Tagebuch einer Kammerzofe
Célestine (Jeanne Moreau) ist die Protagonistin von „Tagebuch einer Kammerzofe“, einem Film aus Luis Buñuels später Schaffensphase. Es ist das Jahr 1928, Célestine hat es von Paris aufs Land verschlagen und ihre neuen Arbeitgeber sind gewöhnungsbedürftig. Der alte Monsieur Rabour (Jean Ozenne) bringt die neue Kammerzofe dazu, in den Schuhen seiner alten Liebhaberinnen vor ihm herumzustolzieren, sein Schwiegersohn Monsieur Monteil (Michel Piccoli) stellt ihr nach, wie übrigens so ziemlich jeder Mann, und die Hausherrin, Madame Monteil (Francoise Lugagne) ist sehr streng und bieder. Der Kutscher und Mann für alles im Haushalt, Joseph (Georges Géret) steht für den aufkeimenden, organisierten Faschismus. Als Rabour stirbt, beschließt Céleste, dem Landleben den Rücken zu kehren. Doch dann erfährt sie, dass das Bauernmädchen Claire (Dominique Sauvage-Dandieux), das sie sehr ins Herz geschlossen hatte, vergewaltigt und ermordet wurde, und sie bleibt. Der Film, dem der gleichnamige Roman von Octave Mirbeau zu Grunde lag, gibt dem Zuschauer keinen Abschluss, mit dem er wirklich glücklich sein wird, aber das gehört zum Grundton des Films. Dafür ist die kritische Darstellung des französischen Landadels interessant. Und obwohl „Tagebuch einer Kammerzofe“aus dem Jahr 1964 stammt, befinden sich darin Inhalte, die auch heute Relevanz haben. Da wäre einerseits der Machtgebrauch gegenüber Frauen, aber auch die Beklemmung, wenn Joseph durch seine dominante Art unwidersprochen faschistische Aussagen am Esstisch treffen darf. Zudem sehen die Konturen für einen Film dieses Alters ziemlich gut aus, und es gibt nur wenige Bildstörungen zu verbuchen.