Digimon Adventure tri
Mit dem vierten Kapitel „Lost“, startet die insgesamt sechsteilige Filmreihe in ihre zweite große Hälfte und setzt in mancherlei Hinsicht die Ereignisse auf Null zurück. Denn die Digiwelt wurde im wahrsten Sinne des Wortes „rebootet“, also zurückgesetzt. Das wirft zwar so einige Hindernisse in die Beziehung der Digiritter und ihrer Partner, erlaubt dem Zuschauer aber auch, auf die Ursprünge der Serie zurückzublicken. Überhaupt war das der tiefere Gedanke hinter der Filmreihe, die mit ihrem Start vor drei Jahren das 15. Jubiläum des Franchise feierte. Inspiriert vom gleichnamigen Spiel, betrat 1999 erstmals eine Gruppe von Kindern die digitale Welt. Mit der zweiten Staffel wurde die Geschichte fortgesetzt. Weitere „Digimon“-Staffeln folgten anderen Handlungssträngen. Doch Fans behielten stets das Originalteam im Herzen und so setzt „tri.“, als quasi dritte Staffel endlich jene Ereignisse fort. So hallen auch die neuesten Geschichten regelmäßig als Echo alter Abenteuer wider, erinnern an alte Begegnungen und Konfrontationen. Im vierten Kapitel wird das umso deutlicher. Nachdem die ersten drei Filme die reale Welt als Hauptschauplatz wählten, geht es nun zurück in die altbekannte Digiwelt. Die musste allerdings zurückgesetzt werden, um einen gefährlichen Virus zu stoppen. Das stellt Tai und seine Freunde vor eine neue Herausforderung: Ihre alten Partner erkennen sie nicht wieder. Zum Glück scheint noch immer ein unsichtbares Band zwischen Mensch und Monster zu bestehen. Nur Sora hat Schwierigkeiten, Biyomons Vertrauen zurückzugewinnen. Dann werden die Freunde durch einen Angriff über die Digiwelt verteilt. Um ihre Probleme zu bewältigen, müssen sie in jeder Hinsicht wieder zueinanderfinden. Bereits seit der ersten Ausstrahlung hatte „Digimon“ein auffälliges Merkmal, das es von Zeitgenossen wie „Pokémon“unterschied: Es war in vielerlei Sicht schwer einzuordnen. Das macht aber auch seinen Reiz aus. Während sich die Geschichten klar an Kinder richten, waren die Ereignisse oft bedrückend. Vor dem Tod zahlreicher Digimon wurde nicht zurückgeschreckt. Auch „tri.“hat außerhalb Japans einige Schwierigkeiten, sich selbst einzuordnen. Mit einer langsamen Erzählweise und der Bemühung um Charaktertiefe scheint es ältere Zielgruppen anzusprechen, doch noch immer ist es flach genug, um in eine jüngere Kategorie eingeordnet zu werden. Und dann ist da noch die Frage nach der Einordnung als Film.
Film oder Serie?
Ist es in Japan selbstverständlich, massenhaft Filme zu einer Serie zu produzieren, bevorzugt man außerhalb doch die Unterteilung der Filme in kleinere Episoden. Zwar ist das vierte Kapitel mit 82 Minuten das bisher kürzeste, doch für einen Film in dieser Länge hat es nicht genug zu bieten. Alles bewegt sich zu langsam, richtige Highlights bleiben aus. Eine längere Zeitstrecke wird nur mit aufeinander folgenden Verwandlungen verbracht, wobei ein einziges Digimon jeweils mehrmals hintereinander digitiert. Statt den Prozess abzukürzen, wird jede vorproduzierte Animation einzeln abgespielt. Gekämpft wird nur wenig. Dafür ist die Idee des Reboots spannend und mutig zugleich und erinnert an die Wurzeln als Videospiel-Franchise. Die „Spieler“starten am gleichen Ausgangspunkt wie vor fast 20 Jahren, können aber das bisher gesammelte Wissen nutzen. Es macht Spaß, Zeit mit alten Freunden zu verbringen und Schauplätze der ersten Folgen noch einmal im neuen Stil zu erleben. Die Animationen können nicht gänzlich überzeugen. Zwar sind die Bilder einigermaßen hübsch gezeichnet, aber statisch. Es fehlt einfach an Bewegung. Oft wird für längere Zeit über ein einziges Bild gescrollt, manchmal mit einem einzigen beweglichen Effekt darüber gelegt. Wer aber seine Erwartungen herunterschraubt und eine lange TV-Episode in Filmlänge erwartet, wird seinen Spaß mit diesem ansonsten sehenswerten Kapitel haben.