Docteur Knock
Ein Arzt mit gewissen Nebenwirkungen
Dank des Internets ist heutzutage jeder Patient auch sein eigener Arzt. Diagnosen werden hinterfragt, Behandlungen abgelehnt. Vor knapp 100 Jahren war das noch ganz anders: Ärzte galten als Respektspersonen und waren die sprichwörtlichen „Halbgötter in Weiß“. Das gilt auch für Knock (Omar Sy), der in Lorraine Lévys Komödie „Docteur Knock“allerdings weniger die Gesundheit seiner Patienten, sondern mehr seinen eigenen Reichtum im Kopf hat. Mit seinem frischen Medizin-Diplom in der Tasche übernimmt der ehemalige Kleinganove die örtliche Praxis im verschlafenen Städtchen Saint-Mathieu und macht sich sofort daran, aus der Naivität der Bewohner Profit zu schlagen. Mit spitzer Zunge und einem charmanten Lächeln schafft er es, dass bald die ganze Stadt bei ihm zur Sprechstunde erscheint und so fast täglich die Kasse klingelt. Trotz des Misstrauens des Pfarrers (Alex Lutz) läuft lange Zeit alles nach Plan – bis sich der spitzbübische Mediziner in die junge Adèle (Ana Girardot) verliebt und ein Weggefährte aus Knocks dunkler Vergangenheit in Saint-Mathieu erscheint. Der Film basiert dabei lose auf Jules Romains Theaterstück „Knock“von 1923, hat aber sonst nur wenig mit der satirischen Vorlage über einen medizinischen Tyrannen gemein. Das liegt am grundsympathischen Omar Sy, der seine äußerst hintertriebene Figur allerdings eher als unbedarften Filou interpretiert. Auch Lévys Regiearbeit lässt nahezu jede Form von moralischer Komplexität und kritischer Betrachtungsweise vermissen. Der Film wirkt oft wie ein harmloser Lausbubenstreich und nicht wie das Portrait eines skrupellosen Arztes, der Menschen übers Ohr haut. Unterhaltsam ist das zwar allemal, sonderlich clever aber nicht.