| Kino-Vorschau: Ant-Man & The Wasp
Am Anfang war er nur ein unterfordertes Hackergenie mit einer kriminellen Vergangenheit und schlechten Berufschancen, jetzt ist er ein überforderter Superheld mit einer kriminellen, aber geläuterten Vergangenheit und schlechten Überlebenschancen, und trotzdem hat sich doch so viel mehr in den letzten Jahren verändert, als diese Eckdaten vermuten lassen.
Der neue Superheldenfilm „Ant-Man & The Wasp“ist der erste Marvel-Streifen, der nach „Avengers Infinity War“und dessen schwerwiegenden Konsequenzen erscheint. Zwar hat Ant-Man in seinem ersten Kinofilm doch überraschend seine Widersacher besiegen können, doch ließen die Umstände nicht wirklich zum Feiern an, zumal bereits in „Civil War“die Gesellschaft gespalten wurde. Die Welt ist nicht mehr die alte und unser Held mit relativer Körpergröße, Scott Lang, gespielt von Paul Rudd („Anchorman“, „Captain America: Civil War“) geht es selbst ziemlich ähnlich. Wer könnte es ihm verübeln? Denn trotz einer weiter steigenden Anzahl an besiegten Bösewichten wird dem nebenberuflichen Tagesretter bewusst, dass auch ein Superheld normale Verantwortungen zu tragen hat. Insbesondere dann, wenn man Vater ist. Mit dieser neuen Ernsthaftigkeit gewinnt Scott Lang an Vielschichtigkeit, allerdings geht damit trotzdem nicht der für Marvel- und Ant-Man typische Humor flöten, denn auch von dem größten Desaster des Universums darf man sich nicht zu sehr den Tag verhageln lassen. Zumindest nicht, wenn man einen Anzug trägt mit dem man Schiffe anheben und zugleich von einem Vogel gefressen werden kann.
Doppelte Insektenpower
Abgesehen von einem ein kleines bisschen ernsteren und erwachseneren Protagonisten, birgt sich die wohl größte Veränderung zum ersten Ant-Man aus dem Jahr 2015 in der Tatsache das neben Ant-Man eine weitere Marvel Superheldin auf den Plan tritt. Spielte die zauberhafte Evangeline Lily im ersten Teil noch die couragierte Tochter von Scotts altem Mentor Hank Pym (Michael Douglas), so zieht sich Hope van Dyne nun in Teil zwei endlich auch ein Insekten-Kostüm an und übernimmt damit das Zepter ihrer Mutter Janet (Michelle Pfeiffer). Hanks Partnerin verschwand eines Tages während eines gefährlichen Einsatzes, als sie sich notwendigerweise auf subatomare Größe schrumpfen musste, ohne einen Weg zurück zu finden. Die neue Wasp ist dabei mehr als nur ein würdiger Sidekick von Ant-Man, denn Wespen können fliegen und stechen, zudem ist sie weitaus intelligenter, schlagkräftiger und selbstbewusster als ihr immerhin sympathisches Ameisen-Pendant. Logisch, dass die Hierarchie-Frage häufiger zwischen den beiden geklärt werden muss, bis Scott endlich erkennt, dass die bessere Hälfte doch eigentlich immer recht hat.
Die Macht der Materie
Die Frau, mit der sich Scott stattdessen anlegen sollte, trägt den Code-Namen „Ghost“(Hannah John-Kamen). Diese weiß gekleidete Zeitgenossin ist ähnlich wie Scott eine Kriminelle, die sich auf Sabotage von großen Unternehmen spezialisiert hat. In den Comics ist „Ghost“ein Mann, der mittels seine Anzugs durch jegliche Wände gehen und sich sogar unsichtbar machen kann. Die Fähigkeiten passen also perfekt zum Diebes-Beruf, wobei beim Kinofilm abzuwarten bleibt, ob die weibliche „Ghost“-Version selbst die entsprechenden Fähigkeiten mitbringt oder ob es wie im Comic ihr Anzug ist. Mit diesen Fähigkeiten stellt sie aber auch offenbar eine Bedrohung für die gesamte Welt dar, da zum einen kein Geheimnis vor ihr sicher ist und sie zum anderen scheinbar unantastbar bleibt. Wer die Macht über Materie besitzt, könnte zudem noch ganz andere Dinge damit anstellen. Wenn sie nicht die Widersacherin wäre, könnte sie zum Beispiel Hopes Mutter wieder zurück holen. Aber wie steht „Ghost“eigentlich zu Dr. Bill Foster (Laurence Fishburne), Hanks altem Freund, der als Giant Man auch schon mal seine Größe verändern durfte? Das Problem mit Pyms Freunden ist nämlich meistens, dass sie eifersüchtig auf seine Forschungsergebnisse sind …
Alte Bekannte und neue Freunde
Auch viele der Nicht-Superfreunde und Bekanntschaften aus dem ersten Film mischen wieder ordentlich mit Humor, Sarkasmus und dem einen oder anderen Ratschlag mit. Vor allen Dingen der von Michael Peña („Narcos“, „Cesar Chavez“) gespielte Luis bekommt wieder einen prominenten und humorlastigen Part. Leider bleibt zwar ein erneuter Gastauftritt von dem charismatischen Gregg Turkington („On Cinema at the Cinema“, „Decker“) aus, doch wurde in seinem langjährigen Comedy-Kumpel Tim Heidecker („Decker“, „Tim & Eric’s Billion Dollar Movie“) ein würdiger Ersatz gefunden. Regie führte wie auch beim ersten Teil Peyton Reed, welcher zwar eigentlich eher aus Fernsehproduktionen, wie zum Beispiel „The Weird Al Show“und „New Girl“bekannt ist, der sich aber auch schon abseits seiner Marvel-Filme mit Titeln wie „Trennung mit Hindernissen“und „Yes Man“seine Lorbeeren verdient hat.
Dass sich Scott Lang und seine Freunde trotz „Civil“und „Infinity War“nach wie vor ihren Humor bewahrt haben, davon kann sich der Kinobesucher ab dem 26. Juli selbst überzeugen, dann nämlich erscheint „Ant Man & The Wasp“auf der großen Leinwand.