HOUSE HARKER VAMPIRJÄGER WIDER WILLEN
Mit der Krimiserien-Persiflage „Good Cops“gelang drei College-Freunden ein kultiger Nischenerfolg im Internet. Nun versucht sich das Trio mit der Horrorkomödie „House Harker – Vampirjäger wider Willen“an ihrem ersten Spielfilm. Das Ergebnis ist blutig, he
Die Tradition, den klassischen Horrorfilm in abgedrehten und meist blutgetränkten Komödien zu persiflieren, gibt es bereits sehr lange. Angefangen bei Kultklassikern wie „Der kleine Horrorladen“, über Peter Jacksons Frühwerke „Bad Taste“und „Braindead“bis hin zum fantastischen „Shaun Of The Dead“wurde fast jede Facette des Genres parodiert. Die drei Filmemacher Jacob Givens, Noel Carroll und Derek Haugen reihen sich mit ihrem Low-Budget-Streifen über tölpelhafte Vampirkiller nun in diese illustre Runde ein. Die Indie-Produktion wurde fast ausschließlich per Crowdfunding finanziert und hatte daher nur begrenzte Mittel zur Verfügung. So hat etwa die Mutter von Derek Haugen nicht nur eine Rolle als grantelige Rentnerin ergattert, sondern die Crew während des Drehs auch mit selbstgemachten Snacks versorgt. Doch selbst aus so einem kleinen Budget wurde sehr viel heraus geholt und eine wunderbar selbstironische und pointierte Horror-Satire inszeniert, die ganz im Stile ihrer humorigen Vorbilder ein Klischee nach dem nächsten durch den mit Blut vermischten Kakao zieht.
Die Harker-Familie
Warum bekommt eigentlich Victor van Helsing die ganze Aufmerksamkeit, während es doch eigentlich Mina und Jonathan Harker waren, die Dracula getötet haben? Die Macher des vorliegenden Films haben beschlossen, die Nachfahren der legendären Vampirjäger in den Mittelpunkt zu stellen. Genauer gesagt, sind dies die zwei trotteligen Brüder Gerry (Jacob Givens) und Charlie Harker (Noel Carroll), die zusammen mit ihrer Schwester Paige (Whitney Moore) immer noch im Haus ihrer Vorfahren in Leechwood wohnen und verzweifelt versuchen, aus ihrer Herkunft Profit zu schlagen. Um das kleine Anwesen zu einer Touristenattraktion auszubauen, haben die Brüder von der Stadtverwaltung 50 000 Dollar erhalten. Doch statt zu Hammer und Säge zu greifen, haben Gerry, Charlie und ihr Freund Ned (Derek Haugen) das Geld in ein Vampir-Theaterstück investiert. Nun haben die drei Kumpel eine Woche Zeit, die Kohle zurück zu zahlen, da sie sonst das Haus verlieren. Als kurze Zeit später ein Triebtäter bei ihnen einbricht, dabei an einer Wunde am Hals stirbt und durch einen Zufall auch noch all sein Blut ausgesaugt bekommt, wittern die Harker-Brüder
ihre Chance, die Vampirlegende wiederzubeleben und gewinnbringend auszuschlachten. Blöd nur, dass die monströsen Blutsauger alles andere als Fiktion sind...
Gerry und Charlie vs. Evil
Das krude Ensemble an Charakteren sorgt ohne überzeichnete Gewalt für reichlich Unterhaltung. Gerry ist ein gescheiterter Schauspieler, der für seine trashigen Film über einen Tambourstab-Werfer verspottet wird, während Charlie als leicht autistischer Nerd mit einem Bleistift redet. Der Taugenichts Ned versucht hingegen verzweifelt, bei der Schwester seiner Freunde zu landen, obwohl die bereits mit dem sensiblen Sheriff (Nathan Lorch) verlobt ist. Ihr alter Nachbar (Arlan Godthaab) entpuppt sich hingegen als Priester im Ruhestand, der in seinen Tagen als Exorzist tagtäglich von dämonischen Mädchen angepöbelt und vollgekotzt wurde. Neben diesen netten Anspielungen auf bekannte Horror-Klassiker dürfen bei einem Vampirfilm natürlich auch ein paar Seitenhiebe in Richtung „Twilight“-Saga nicht fehlen. Wenn die fiktive Autorin Stacey Mendler die mordenden Spitzzähne als missverstandene Emo-Blutsauger darstellt, sollte jedem klar sein, dass die Schriftstellerin später auf besonders brutale Art ins Gras beißt. Die Filmemacher gehen dabei mit sehr viel Kreativität zur Sache, spielen bis zum blutigen Finale gekonnt mit den Erwartungshaltungen und nehmen dabei auch genrefremde Stereotypen aufs Korn.
Freunde des reinen und komplett überzogenen Splatters werden bei „House Harker“daher nur bedingt ihre Freude haben. Zwar fließt der rote Lebenssaft gerade zum Schluss ganz ordentlich, an die Blut- und Gekröse-Orgien aus anderen Streifen kommt der Film (aus Budgetgründen) allerdings nicht heran. Das Niveau der praktischen und digitalen Effekte ist aber ganz anständig und hat einen hausgemachten Charme. Auf der technischen Seite ist bei der Blu-ray viel Luft nach oben. Auf einer RED-Kamera gedreht, ist das Bild recht glatt produziert und hat gute Farben – knackige Schärfe oder Details lassen aber zu wünschen übrig. Bei dunkleren Einstellungen kommt es zu häufigem Bildrauschen und digitalen Artefakten. Der Sound ist im Original meist aus einem Guss und treibt die Action mit seinem Rock- und Pop-lastigen Score gut nach vorne. In der deutschen Lokalisierung hat man die Stimmen aber etwas zu leise abgemischt. Das Bonusmaterial zeigt eine kleine Fragerunde vom Hamburger „Fantasy Film Fest 2016“. Für alle Freunde von einfallsreichen Horrorkomödien ist „House Harker“ein absoluter Pflichtkauf. Allein schon, um die Wahrscheinlichkeit für die angedeutete Fortsetzung zu erhöhen – darin stellt sich die Harker-Gang dann blutrünstigen Werwölfen!