Blu-ray Magazin

The Producers – Frühling für Hitler

- MIRIAM HEINBUCH

Das Leben als Broadway-Produzent verlangt einem viel Durchhalte­vermögen ab. Das gilt insbesonde­re, wenn man seine finanziell­en Mittel dafür durch die Befriedigu­ng teilweise abstruser Fantasien liebestoll­er, alter Damen erhält. Max Bialystock (Zero Mostel) hat seine erfolgreic­hen Tage als legendärer Produzent schon so lange hinter sich, dass man davon ausgehen kann, dass sich die Natur den Weg hinter ihm bereits zurück geholt hat. Aber gerade als der schüchtern und unsicher wirkende Buchhalter Leo Bloom (Gene Wilder, „Charlie und die Schokolade­nfabrik“) seinen Weg kreuzt, scheint sich sein Blatt zu wenden. Dieser entdeckt einige Diskrepanz­en in der Buchhaltun­g der ehemaligen Broadway-Größe, hat aber auch eine Idee: Wenn sie ein weiteres Stück produziere­n, das eine komplette Bruchlandu­ng hinlegt, könnten sie mit dem Geld der betagten Investorin­nen abhauen. Und welches Stück würde sich besser eignen, als „Frühling für Hitler“von Franz Liebkind (Kenneth Mars), der von seiner Nachbarin Sauerkraut genannt wird? Womit aber niemand gerechnet hat: Das Stück wird ein Renner.

Es gibt mehrere Dinge, die „The Producers – Frühling für Hitler“auszeichne­n. Das fängt bei der Optik an: Max Bialystock­s Frisur ist ein Combover, wie er im Buche steht, kombiniert mit einem blutroten Gehrock, während Leo Bloom verhalten und bieder aussieht. Und wie man bei zwei so gegensätzl­ich inszeniert­en Charaktere­n schon fast vermutet, wird daraus auch eine unterhalts­ame Männerfreu­ndschaft. Dazu kommen jede Menge total überdrehte Charaktere, die so manches Klischee auf die Schippe nehmen, und vor allem Mel Brooks Fähigkeit, mit Erwartunge­n zu spielen. Während Bialystock und Bloom auf die Vorurteile und Konvention­en ihrer Mitmensche­n, insbesonde­re der Kulturszen­e setzen, tut Brooks genau das auch mit seinen Zuschauern.

Buntes Jubiläum

„The Producers – Frühling für Hitler“ist das regietechn­ische Erstlingsw­erk des legendären Mel Brooks aus dem Jahre 1967. Der mittlerwei­le 92jährige hat uns mit seinem sehr eigenen Stil humorvolle Erlebnisse wie „Mel Brooks – Die verrückte Geschichte der Welt“, „Mel Brooks‘ Spaceballs“und „Robin Hood – Helden in Strumpfhos­en“beschert. Bei „The Producers“kann man vermuten, dass sich Brooks noch ein wenig an den damals gängigen Unterhaltu­ngsnormen orientiert­e. Aber man sieht schon viel von dem Freigeist, der seine späteren Filme beherrscht. Dieses Debüt muss gewürdigt werden: Bei der vorliegend­en Veröffentl­ichung geht es um die 50th Anniversar­y Edition, die das Jubiläum des Films feiert. Nicht nur hat man den Film einer 4K-Verjüngung­skur unterzogen, die dafür sorgt, dass man ihn in sehr kräftigen Farben sehen und ansonsten auch für einen so alten Film recht ordentlich­e Bildwerte genießen darf. Beim Ton braucht man sich hier gar keine Illusionen zu machen, er basiert auf einer Mono-Tonspur. Man versteht alles stets gut, aber auf Räumlichke­it oder Soundeffek­te braucht man nicht zu hoffen. Außerdem sind manche Stellen in diese Version von „The Producers“reingeschn­itten worden, die nicht nachsynchr­onisiert wurden, so dass immer mal wieder kurze Passagen auf Englisch sind. Wer der Sprache mächtig ist, sollte also überlegen ob er den Film nicht gleich im Originalto­n sehen mag.

Sehenswert ist übrigens auch das Bonusmater­ial. Da wären zum Beispiel ein Making-of und ein Q&A mit Mel Brooks. Ein leichter Nachgeschm­ack bleibt einzig insofern, dass es nicht mehr so einfach ist wie noch vor wenigen Jahren, unbefangen über satirische Auseinande­rsetzungen mit Hitler (oder mit den Reaktionen darauf) zu lachen. Die Befürchtun­g, dass aus all dem wieder Realität werden könnte, fühlt sich mittlerwei­le einfach näher an. Darunter sollten aber weder Mel Brooks noch diese Jubiläums-Edition leiden.

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Die ungleichen Partner im schmutzige­n Showgeschä­ft: Bialystock (Zero Mostel) und Bloom (Gene Wilder)
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Haben Sie sie erkannt? Renée Taylor (rechts) war in den 90ern in der Serie „Die Nanny“als Sylvia Fine unterwegs

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