A Beautiful Day
Ein einziger Blick reicht aus, um zu wissen, dass „Ein schöner Tag“hier nur ironisch gemeint sein kann. Ein bärtiger Joaquin Phoenix zerschlägt mit seinem Hammer sprichwörtlich die Verantwortlichen hinter Frauen- und Kinderhandel. Noch häufiger als auf das Leben anderer, hat er es allerdings auf sein eigenes abgesehen. Die Plastiktüte über dem Kopf ist kein seltenes Bild. Ein kurzer Moment und man hat nie wirklich existiert. Da trifft es der Originaltitel und Name der Buchvorlage besser: „You Were Never Really Here“. Das passt auch sonst sehr gut zu Joe, der nach seinen Taten oft von der Bildfläche verschwindet – ebenfalls sehr sprichwörtlich im Film umgesetzt. Ein „Wechselbad der Emotionen“darf man in diesem Drama nicht erwarten. Es geht von schlecht, zu schlechter und noch schlechter. Während Joe versucht, die junge Nina aus ihrer Gefangenschaft zu befreien, zerbricht sein eigenes, sowieso schon trauriges Leben. Ähnlich Schlimmes zeigen auch die Rückblenden. Eine traumatische Kindheit und das Leben als Veteran und Agent lassen nur eine Hülle von Joe übrig. Joaquin Phoenix bringt diesen Schmerz, aber auch Joes eiserne Härte, meisterhaft zur Wirkung. Für Sympathie ist bei dem brutalen Hammerschwinger nur wenig Platz. Damit strapaziert der Film den Zuschauer aufs Höchste. Der Wechsel von lauten Musikeinlagen zu gnadenloser Stille trägt noch dazu bei. Ein Film, der fast nur aus Tiefpunkten besteht, ist eine Herausforderung und genau wie in der Geschichte, existieren hier weder gut noch schlecht. „A Beautiful Day“ist ein Film für diejenigen, die sich ihm aussetzen wollen.