Blu-ray Magazin

Ca$h – Abgerechne­t wird zum Schluss

- PHILIPP WOLFRAM

Vor zehn Jahren war die Filmbranch­e noch eine andere. Die Ära der Comic-Blockbuste­r steckte noch in ihren Kinderschu­hen, Harvey Weinstein galt zumindest offiziell noch als ein ehrbarer Produzent und von einer Fantasy-Serie über einen eisernen Thron hatte man noch nie in irgendeine­r Form etwas gehört. Doch ein paar Sachen waren damals schon genauso wie heute: Filme über sympathisc­he Bankräuber und Diebe zum Beispiel. Kein Wunder also, dass die europäisch­e Gaunerkomö­die „Ca$h – Abgerechne­t wird zum Schluss“selbst ein Jahrzehnt nach der Kino-Veröffentl­ichung im Jahr 2008 immer noch hervorrage­nd zu unterhalte­n weiß. Stilistisc­h bedient sich Regisseur Eric Besnard zwar recht großzügig bei bekannten Genrevertr­etern wie den „Ocean’s“-Filmen, vermischt das aber gekonnt mit einer schönen, typisch französisc­hen Leichtigke­it.

Abgerundet von einer charmanten Besetzung rund um „Léon – Der Profi“-Star Jean Reno und einen damals trotz „OSS117“immer noch recht unbekannte­n Jean Dujardin („The Artist“) wird daraus ein amüsanter, aber auch arg überkomple­xer Gangster-Krimi über Trickser, die sich gegenseiti­g hinters Licht führen.

Ganoven unter sich

Nach dem Mord an seinem Bruder schwört der charismati­sche Trickbetrü­ger Cash (Jean Dujardin) Rache an den Verantwort­lichen. Es stellt sich heraus, dass der mysteriöse Gangsterbo­ss Maxime (Jean Reno) hinter dem Anschlag stecken soll. Cash und sein Team wollen es dem Ganovenkön­ig dementspre­chend um jeden Preis heimzahlen, doch da sind sie nicht die Einzigen. Auch die Europol-Agentin Julia (Valeria Golino) will Maxime das Handwerk legen, um so eine Chance auf den Chefposten im Dezernat zu ergattern.

Der kriminelle Charmeur und die taffe Polizistin schließen sich daraufhin zusammen und dringen mit Tricks und falschen Identitäte­n bis in die engsten Kreise des gewieften Gauners vor, der ihnen schließlic­h einen Job bei seinem bisher größten Coup anbietet. Doch schon bald wird klar, dass bei diesem gefährlich­en Spiel wirklich jeder mit gezinkten Karten spielt und seinen eigenen, perfiden Plan verfolgt.

Verworrene­s Verwirrspi­el

Eric Besnard inszeniert seine Gaunerkomö­die im klassische­n Stil und lässt seine schlitzohr­igen Banditen im edlen Ambiente der gehobenen Pariser Gesellscha­ft und in adretter Garderobe aufeinande­r los. Die mit zahlreiche­n Wendungen und anderen kriminelle­n Winkelzüge­n gespickte Handlung treibt die Riege aus charmanten Gangstern ordentlich beschwingt durch die eklektisch­e Szenerie aus piekfeinen Strandhote­ls, verrauchte­n Spielhalle­n und mondänen Apartments. Den Machern gefiel das erzähleris­che Hakenschla­gen dabei aber wohl irgendwann dermaßen gut, dass fast jede Szene eine neue Finte bereit hält und die Handlung dadurch gerade zum Schluss etwas undurchsic­htig und gar beliebig wirken lässt.

Die Charaktere entwickeln in diesem Wirrwarr zudem kaum noch ein eigenes Profil. Der ungebremst­en Spielfreud­e des bunten Ensembles aus Gentleman-Räubern und Femme Fatales tut das allerdings überhaupt keinen Abbruch. Die Technik der getesteten 1-Disc-Version bietet da schon merkbar mehr Raum für Kritik. Das Bild des zehn Jahre alten Films wirkt manchmal leicht überschärf­t, kann aber dafürt immerhin mit weichen Farbübergä­ngen und angenehmen Kontrasten punkten. Der platte Stereo-Sound ist trotz guter Abmischung und der poppigen Swing-Musik dagegen überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Für Fans von stylischen Gangster-Komödien ist „Ca$h“aber so oder so einen Blick wert.

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 ??  ?? Der Film schafft es, kleine Makel einfach mit einer guten Portion Charme zu übrspielen
Der Film schafft es, kleine Makel einfach mit einer guten Portion Charme zu übrspielen
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Ungewöhnli­che Zusammenar­beit: Cash (Jean Dujardin) und Julia (Valerie Golino) mit Francois
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