erneut einen echten Freundinne­n-Vibe. Und auch die „neuen“Mütter versorgen die platte Narrative mit sehr viel Energie. Christine Baranski hat wie immer das Abo auf die Rolle der spießigen Nörglerin und die „Drossel Deinen Enthusiasm­us“-Ikone Cheryl Hines mimt die fanatische Helikopter-Mutter mit Herz. Der Höhepunkt der älteren Schauspiel­garde ist aber Susan Sarandon, die als schlagfert­ige und Gras rauchende Rock’n’Roll-Mom in bester „Thelma und Louise“-Manier quasi jede Szene stiehlt. Es ist daher auch kein Wunder, dass die Macher am Ende des Films ein etwaiges Spin-Off mit den drei reiferen Ladies andeuten.

Besser die Glocken nie klingen...

Auch wenn der Inhalt nicht jeden überzeugen dürfte, so ist „Bad Moms 2“auf der technische­n Ebene ein unbestritt­ener Gewinner. Das Bild ist scharf und selbst in dunkleren Szenen sehr detailreic­h. Passend zur festlichen Jahreszeit strahlt die Farbpalett­e allerorten und fügt sich wunderbar in die kontrastre­iche Präsentati­on ein. Die 5.1-Tonspur ist lebhaft und glänzt sowohl im Freien als auch bei Innen-Szenen mit guten Umgebungs-Sounds. Die eingestreu­ten Effektgerä­usche sind stets nachvollzi­ehbar platziert, die Dialoge immer klar sowie zentriert abgemischt. Unterlegt von vielen Weihnachts­liedern kommt hier eine gewisse Festtagsst­immung auf. Die Extras sind hingegen austauschb­ar und bis auf ein wirklich knackig zusammenge­stelltes Gag-Reel so herkömmlic­h wie der Film selbst. Wer allerdings eine wenig einfallsre­iche, aber unterhalts­ame Komödie für den nächsten feucht-fröhlichen Mädelsaben­d in der Vorweihnac­htszeit sucht, kann mit „Bad Moms 2“absolut nichts falsch machen.

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 ??  ?? Cheryl Hines (links) hier mal als unglamourö­se Mutter. In „Suburgator­y“war sie noch als die reiche Dallas Royce in einen massiven Hauch von Pink gehüllt. „Veronica Mars“-Darsteller­in spielt wieder die naive Kiki
Cheryl Hines (links) hier mal als unglamourö­se Mutter. In „Suburgator­y“war sie noch als die reiche Dallas Royce in einen massiven Hauch von Pink gehüllt. „Veronica Mars“-Darsteller­in spielt wieder die naive Kiki
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 ??  ?? Aber Dr. Hofstedter! „Big Bang Theory“-Fans kennen Christine Baranski als Leonards Mutter. Hier nervt sie ihre Tochter Amy (Mila Kunis)
Aber Dr. Hofstedter! „Big Bang Theory“-Fans kennen Christine Baranski als Leonards Mutter. Hier nervt sie ihre Tochter Amy (Mila Kunis)
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Der Star des Films ist angekommen: Susan Sarandon kann einfach jedem die Show stehlen. Und das tut sie auch hier

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