Kino-Vorschau: Deadpool 2
„Was zum Ficklappen ist das denn?“– Ein neuer Deadpool-Streifen wie’s aussieht. Und wieder mal geht’s ab durch die vierte Wand in eine Menge brutaler Action mit derben Sprüchen, Pippi-Kacka-Humor, diversen Seitenhieben auf artverwandte wie konkurrierende
Deadpool ist der wohl durchgeknallteste Charakter der Marvel-Universen. Als eigenwilliger Antiheld mit umfassenden Selbstheilungskräften, einem bis zur Widerwärtigkeit malträtierten Körper und seiner Fähigkeit, jederzeit die vierte Wand zu durchbrechen, genießt er außer Konkurrenz nahezu komplette Narrenfreiheit. Eingeschüchtert von dem derben und polarisierenden Humor und dem daraus resultierenden R-Rating (nur für Erwachsene geeignet) trauten die konservativen Führungskräfte der 20th-Century-FoxStudios Deadpools Kinodebüt 2016 von Beginn an keinen durchschlagenden Erfolg zu. Doch die klingelnden Kinokassen bewiesen das eindeutige Gegenteil. Mit über 760 Millionen US-Dollar weltweit übertrumpfte „Deadpool“viele seiner Marvel-Konkurrenten und spielte sogar mehr ein als der bis dato erfolgreichste X-Men-Film „Zukunft ist Vergangenheit“(748 Mio. Dollar). Allein in Deutschland verzeichnete „Deadpool“mehr Kinobesucher als „Avengers: Age of Ultron“oder auch „Guardians Of The Galaxy“. Mit diesen schwarzen Zahlen im Rücken stand dem bereits im ersten Film angekündigten Nachfolger nun endgültig nichts mehr im Weg.
Glück und Pflanzenversteher
Wurde im Vorgänger noch, wie üblich für Debüt-Helden im Kino, die Entstehungsgeschichte um Deadpool alias Wade Wilson (Ryan Reynolds) abgeklappert, steht nun eine neue Herausforderung vor der Tür. Cable (Josh Brolin), Sohn der X-Men Cyclops und eines Klons von Jean Grey sowie Deadpools ehemaliger Kamerad aus den Comics, ist aus der Zukunft aufgetaucht, um den kleinen, vorlauten Mutanten-Jungen Russell (Julian Dennison) zu töten und so eine scheinbar dystopische Zukunft zu verhindern. Doch diesen feigen Kindsmord kann Deadpool natürlich nicht zulassen. Um Cable eine schlagkräftige Gewalt entgegen setzen zu können und vielleicht auch um ein neues, zukunftssicheres Franchise zu etablieren, rekrutiert er die X-Force. Neben alten Bekannten wie Colossus und Negasonic Teenage Warhead (Brianna Hildebrand) gesellen sich die sexy Latina Neena Thurman alias Domino (Zazie Beetz) dazu, deren Spezialfähigkeit pures Glück zu sein scheint, sowie Bedlam (Terry Crews), der aus Pflanzen Energie gewinnen kann. Des Weiteren komplettieren Shatterstar (Lewis Tan), Zeitgeist (Bill Skarsgård) und der völlig superkraftlose, aber motivierte wie interessierte und bierbäuchige Normalo Peter (Rob Delaney) die Gruppe. Aber auch Deadpools große Liebe Vanessa (Morena Baccarin), sein feiger wie kaltherzig sprücheklopfender Kumpel Weasel (T. J. Miller) und seine blinde Mitbewohnerin Blind Al (Leslie Uggams) sind wieder mit von der Partie.
Turbulente Verhältnisse
In der Produktion des zweiten Teils hat sich das ein oder andere im Vergleich zum Vorgänger verändert. Hauptdarsteller Ryan Reynolds bekam vertraglich ein umfassendes Mitspracherecht an kreativen und inhaltlichen Entscheidungen zugesichert und beteiligte sich maßgeblich am Drehbuch. Auch der Regisseur des ersten Teils Tim Miller war anfangs noch mit an Bord, verließ aber aufgrund kreativer Differenzen mit Reynolds vorzeitig das Projekt, da letzterer vor allem in Sachen Humor den Tenor des Vorgängers bewahren und weiter führen, während Miller einen neuen Stil etablieren wollte. In Sachen Story werden ebenso an verschiedenen Stellen neue Wege gegangen. Im Gegensatz zu den Comicvorlagen wird Cable nicht als Gefährte an der Seite von Deadpool stehen, sondern ihm als Erzbösewicht gegenüber treten. Ebenso steht die X-Force nicht ganz vorlagengetreu nun unter Deadpools anstatt unter Cables Führung.
Die Zeichen stehen gut
Bereits der erste „Deadpool“-Film spaltete die Gemüter. Für die einen waren der Humor und die Action zu primitiv und abgedreht, während Fans gerade darin den frischen Wind bekommen haben, den sie seit Langem in dem immer wieder kehrenden, episch-bombastischen Marvel-Einerlei der letzten Kinojahre vermisst haben. Und der Erfolg gibt „Deadpool“recht. Was kann man also vom zweiten Teil erwarten? Voraussichtlich schon mal nicht weniger als die Qualitäten des Vorgängers. Das heißt vor allem durchgeknallte Action, die neben den Selbstheilungskräften von Deadpool mit Dominos andauernder Glückssträhne für viele witzige und originelle Einfälle sorgen könnte, sowie eine Menge versauter und verspielt pubertärer Sprüche. Und natürlich Deadpools charakteristisch freimütiger Seiltanz über die Grenze zur vierten Wand, mit diversen Anspielungen auf Filme, Comics, Spiele und so weiter. Nichtsdestotrotz bleibt vorab noch zu hoffen, dass hier nicht nur die etablierte Erfolgsformel wiedergekäut wird und genügend originelle Ideen für knallige Überraschungen sorgen werden. Zumindest die veröffentlichten Trailer lassen schon mal auf eine ähnlich unterhaltsame Achterbahnfahrt schließen.