Genocidal Organ
Nach den eher durchwachsenen Kino-Animes „The Empire Of Corpses“und „Harmony“erscheint mit „Genocidal Organ“nun der dritte und finale Film der inhaltlich zusammenhangslosen „Project Itoh“-Trilogie. Den Namen verdankt die Reihe dem Autor der Romanvorlagen, dem 2009 verstorbenen Satoshi Ito, der seine Bücher unter dem Pseudonym „Project Itoh“veröffentlichte. Waren die früheren Filme noch in fantastischen Szenarios wie einer Steampunk-Welt mit Zombie-Problem oder einem dystopischen High-Tech-Paradies angesiedelt, befindet sich „Genocidal Organ“unangenehm nah an der Realität.
Authentisch
Die Geschichte entführt uns in eine nahe Zukunft, in der nach einem Atombombenanschlag in den entwickelten Ländern die Überwachung der Bürger im Namen der Sicherheit noch einmal drastisch verschärft wurde. Die Dritte Welt hingegen droht, in einem Strudel aus Kriegen und Genoziden zu versinken. Es scheint, als seien diese blutigen Konflikte immer wieder mit der Anwesenheit eines einzelnen Mannes in der Region verknüpft, dem Amerikaner John Paul. Um der Frage nach dem „wie“und dem „warum“auf den Grund zu gehen, erhält das Special-Forces-Team um Captain Clavis Shepherd den Auftrag, den geheimnisvollen politischen Brandstifter zu finden und unschädlich zu machen. Eine erste heiße Spur führt die Militärermittler nach Prag, wo eine enge Bekannte des Gesuchten Shepherd mit einer verstörenden Information konfrontiert: John Paul benutze womöglich eine eigene Art der Sprache, die im Unterbewusstsein seiner Gesprächspartner aggressive Gedanken schürt, die sich letztlich in Blutbädern entladen könnten. Doch nicht nur Erkenntnisse hält die Stadt an der Moldau bereit, hier offenbaren sich auch Gegner, die weitere Ermittlungen des Teams um jeden Preis verhindern wollen. Obwohl „Genocidal Organ“eine höchst spannende und mitreißende Geschichte erzählt, ist es doch vor allem das im Animebereich noch recht frische und unverbrauchte Szenario, das den knapp zweistündigen Spielfilm aus der Masse herausstechen lässt. Statt futuristischen High-Tech-Designs bestimmt vertraut wirkende und plausibel weitergedachte Technologie das Bild der nahen Zukunft dieses Titels, das mit Schauplätzen wie einem liebevoll und detailreich visualisierten Prag zusätzliche Erdung erfährt. Auch Waffen und anderes Militärgerät basieren auf realen Vorbildern, was den häufig auftretenden martialischen Auseinandersetzungen eine überraschend und auch schockierend authentische Wirkung angedeihen lässt. Die mitreißenden Action- und Kriegsszenen stellen ganz klar den visuellen Höhepunkt dieses ansonsten zwar ausgesprochen gediegenen, aber auch vergleichsweise unauffällig bebilderten Actionthrillers dar.
Schön wäre es gewesen, im Bonusmaterial Hintergründe zur Recherche und auch zur inhaltlichen Vision der Macher zu erfahren, doch leider besticht die Blu-ray-Veröffentlichung zwar durch tolle Technik und ein schickes Steelbook, verzichtet aber völlig auf Extras. Dafür liegt der komplette Film noch einmal auf DVD bei.