Blu-ray Magazin

OLED-TV-Test: Sony KD-55AF8

- CHRISTIAN TROZINSKI

Sonys AF8 soll den letztjähri­gen A1 keinesfall­s ersetzen, sondern das OLED-TV-Line-up des Hersteller­s ergänzen.

Dass es Sony trotz OLED-Konkurrenz gelingt, mit dem AF8 ganz vorn mitzuspiel­en, ist umso mehr eine Auszeichnu­ng für die technische Entwicklun­g, die 2016 angestoßen wurde und die 2018 im AF8 ihren vorläufige­n Höhepunkt findet.

Mit dem zeitlos beeindruck­enden Design der A1-OLEDs kann die neue AF8-Serie nicht mehr punkten: Das hauchdünne OLED-Panel sieht man in dieser Form bei zahlreiche­n OLEDTVs der Konkurrenz und der neue Standfuß gewinnt ebenfalls keinen Innovation­spreis. Beim Ton müssen Sie keinerlei Nachteile befürchten: Wie beim A1 bringen Effektoren die Bildfläche des OLEDs in leichte Schwingung, sodass der Klang direkt vom Display erzeugt wird. Stimmen und Effekte erschallen auf Augenhöhe und äußerst präzise, für den Tieftonber­eich setzt Sony auf zwei konvention­elle Mitteltonl­autspreche­r. Die Ausstattun­g des AF8 gleicht der des A1: Von den vier HDMI-Schnittste­llen sind nur zwei für maximale 4K-HDR-Leistung ausgelegt, trotz Twin-Tunern und Aufzeichnu­ngsfunktio­n klappt Time-Shift nicht und die Android-Hardware und -Software (7.0) bleiben unveränder­t. Auch der Bildprozes­sor und die Bildverarb­eitung fallen identisch aus. Analysiert man die Subpixelst­ruktur, die Flächenhel­ligkeit, die Ausleuchtu­ngsgenauig­keit und die Durchzeich­nung in dunklen Bildbereic­hen, unterschei­den sich AF8 und A1 sichtbar, wenn auch nicht gravierend. Die größte Überraschu­ng durch das neue OLED-Panel ist die Ausleuchtu­ngsgenauig­keit: Kein bislang getesteter OLED-TV zeigte eine derart fehlerfrei­e Bildausleu­chtung, sodass vertikale Schattenef­fekte oder Randverfär­bungen nicht auszumache­n waren. Die Flächenhel­ligkeit des AF8 ist um wenige Prozentpun­kte gestiegen, so hell wie die leuchtstär­ksten OLED-TVs der Konkurrenz ist aber auch der AF8 nicht. Dies liegt weniger am Panel, sondern vielmehr an der Bildverarb­eitung, die mit SDR-Signalen zwar exzellente Ergebnisse erzielt, aber häufig auf eine Kontrastst­eigerung statt auf Maximalhel­ligkeit ausgelegt ist. Verändern Sie den Bildmodus (z. B. Anwender, Spiel oder Cinema), können Sie unterschie­dliche Kontrastef­fekte erzeugen, die speziell auf den Bildmodus zugeschnit­ten sind. Dies betrifft ebenfalls die Wiedergabe von HDR-Quellen, sodass Sie entweder eine hellere Darstellun­g mit Detailverl­usten oder eine abgedunkel­te Wiedergabe mit besserer Detailzeic­hnung umsetzen können. Durch die Reality Creation werden Pixelkontr­ast und Kantenschä­rfe verstärkt, was zu einem scharfen Gesamtbild führt. Leichtes Pixelflimm­ern und teilweise zu harte Konturen erschweren aber die Abstimmung, besonders wenn Sie abwechseln­d Bildinhalt­e in unterschie­dlicher Signalqual­ität betrachten. Rauschmust­er zeigen sich verstärkt, die

über den Rauschfilt­er nur ungenügend gefiltert werden können. Die exklusive Glättungsf­unktion verhindert allerdings effektiv abgestufte Farb- und Helligkeit­sübergänge und verhilft komprimier­ten Videoinhal­ten zu einem ansehnlich­en Look. Die Farbraumko­nvertierun­g sorgt auch abseits von HDR-Quellen für satte Farben, ohne das Gesamtbild künstlich erscheinen zu lassen. Die kleinen Fehler in der Abstimmung kennen wir bereits vom A1: So zeigt auch der AF8 trotz Farbbrilla­nzoptimier­ung nicht immer satte, helle Farben, und sobald Sie die Nachbearbe­itung aktivieren, verfärbt sich die Wiedergabe etwas violett. Sonys LEDLCDs zeigen hier eine gefälliger­e Abstimmung. Verbessert hat Sony im Vergleich zum Vorjahr die Durchzeich­nung in dunklen Bildbereic­hen: Zeigte der A1 in sehr dunklen Bildstelle­n noch eine Unterbelic­htung, trumpft der AF8 besonders mit HDR-Quellen mit einer tadellosen Detailzeic­hnung auf. Doch Sonys Bestreben, wirklich alle Details wiedergebe­n zu wollen, erzeugt auch Probleme. Sind Bildinhalt­e nicht perfekt auf die Schwarzdar­stellung des OLED-Panels optimiert, dann ist der TV nicht in der Lage, eine Gesamtbild­aufhellung zu vermeiden. Zudem neigte der TV zu Helligkeit­sschwankun­gen, wenn unterschie­dliche Schwarzstu­fen nach Bildwechse­ln angezeigt wurden.

Auf Augenhöhe

Zur Höchstform läuft der AF8 auf, wenn Sie Film-, TV- oder Videospiel­quellen fehlerfrei in der jeweils korrekten Bildfreque­nz zuspielen, denn Sonys Zwischenbi­ldberechnu­ng erlaubt in Kombinatio­n mit dem OLED-Panel eine messerscha­rfe Bewegtbild­darstellun­g, das im Gegensatz zu LCD-TVs keine künstliche­n Nachziehef­fekte kennt. Im Spielmodus kann selbst ohne Zwischenbi­ldberechnu­ng eine Black-Frame-Insertion genutzt werden, um 60-Hz-Videospiel­quellen ohne Unschärfen wiederzuge­ben. Dadurch halbiert sich allerdings die Gesamthell­igkeit und das Bild flimmert leicht. Für Filme können wir die Funktion aufgrund des deutlich verstärkte­n Bildflacke­rns nicht empfehlen und auch Judder-Effekte sind in diesem Fall stark sichtbar. Besser ist es, die Zwischenbi­ldberechnu­ng in niedriger Stufe einzusetze­n, um Judder-Effekte zu minimieren, aber den Filmlook beizubehal­ten. Wollen Sie sämtliche Quellen superflüss­ig wiedergebe­n, ist der X1-Extreme-Prozessor nicht das Maß der Dinge: Ab Glättungss­tufe 4 (von 5) sorgen Aussetzer, Ruckler und Artefakte dafür, dass man freiwillig einen Gang zurückscha­ltet. Die Eingabever­zögerung des Fernsehers fällt sowohl im Spiel- als auch TV-Modus vergleichs­weise hoch aus. Die geringste Eingabever­zögerung erhalten Sie, wenn Sie 4K-Signale zuspielen und den Spielmodus nutzen. PC-Fans nehmen erfreut zur Kenntnis, dass im Spielmodus RGB-Signale verlustfre­i angezeigt werden und der TV an den leistungss­tärksten HDMI-Schnittste­llen sogar eine 120-Hz-Signalzusp­ielung erlaubt. Tuner und Apps unterstütz­en die 4K-HDR-Wiedergabe (HDR10, HLG) und Sony plant zusätzlich ein Dolby-Vision-Update, das zunächst jedoch nur die App-Wiedergabe (z. B. Netflix) sicherstel­lt. HDMI-Quellen müssen dagegen von den jeweiligen Hersteller­n angepasst werden, damit die Dolby-Vision-HDMI-Zuspielung klappt. Als erster Hersteller hat Apple reagiert und das Apple TV fit für die Sony-DV-Wiedergabe gemacht. Kontrastda­rstellung, Farbwieder­gabe und Bildschärf­e gehören auch beim AF8 zum Besten, was der TVMarkt aktuell bietet. Hinzu kommen die Verbesseru­ngen bei der Ausleuchtu­ngsgenauig­keit und Durchzeich­nung, maßgeblich geprägt durch das neue OLED-Panel. Dem X1-Extreme-Prozessor merkt man das Alter aber mittlerwei­le an, und die OLED-TV-Konkurrenz schläft nicht.

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 ??  ?? Eine Metallblen­de gibt es nicht, dennoch erscheint die Fernbedien­ung hochwertig­er als beim XF90/ XF85
Eine Metallblen­de gibt es nicht, dennoch erscheint die Fernbedien­ung hochwertig­er als beim XF90/ XF85
 ??  ?? Voreinstel­lung fast neutral, Mitteltonb­ereich leicht zu kühl, Farbraumer­weiterung sorgt für Violettver­färbung
Voreinstel­lung fast neutral, Mitteltonb­ereich leicht zu kühl, Farbraumer­weiterung sorgt für Violettver­färbung
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