Die Milchstraße
Zwei Männer pilgern auf dem Weg von Frankreich nach Spanien und durchschreiten dabei nicht nur Raum, sondern auch Zeit. Dafür brauchen sie keine Zeitmaschine, sondern nur den Verstand des surrealistischen Filmemachers Luis Buñuel, der mit „La Voie Lactée“eine ungewöhnliche Kritik an Religion und Ketzerei schuf. Nun wagt auch der Film einen weiteren Zeitsprung und erscheint mithilfe von Studiocanal erstmals auf Blu-ray. Auf ihrer Reise begegnen den Landstreichern Jean (Laurent Terzieff) und Pierre (Paul Frankeur) so einige ungewöhnliche Gestalten. Hier ein Junge mit auffälligen Blutmalen, der ihnen aus heiterem Himmel eine Limousine beschert, da zwei Duellanten aus dem 17. Jahrhundert, die um ihren Glauben kämpfen. Eine weitere Erzählebene zeigt einen nicht gerade perfekten Jesus Christus (Bernard Verley), der sich nur auf Anraten seiner Mutter den Bart stehen lässt. Doch auch er und seine Anhänger scheinen nicht fest an eine Zeitebene gebunden zu sein. Ähnlich wie seine Figuren löst sich der Film von den grundlegenden Regeln des Erzählens. Einen übergreifenden Spannungsbogen gibt es nicht und die beiden Protagonisten nehmen kaum mehr Platz ein, als jeder andere Nebencharakter. In vielen alleinstehenden Episoden streiten Menschen über Religion und präsentieren Formen von Ketzerei. Das ist manchmal spannend und manchmal eher nicht. Kleine Kniffe, wie das Auftreten des Marquis de Sade in einer Szene erfordern ein gewisses Hintergrundwissen. Doch gerade aus diesem Grund sind die Extras mindestens so spannend, wie der Film selbst. Besonders die halbstündige Analyse von Prof. Peter W. Evans bietet interessante Einblicke und Ideen.