Der andere Liebhaber
Chloé (Marine Vacth) leidet unter krampfhaften Unterleibsschmerzen und Depressionen. Der Psychotherapeut Paul (Jérémie Renier) nimmt die Behandlung auf, doch die beiden verlieben sich ineinander und schon wenige Monate später ziehen sie in eine gemeinsame Wohnung. Obwohl zunächst alles in bester Ordnung scheint, beschleicht Chloé bald das Gefühl, dass Paul ihr Teile seines Lebens verheimlicht. Ihr Verdacht bestätigt sich, als sie seinen Zwillingsbruder Louis kennenlernt. Im Gegensatz zu Paul ist Louis herrisch, dominant und schreckt nicht vor Gewalt zurück. Entgegen aller Vernunft stürzt sich Chloé in eine gefährliche Affäre mit ihm und verliert sich als Gefangene ihres Verlangens nach dem Fremden in surrealer Leidenschaft. Die 108 Minuten beginnen geruhsam, steigern sich in sinnliche Romantik und schwenken dann plötzlich in aufgeladene Dramatik mit partiellen Thriller-Elementen um. Paranoia und Sexappeal sind die tonangebenden Hauptträger des an einigen Stellen instabilen Handlungsgerüsts. Regisseur Francois Ozon traut sich dabei auch mal, hemmungslos über die Stränge zu schlagen und nach dem Prinzip mehr ist mehr die Gemüter zu erhitzen. Blutige Effekte, Nacktheit und sexuelle Tabuthemen machen den Film aufregend. Aber im glorreichen Finale kann der Genre-Cocktail den Anspruch eines durchdringenden Thrillers nicht halten. Spannung und Furcht werden primär durch die präsente Hintergrundmusik erzeugt, die in pulsierender und abrupter Tonlage wie eine Warnung klingt. Marine Vacth führt die Handlung souverän, durchläuft in ihrer Rolle aber im Unterschied zur Handlung keine nennenswerte Entwicklung.