Out Of Rosenheim
Etwa dreißig Jahre ist „Out Of Rosenheim“nun alt. Höchste Zeit also, sich anhand einer restaurierten Special-Edition-Blu-ray wieder mit der Geschichte zu beschäftigen, die zeigt warum Paare inmitten von Beziehungsproblemen nicht miteinander verreisen sollten.
Jasmin Münchgstettner (Marianne Sägebrecht) trennt sich mitten in der kalifornischen Wüste, untermalt von bayerischer Volksmusik, von ihrem Mann, nimmt ihre Tasche, ihren Koffer und geht. Nur wo soll sie jetzt hin? Das Bagdad Café stellt den Höhepunkt der Siedlung Bagdad dar. Ansonsten besteht sie aus einer Tankstelle. Natürlich kommt Jasmin an diesem Nabel der Welt vorbei und trifft dort auf die überforderte Café-Inhaberin Brenda (CCH Pounder). Diese wundert sich nicht schlecht über die äußerst rustikale bayerische Dame im Federhut, die ein Zimmer mieten möchte. Außerdem ist sie nicht gut drauf, hat sie doch gerade ihren Mann vor die Tür gesetzt, da sie auf dem heruntergekommenen Grundstück ja sowieso alles alleine macht. Auch Brendas Kinder kümmern sich um nichts. Dann wären da noch die Dauergäste, bestehend aus einer Tätowiererin und einem sogar für die 80er Jahre kurios gekleideten Lebemann. Aber wie soll es anders sein, als dass die beiden frisch getrennten Frauen jeweils genau das sind, was die andere braucht?
Frauenfreundschaft
Zunächst prallen hier Welten aufeinander: Zum einen die von Exotismus geprägten Vorurteile der Frau Münchgstettner gegenüber Menschen mit dunkler Haut, zum anderen die von Brenda gegenüber der fremdartigen Frau, die einen Koffer mit Männerkleidung dabei hat – Es gab da bei der Trennung eine kleine Verwechslung. Jasmins Wille, vor Ort anzupacken sorgt für eine erste kleine Annäherung zwischen den beiden. Die Gestrandete findet schnell einen Platz in dem winzigen sozialen Gefüge. Sie lässt die rigide Fassade fallen und zeigt mehr von sich – in jederlei Hinsicht. Doch dann droht die Abschiebung.
Percy Adlons „Out Of Rosenheim“aus dem Jahr 1987 ist ein witziger und warmherziger Film für Detailverliebte. Hier findet man schräge, surreale Kleinigkeiten, die das Bild bereichern und sich in die Geschichte einfügen, ohne dass irgendetwas zu gewollt oder hektisch wirkt. Im Gegenteil, der Film hat ein nahezu entspanntes Erzähltempo und dennoch machen die Hauptrollen eine ziemliche Entwicklung durch. Dass dem Bild für heutige Verhältnisse der Feinschliff fehlt, liegt natürlich am Alter des Films – mit etwas Bildkörnung muss der Zuschauer trotz des neuen 4K-Scans samt anschließender Überarbeitung schon rechnen. Diese ist aber nicht störend. Der Ton hebt sich weder zum Guten noch zum Schlechten sonderlich hervor. Dafür passt die musikalische Untermalung gut und unterstreicht den Feel-Good-Charakter des Films, der keine Angst davor hat, auch mal kitschig oder übertrieben zu sein. Die Special-Edition bietet ein Booklet, das uns allerdings nicht vorlag, sowie neues Bonusmaterial. „Out Of Rosenheim“ist ein schöner Fall von „Zuhause ist, wo das Herz ist“– oder ein Beispiel dafür, dass man wissen sollte, wann man jemanden in die Wüste schicken muss.