Zurück in die Vergangenheit
Serie
Man darf den verantwortlichen deutschen Titelschmieden wohl durchaus Kalkül unterstellen, als sie die US-Serie „Quantum Leap“(was soviel wie Quantensprung bedeutet) in „Zurück in die Vergangenheit“umbenannten. Immerhin passt der hiesige Name mindestens genauso gut zum Inhalt der Serie wie der Originaltitel, denn tatsächlich wird das Rad der Zeit hier zurück gedreht.
Dafür verantwortlich ist allerdings kein umgebauter DeLorean mit Fluxkompensator, sondern ein schiefgegangenes Zeitreise-Experiment. Als Resultat dieses Experiments erwacht Dr. Sam Beckett (Scott Bacula) im Jahre 1956 auf einem Luftwaffenstützpunkt in Kalifornien, ohne Erinnerungen, nicht einmal an die eigene Identität. Die Leute um ihn herum scheinen ihn zu kennen, halten ihn für den Testpiloten eines neuen, superschnellen Jagdfliegers. Der Blick in den Spiegel lässt ihn in ein fremdes Gesicht blicken. Zum Glück ist Beckett nicht auf sich allein gestellt, um Klarheit über seine Situation zu erhalten. Hilfe naht in Form von Al (Dean Stockwell), dem Hologramm eines Mannes, der über die Lage offenbar informiert ist, mit seinen Informationen aber nur zögerlich rausrückt. Zudem ist Beckett der Einzige, der Al zu sehen vermag, allen anderen scheint es, als spräche er ins Leere. Wie er erfährt, sprang bei dem Experiment seine Persönlichkeit zurück in die Zeit, wo sie einen Wirtskörper übernahm, dessen Persönlichkeit wiederum in die Zukunft im Jahre 1995 (gewissermaßen die Gegenwart der Serie) gezogen wurde. Um mittels eines Quantensprunges wieder in die Zukunft zu reisen, muss Beckett in der Zeit, in der er gelandet war, ein Unglück verhindern, das ohne ihn eingetreten wäre. Könnte das vielleicht etwas mit dem Experimentalflugzeug zu tun haben, das sein Wirt, der Testpilot, fliegen soll?
Soviel sei verraten: Beckett kann ein Unglück verhindern und reist in die Zukunft, allerdings nicht, wie gedacht, dorthin, wo er herkam, sondern nur ein gutes Jahrzehnt. Und wieder steckt sein Geist in einem neuen Körper. Der Weg zurück in die Zukunft scheint einer mit vielen Stationen und vielen Identitäten zu werden. Und eine Einbahnstraße ist er auch nicht.
Ein Serien-Klassiker
Es darf angenommen werden, dass es „Quantum Leap“heutzutage schwerfallen wird, viele neue Fans für sich zu gewinnen. Zwar amüsiert das Geplänkel zwischen dem von den neuen Situationen häufig überforderten Beckett und seinem Holo-Partner Al, doch sind die Dialoge nach heutigen Maßstäben natürlich eher bieder. Das persönliche Drama um Beckett und seine Familie und Freunde, das sich wie ein (oft fast unsichtbarer) roter Faden durch die fünf Staffeln der Serie zieht, wird bemüht aber ungelenk erzählt, auch da ist man inzwischen Besseres gewöhnt. Science-Fiction-typische Schauwerte gehen „Quantum Leap“weitestgehend ab, von Als durchsichtigem Tablet abgesehen glänzt futuristische Technologie genauso durch Abwesenheit wie Effekte, die sich auf ein Minimum beschränken. Immerhin ist die Ausstattung der verschiedenen Zeitstationen stimmig, sowohl Zeit- als auch Lokalkolorit werden recht glaubhaft transportiert. Bei der Reise durch die verschiedenen Jahrzehnte und Identitäten wird Beckett immer wieder mit persönlichen Dilemmas, aber auch sozialen Ungerechtigkeiten und politischen Problemen konfrontiert, was der Serie beizeiten einen didaktischen Charakter verleiht, ohne dass dabei aber der Zeigefinger belehrend erhoben würde. Vielmehr ist es angenehm und sympathisch, dass Beckett Stellung bezieht, wenn er es für notwendig erachtet. Sympathisch ist ohnehin ein Wort, mit dem sich „Zurück in die Vergangenheit“gut beschreiben lässt, ideal geeignet für verregnete Sonntagnachmittage, an denen man eine Folge zu Kaffee und Kuchen genießt, vielleicht auch mal zwei.
Ein Quantensprung
Weniger durch Sympathiewerte als vielmehr durch technische Qualitäten sollte sich aber die Blu-ray-Veröffentlichung selbst auszeichnen, und zumindest die Bildqualität kann überzeugen, wenn auch mit gewissen Einschränkungen. Bildschärfe und -sauberkeit variieren mitunter stark, wobei es so schlimm wie im Pilotfilm mit seinen qualitativ schlechten Archivaufnahmen von Flugzeugen später nur noch selten wird. Da für einige Episoden keine HD-Master zur Verfügung standen, muss dort mit qualitativ hochwertigen Upscales Vorlieb genommen werden, was aber bei allen anderen weltweiten HD-Veröffentlichungen der Serie nicht anders ist. Nicht wundern darf man sich auch über den Wechsel des Bildformats nach der ersten Episode, die in 16:9 vorliegt, die restlichen Folgen hingegen, wie auf der Box angegeben, in 4:3. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Quantum Leap“noch nie besser aussah, der Unterschied zur älteren DVD-Veröffentlichung ist sehr deutlich zu sehen. Weniger zufrieden kann man mit dem Ton sein, der in Dolby Digital vorliegt und mehr oder weniger dem DVD-Sound entspricht. Allerdings fällt dem sensiblen Zuschauer schon in der Pilot-Doppelfolge eine leichte Asynchronität zwischen Bild und Ton auf. In fünf von acht Episoden der ersten Staffel eilt der Ton dem Bild rund eine Viertelsekunde voraus, was ärgerlich ist, vielen aber möglicherweise gar nicht auffallen wird. In den späteren Staffeln tritt dieser Fehler nicht mehr auf, mit der Ausnahme einer Episode in Staffel 3.
Ein klein wenig gemeckert werden muss allerdings über die Benutzerführung der Discs. Es gibt keine Pop-up-Menüs und die Tonauswahl ist während des Anschauens gesperrt. Möchte man also zwischen deutscher und englischer Tonspur wechseln, muss man ins Hauptmenü gehen, von dort in die Sprachauswahl und dort die Wahl treffen. Danach gibt es aber leider keine Option, direkt zur vorherigen Szene zurückzukehren, vielmehr muss die Folge von vorn begonnen werden. Nichts zu beanstanden gibt es hingegen beim Bonusmaterial in Form einer Rückblick-Doku, individuellen Intros zu den Episoden, Kurzinterviews und einem Überblick über Achtziger Jahre-Serien, alles von der DVD-Gesamtbox übernommen. Am informativsten sind dabei die fünf Booklets zu den Staffeln, welche neben Episodenbeschreibungen auch noch interessante Hintergrund-Infos zur Serie und zur Produktion der einzelnen Staffeln enthalten.