Ein Vogel auf dem Drahtseil
Die 1990er Jahre, das dunkle Zeitalter der Filmgeschichte. Nicht nur aufgrund der vielen Sonnenbrillen, Gelfrisuren und schwarzen Mäntel, nein, oft scheint es auch, als habe das Filmhandwerk hier einen Rückschritt gemacht. 90er-Filme altern oft schlechter als ihre Vorgänger. Teils liegt es an experimentellen Effekten und ersten CGI-Versuchen, manchmal ist es der Mangel an Nostalgie. „Der Vogel auf dem Drahtseil“kann auf keine dieser Ausreden zurückgreifen und sieht trotzdem ziemlich furchtbar aus. Zumindest die Eröffnung besticht durch blasse Farben, schwache Kontraste und einen Schwarzwert, der mehr hellgrau ist. Dazu kommen ein hohes Maß an Körnung und immer wieder auftauchende Artefakte. Die deutsche Fassung leidet in den Eröffnungsszenen an Problemen mit der Tonabmischung.
Kommt die Handlung erst einmal in Fahrt, steigt zum Glück auch die visuelle Qualität dieser Neuveröffentlichung, was der besseren Beleuchtung in den dunkleren Szenen zu verdanken ist. Mehr als gut wird die Blu-ray Fassung trotzdem nicht, was in Anbetracht des Ausgangsmaterials verständlich ist. Die Thriller-Komödie mit Mel Gibson und Goldie Hawn bedient auch beide Disziplinen eher unterdurchschnittlich. Die Actionszenen sind generisch, die versuchten Lacher laufen alle nach dem gleichen Schema. Mel Gibson ist ein ehemaliger Ermittler, jetzt als Zeuge auf der Flucht vor den Menschen, gegen die er aussagen könnte. Seine Jugendliebe trifft ihn durch Zufall und wird unfreiwillig in seine Flucht hineingezogen. Bei ihm läuft vieles schief, sie wird schnell hysterisch. Doch insgeheim lieben sie sich noch. Fertig ist die „Komödie“.