30 JAHRE STIRB LANGSAM
Zuerst suchte er seine Frau, dann hatte er keine Schule, aber seitdem ihm ein Deutscher mit schwachem Nacken eine Maschinenpistole überließ, is John McClane, verkörpert durch Bruce Willis, nicht mehr aufzuhalten.
Egal ob Hochhaus oder Flughafen, ob New York City, Neu England oder Ex-Sowjetrepublik, wenn der Bulle mit tödlichen Fingern und tödlicheren Sprüchen auf der Lauer liegt, haben Bösewichte nichts mehr zu lachen – und das seit dreißig Jahren! Anlässlich dieses Jubiläums erscheinen der Originalfilm auf UHD-Blu-ray (in Standard-Ausführung und als Steelbook) sowie die gesamten Filme der „Stirb Langsam“-Reihe als Steelbook-Sammleredition.
Alles begann auf dem Nakatomi Plaza . . .
Schon seitdem John McClane zum ersten Mal gegen eine Gruppe hauptsächlich deutscher Bankräuber im Jahre 1988 antrat, gehört „Stirb Langsam“zu den wichtigsten Actionfilmen überhaupt. Und das zu recht, denn „Stirb Langsam“war einerseits eindeutig ein 1980er-Jahre Actionfest und gleichzeitig in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich und neu. Zwar hatten Filme wie „Predator“, „The Terminator“, oder auch „Rambo“schon einen Standard für One-Liner-lastige Baller-Action gesetzt, aber „Stirb Langsam“rangierte auf einer anderen Ebene und das fing schon beim Protagonisten an. Anstatt eines Elitesoldaten folgt man einem New Yorker Polizisten, der seine vermeintlich besten Jahre bereits hinter sich hat. John McClane ist hart aber herzlich und nicht zu schüchtern, um zu schnauben, dass er eigentlich lieber etwas anderes tun würde, als mit einer MP5 bewaffnet in einem Hochhaus auf Bankräuber-Jagd zu gehen. Aber John McClane kommen halbe Sachen nun einmal nicht in die Tüte und so bleibt der weihnachtliche Frieden aus, bis auch der letzte charismatische Möchtegern-Räuber seinem ikonischen Ende entgegen gestürzt ist. Die bösen Buben sind tot, die meisten Geiseln befreit, die Welt wieder heile und Vaughn Monroe am Mikrofon – zumindest am Heiligabend 1988 war die Welt wieder in Ordnung. Doch wie so häufig ist die Ruhe vor dem Sturm die stillste.
Mehr Platz, mehr Feinde . . .
Zwei Jahre später erscheint auch schon der nächste „Stirb Langsam“-Film. Ursprünglich sollte der zwar gar kein „Stirb Langsam“werden, aber da John McClane bereits so gut angekommen war, ließ man lieber ihn anstatt eines uninteressanten 0815-Protagonisten erneut die Knarren schwingen. Dieses mal sind die Räumlichkeiten allerdings ein bisschen weniger beengt. Während Bruce Willis 1988 noch auf ein einziges Hochhaus beschränkt wortgewandte Gerechtigkeit verteilen musste, wurde der Action-Spielplatz 1990 schon auf einen ganzen Großraumflughafen ausgeweitet, und dieses mal gilt es nicht, mitteleuropäische Bankräuber zu besiegen, sondern ehemalige US-Kommandos. Doch auch die abtrünnige Elite der US-Streitkräfte hat gegen den Bullen mit Unterhemd und Zippo wenig in der Hand. Denn es braucht schon ein bisschen mehr als dutzende Soldaten und Flugabwehrraketen, um John McClane aus der Puste zu bringen.
Aller guten Dinge sind drei
Zwar hatte Willis für die nächsten Jahre ordentlich zu tun, doch ein neuer „Stirb Langsam“ließ weitere fünf Jahre auf sich warten.
Als „Stirb Langsam – Jetzt erst Recht“dann 1995 erscheint, hat John endlich einen Heimvorteil, denn dieses mal wollen ihm die bösen Jungs in New York an den Kragen, und an die Wäsche, wortwörtlich. Doch zum ersten mal findet sich McClane nicht nur zufällig in eine prekäre Lage geworfen. Diese mal haben es die vermeintlichen Terroristen auf McClane selbst abgesehen. Anstatt wie noch in den Teilen 1 und 2 eine unerwartete Ablenkung zu sein, ist McClane nun eines der Hauptziele. Und wäre das nicht schlimm genug, drohen die Terroristen auch noch damit, Schulen zu sprengen, wenn McClane nicht handelt. Zu allem Überfluss für John, aber zum Glück für die Zuschauer, muss sich der Fäuste-schwingende und Knarren-schießende Allwetter-Polizist dazu auch noch mit einem dauer-nörgelnden Samuel L. Jackson abgeben (übrigens hatten beide ein Jahr zuvor noch zwei der Hauptrollen in „Pulp Fiction“). Dass auch Regisseur John McTiernan, der auch schon im ersten Teil Regie führte, in „Stirb Langsam – Jetzt erst recht“wieder das Zepter übernahm, merkt man ungemein, da vieles tatsächlich sowohl inhaltlich als auch stilistisch an das Original anknüpft. Leider ist Nummer drei der letzte Teil, über den man das noch wirklich sagen kann.
Action ist Silber, eine gute Handlung Gold
Zwar ist „Stirb Langsam“heutzutage eine Pentalogie, doch spätestens mit dem dritten Film hören die Kult-Ikonen der Reihe auf. 12 Jahre nach dem dritten Titel kommt „Strib Langsam 4.0“2007 in die Kinos. Zwar erfüllt dieser das Versprechen nach geballter Action, doch vieles was die ersten drei und insbesondere den ersten Film ausgemacht hatte, ging verloren. Die Action übernahm die Oberhand und Handlungslemente und Humor wurden vernachlässigt. Die zahlreichen Explosionen können (welch Überraschung!) dann doch nicht die atmosphärische Spannung der früheren Titel, die charismatischen und interessanten Bösewichte, die unterhaltsamen Wendungen, witzigen Gespräche oder auch einfach die realistische Optik der vorherigen Filme ersetzen. Sowohl der vierte als auch der fünfte „Stirb Langsam“-Film etablieren sich zu Kassenerfolgen, erhalten von Kritikern und Fans jedoch eher nüchterne und enttäuschte Bewertungen. Die Magie der früheren Filme bleibt unerreicht.
Besser als die Meisten
Zwar verleiht die Ausschlachtung des „Stirb Langsam“-Franchises der Serie zum Ende hin einen leicht bitteren Nachgeschmack, doch darf man sich, ähnlich wie bei manch anderen Filmreihen, nicht die guten Exemplare davon schlecht machen lassen. Und da insbesondere die „Stirb Langsam“-Reihe keine wirklich zusammenhängende Geschichte über die Filme hinweg erzählt, lassen sich die eher unbefriedigende Titel gut ausklammern, ohne Wichtiges zu verpassen. Und das was „Stirb Langsam“erst zu der Action-Ikone gemacht hat, findet man selbstverständlich trotzdem auf den Blu-ray-Neuerscheinungen wieder. Denen, die Gefallen an den vielen kleinen Besonderheiten der „Stirb Langsam“-Reihe gefunden haben, sei es das „Yippie Yah Yei Schweinebacke“, das „Ho-Ho-Ho, jetzt habe ich ein Maschinengewehr“, die Grubers, das immer hilfreiche Feuerzeug oder das vollgeschwitzte Unterhemd, wird das neu erschienene „Stirb Langsam“5-Film Boxset bzw. der Originalfilm auf UHD-Blu-ray sicherlich viel Freude bereiten. Die Limited-Edition Steelbooks und die UHD Version erscheinen allesamt am 9. Mai im deutschen Handel. Bis zum Redaktionsschluss erreichte uns leider keine UHD-Disc, weshalb wir den Test verschieben mussten.