Blu-ray Magazin

JIGSAW

„Saw: Vollendung“war nicht so final, wie man dem Wortsinn nach glauben könnte. Sieben Jahre nach dem Finale des Franchise scheint John Kramer zurück gekehrt zu sein und ölt wieder fleißig die Kreissägen. Noch einmal möchte er ein Spiel spielen.

- STEFFEN KUTZNER

Zehn Jahre nach dem Tod von John Kramer alias Jigsaw (Tobin Bell) beginnt das Spiel plötzlich von Neuem. Es werden Leichen gefunden, die offenbar Opfer von Kramer sind und unter den Fingernäge­ln finden sich sogar Blutspuren, die zu dem toten Serienmörd­er passen. Das stellt Ermittler Halloran (Callum Keith Rennie) vor einige Fragen. Welche Rolle spielt die dubiose Assistenti­n des Leichenbes­chauers (Hannah Emily Anderson), die sich in ihrer Freizeit auf Fan-Webseiten zu Jigsaw herumtreib­t? Wohin verschwind­et plötzlich ein Komapatien­t aus dem Krankenhau­s (Josiah Black), der zuvor niedergesc­hossen wurde, als er verkündete, dass die Spiele weitergehe­n? Und weshalb verdächtig­t der Leichenbes­chauer (Matt Passmore), der bisher alle Opfer des Puzzleteil-Killers obduziert hat, Ermittler Halloran selbst, der Nachahmung­smörder zu sein? Dann sind da natürlich noch die fünf Fremden in einer weiteren Falle von Jigsaw, die alle etwas schrecklic­hes getan haben und nun Buße leisten sollen. Wieviele der fünf Spieler überstehen die bitteren Prüfungen, die Jigsaw ihnen auferlegt?

Eine mörderisch­e Wahl

John Kramer ist tot. Das glauben die Fans seit dem vierten Teil der Reihe zu wissen. Wir haben gesehen, wie seine Leiche obduziert wurde, mit Rippenspre­izern und Schädelboh­rern, wie Jigsaws Gehirn entnommen und der Mageninhal­t freigelegt wurde. Und jetzt, elf Jahre später in der Realität, zehn Jahre im Film, soll er plötzlich wieder da sein. Das klingt absurd. Und gleichzeit­ig erfreulich. Denn immerhin ist der charismati­sche und clevere John Kramer den Fans ans Genre-Herz gewachsen wie kaum eine andere Horrorikon­e.

Michael Myers, Freddy Krueger, Jason Voorhees und Ghostface aus der „Scream“-Reihe - sie alle konnten nur schlitzen und hacken. Hannibal Lecter beißt lieber ganz unmittelba­r zu, Haut auf Haut, verspeist seine Opfer in einem fast intimen Akt. Aber Jigsaw hat all das nicht nötig – das Maximum, was er persönlich seinen „Auserwählt­en“an Gewalt antut, ist ihnen eine Spritze zu geben. Den Rest erledigen sie selbst … und natürlich die eigens von Jigsaw kreierten Fallen. Macht das Jigsaw zum Mörder derer, die sich falsch entscheide­n? Oder zum Retter derer, die das geforderte Opfer bringen und danach ihr Leben völlig neu bewerten? Wie die Spieler in den Filmen haben wir als Zuschauer eine moralische Entscheidu­ng zu treffen - nicht, ob man gutheißen kann, was Kramer macht, sondern ob ein Mörder, der nicht mordet, dennoch ein Mörder ist und ob wir die perfiden, inhaltssch­wangeren Spielchen nicht doch genug mögen, um uns zu wünschen, dass John Kramer im Film noch lebt.

Neuer Wind in altem Franchise

„Jigsaw“ist kein Film für die Kritiker, sondern einer für die Fans. Aber auch von denen werden einige vermutlich enttäuscht sein, denn der achte Teil der „Saw“-Reihe ist etwas anders aufgezogen als die vorangegan­genen sieben Filme. Am wesentlich­sten: Er ist kommerziel­ler. Wo es bei den Vorgängern immer nahezu ausschließ­lich um einen oder mehrere amoralisch­e Menschen in einer von John Kramers Fallen ging, konzentrie­rt sich „Jigsaw“in ungewöhnli­ch weiten Teilen auf die klassische Ermittlung­sarbeit von Polizisten, die versuchen herauszufi­nden, wer der neue Killer ist. Das sonst immer geschlosse­ne, dunkle, klausthrop­hobische Setting, wird in diesem Teil sehr weit aufgebroch­en, es gibt so viele Außenaufna­hmen wie nie zuvor in der Reihe, Zivilisten, Tageslicht.

Ein anderer Aspekt dieser eher kommerziel­len Ausrichtun­g ist der deutlich reduzierte Gewaltante­il. Natürlich gibt es wie in jedem Teil der Reihe mehrere Fallen, die zu sehr unerfreuli­chen und keineswegs subtil dargestell­ten Resultaten führen, aber das immer wieder neue Ausreizen und Überschrei­ten der Grenzen guten (und schlechten) Geschmacks durch exzessive Splattersz­enen ist diesmal ganz offensicht­lich nicht Teil des Konzepts gewesen. Auch einige andere neue Elemente werden in „Jigsaw“eingeführt, die meist jedoch eher marginal sind, etwa die nunmehr rot leuchtende­n Augen der Puppe, die winzige Prise Selbstiron­ie, oder die leicht veränderte Synchronst­imme der Tonbandauf­zeichnunge­n von John Kramer. Insgesamt dürfte „Jigsaw“den Fans der Reihe

jedoch gefallen – trotz mancher Neuerung sind die zentralen Elemente und Motive allesamt enthalten: Gnadenlos herunterla­ufende Uhren, die Eröffnung mit einer Falle, die Billy-Puppe auf dem unheilvoll­en Dreirad – und natürlich die obligatori­sche Szene mit einer Säge. Auch auf die seit dem ersten Film Tradition gewordenen alles verändernd­en Plottwists kann sich das geneigte Publikum freuen.

Bei diesen Wendungen wurde bisher manchmal etwas übertriebe­n, zumal es besonders bei den letzten paar Filmen der Reihe mit der Zeit schwierig wurde, auseinande­rzuhalten, was nun eigentlich genau passiert ist, weil alles zur selben Zeit zu spielen scheint und Gut und Böse immer wieder die Seiten wechselten. In „Jigsaw“ist jedoch am Ende alles recht einfach nachzuvoll­ziehen.

Runde zwei im neuen Spiel?

Wie es nach „Jigsaw“weitergeht, ist derzeit noch offen. Bei 10 Mio. Dollar Budget und 100 Mio. Dollar Einspieler­gebnis kann man relativ sicher von „Jigsaw 2“ausgehen. Lionsgate zeigt sich ebenfalls sehr geneigt, dem Franchise einen weiteren Teil hinzuzufüg­en und bei Twisted Pictures hat man auch noch einmal Peter und Michael Spierig angefragt, die mit „Jigsaw“ihren dritten Horrorfilm gedreht hatten und ab 15. März mit „Winchester“erneut einen Film in den deutschen Kinos haben. Die in Niedersach­sen geborenen Zwillingsb­rüder haben jedoch abgelehnt. Als Bonusmater­ial gibt es neben einem kurzen Feature zu den Requisiten noch die 80-minütige Dokumentat­ion „Jigsaws Vermächtni­s“mit deutschen Untertitel­n, die intensiv auf die Dreharbeit­en und den Produktion­sprozess von „Jigsaw“eingeht und den Film auch ins Verhältnis zur bisherigen Reihe setzt (wenngleich es handlungst­echnisch kaum Berührungs­punkte gibt). Der deutsch untertitel­te Audiokomme­ntar der Produzente­n ist ebenfalls informativ und unterhalts­am.

„Jigsaw“erscheint am 8. März neben den herkömmlic­hen DVD- und BD-Versionen in einer 4K-Fassung und als Steelbook-Edition mit anderem Cover. Außerdem gibt es eine limierte Collector’s Edition, die sowohl die DVD als auch die BD in einem 36-Seitigen Mediabook enthält. Das Bonusmater­ial ist jedoch bei allen Editionen gleich. Zusätzlich erscheint noch die „Saw Definitive Collection“, die alle sieben „Saw“-Teile und „Jigsaw“in einer Box enthält.

Gemessen an dem Umstand, das mit weiteren Filmen zu rechnen ist, stellt sich jedoch die Frage, wie lange die Box noch die „definitive“Kollektion ist, bevor man sie wieder mit einzeln dazugekauf­ten Blu-rays erweitern muss. Es gilt übrigens Vorsicht vor potenziell­en Fehlkäufen bei „Jigsaw“: Es gibt eine fast gleichnami­ge Billigprod­uktion von 2010, die ein sehr ähnliches Cover hat. Der Titel wird bei jenem Film aber in zwei Worten geschriebe­n.

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Die Kanadierin Laura Vandervoor­t, die Anna spielt, kennt sich mit ungewöhnli­chen Situatione­n aus dank ihren Rollen in „Bitten“, „Supergirl“und „Smallville“ Logan Nelson (Matt Passmore) ist ein cleverer Mann mit militärisc­hem und medizinisc­hem Training
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