Im Gespräch mit stars
In den letzten zehn Jahren sprachen wir mit vielen Schauspielern und Filmschaffenden, um einen kleinen Einblick zu erhalten in die Entstehung ihrer Filme sowie ein Gefühl zu bekommen für das Leben drum herum. Auf den folgenden vier Seiten haben wir daher noch einmal Ausschnitte aus einigen der interessantesten Interviews zusammen getragen, die einen kleinen Querschnitt durch ein ganzes Jahrzehnt Filmgeschichte bieten.
Ausgabe 01/2009: Effekt-Legende Pablo Helman über „Indiana Jones 4“: Während Steven Spielberg eine altmodisch-praktische Herangehensweise an das Filmemachen bevorzugt, treibt George Lucas die digitale Entwicklung voran. Haben Sie daran teilgenommen, einen Kompromiss zu finden?
Ja, in der Tat. Ich war in einem Meeting mit George (Lucas) und Steven (Spielberg). Und George sagte immer wieder zu Steven: „Das machen wir mit Blue Screen und hier verwenden wir Bodydoubles und dies und das“, und Steven sagte dann irgendwann: „Weißt du was? Es gibt mir sehr viel, wenn ich auf einem echten Set sein kann. Ich will es nicht so machen.“Und natürlich war er der Regisseur und das haben wir respektiert.
Ausgabe 06/2009: Regisseur John Landis über „American Werewolf in London“: Welcher Horror-Film ängstigte Sie bisher am meisten?
Ich denke, „Der Exorzist“ist möglicherweise der beste Horrorfilm. Ich bin ein Atheist – meine Wurzeln sind zwar jüdisch, aber ich bin ein Atheist. Ich glaube also nicht an den Teufel und auch nicht an Christus. Nun ja, „Der Exorzist“schafft es, einen (zumindest über die Länge des Films) glauben zu lassen, Christis Macht zwinge einen zu etwas. Ich fand es großartig und genoss das richtig, es verängstigte mich wirklich! Ich war mit zwei Freunden in dem Film. Sie sind katholisch und auch sie waren schockiert. Als wir aus dem Film kamen, diskutierten wir darüber, wir mochten ihn wirklich sehr – im Anschluss ging ich nach Hause und schlief wie ein Baby. Sie hatten wochenlang Albträume.
Ausgabe 01/2010: Kirk-Darsteller Chris Pine über „Star Trek“: Ist es richtig, dass Sie selbst nicht daran geglaubt haben, die Rolle als Kirk zu bekommen?
Ja, denn mit dem ersten Vorsprechen habe ich so meine Probleme. Ich hatte mich z.B. um eine Rolle bei „10.000 BC“beworben und musste mir dabei einbilden, mit einem Speer in der Hand und nur mit Lendenschurz bekleidet herumzulaufen und gegen nicht existente Mammuts zu kämpfen. Da kann ich einfach nicht ernst bleiben. Als ich 2007 vorsprach, spielte ich gerade am Theater und war mit meinen Gedanken woanders – und da sollte ich über Phaser, Photonentorpedos und ähnliches reden. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, es komplett vergeigt zu haben, aber J.J. Abrams muss in mir wohl etwas gesehen haben, das er haben wollte. Er kontaktierte mich ein paar Monate später, dann trafen wir uns und sprachen über die Entwicklung des Charakters. Der Rest ist Geschichte.
Ausgabe 02/2011: Regisseur Oliver Stone über „Wall Steet – Geld schläft nicht“: Die Welt der Wirtschaft ändert sich rasend schnell – haben Sie nicht Angst davor, mit diesem Film zu spät zu kommen?
Nein, wir haben ja nie einen Film über die Wirtschaftskrise von 2008 gemacht, das war nur das Fundament. Das, worum es eigentlich geht, sind sechs Menschen, die miteinander interagieren, sich lieben, sich betrügen, vor der großartigen Kulisse von New York. Idealerweise hätten wir den Film 2006 gemacht, sodass er zur Krise von 2008 erschienen wäre, das wäre natürlich perfekt gewesen. Aber so wie die Dinge jetzt sind, denke ich, dass wir einen großartigen Job gemacht und die Parallelen zu 2008 clever im Hintergrund untergebracht haben. Schauen Sie sich diesen Film in fünf Jahren noch einmal an, Sie werden dann in der Lage sein, auf 2008 wie auf 1987 zurückzuschauen, und Sie werden anhand dieser Zeitspanne den Beginn und das Ende einer Ära erkennen. Zumindest hoffe ich das.
Ausgabe 03/2011: Star-Zeichner Andreas Deja über „Bambi“: Wie steht es um die Zukunft des Mediums Zeichentrickfilm bei Disney?
Also ich sehe die Zukunft eigentlich ganz gut. Es werden vielleicht nicht mehr so viele wie damals gezeichnet. Wir hatten ja in den 1980er Jahren, Anfang der 1990er Jahre einen handgezeichneten Film pro Jahr – so etwas wird es wahrscheinlich nicht mehr geben. Aber ab und zu werden doch schon noch einige Zeichentrickfilme veröffentlicht werden, weil John Lasseter beides mag. Obwohl er natürlich Mr. CG-Animation ist, aber er mag Zeichentrickfilme, weil er mit ihnen aufgewachsen ist..
Ausgabe 05/2012: Meadows-Darsteller und Drehbuchautor Carl Gottlieb über „Der weiße Hai“: Sind Ihnen während des Drehs irgendwelche Zwischenfälle widerfahren?
Natürlich! In der ersten Version des Drehbuchs wurde der vermisste Fischer Ben Gardner bzw. sein Boot von den drei Figuren Hooper, Brody und Meadows gefunden. Während wir mitten im Meer filmten, fiel ich ins Wasser, sodass sie den Dreh stoppen mussten. Zuerst mussten die Sachen trocknen und es war schon sehr spät am Abend, weshalb die Szene zunächst gestorben war. Sie musste neu geschrieben werden. Und ich sage Ihnen, das war kein Spaß, ins Wasser zu fallen. Als ich so ins Wasser ging, dachte ich instinktiv: Haie, hier gibt es echte Haie! (lacht) Als es mir möglich war, die Szene zu überarbeiten, wurde mir und Steven klar, dass es wesentlich effektiver wäre, wenn die Szene bei Nacht und mit nur zwei Darstellern stattfinden würde. Daher machte ich an der Stelle das Schwerste, was ein Drechbuchautor/Darsteller machen könnte – Der Schreiberling in mir tilgte meinen Charakter aus der Szene. (…)
Ausgabe 06/2012: Thor-Darsteller Chris Hemsworth über „The Avengers“: Es gibt da ein paar herrliche Szenen zwischen Thor und Hulk im Film …
Ich liebe diese beiden Figuren, ganz ehrlich! Es gibt einen tollen Augenblick, der es leider nicht in den Film geschafft hat. Wir sticheln mal wieder kräftig und ich halte Banner plötzlich am Arm fest. Er sagt nur ganz trocken: „Das ist keine gute Idee, mich anzufassen.“Und ich nur so: „Warum? Meinst du, ich hab Angst vor dir? Ich hab zwar schon jede Menge von deinem Verwandlungstrick gehört, aber gesehen hab ich noch nichts davon!“Fast wie beim Wiegen vor einem großen Boxkampf, zum Schießen!
Ausgabe 06/2012: Hollywood-Star Liam Neeson über „The Grey – Unter Wölfen“: Stimmt es, dass Sie während der Produktion tatsächlich echtes Wolfsfleisch passend zum Thema des Films gegessen haben?
Ja, unser Regisseur Joe Carnahan wollte, dass wir das durchziehen! Aber es war nicht allzu schlimm: Wir bekamen es zum Glück als eine Art Eintopf serviert. Obwohl … ein paar Cast-Mitgliedern ist schon schlecht geworden dabei.
Ausgabe 02/2013: Regisseur Ang Lee über „Life Of Pi“und 3D: Was bedeutet 3D für das Medium Film?
Die letzten hundert Jahre haben wir Filme auf dem flachen Schirm gesehen. Wir kreierten Illusionen für den flachen Schirm. Dieser Bildschirm ist kulturell stark verankert. Und es waren über 100 Jahre, in denen man eine enge Beziehung zu dieser illusorischen Kunstform eingegangen ist. In 3D erscheint alles mehr wie im echten Leben. Es wirkt realistischer. Und die Tiefe ist noch illusorischer. Plötzlich kann ich dem nicht mehr trauen, was ich sehe.
Ausgabe 02/2013: Regisseur James Cameron über „Titanic 3D“ Wie genau wurde „Titanic“für den Transfer auf Blu-ray 3D vorbereitet?
Wir begannen mit dem Film, der 1996 auf Filmmaterial gedreht wurde. Es war ein wenig körnig, die Filmrolle usw. Es wurde mit dem Super 35 Standard gefilmt, der mehr von dem Filmbild nutzt, als man letztendlich im fertigen Film sieht. Es wurde im Cinemascope-Format veröffentlicht, also in einem Bildseitenverhältnis von 2.39:1. Dennoch existierten mehr Bildinformationen. Als wir den Transfer anfertigten, kreierten wir ein neues 16:9-HD-Master – allerdings in einer 4K-Auflösung. Wir rechneten es hoch, führten eine Bildbereinigung durch, entfernten das Rauschen und haben dann im folgenden DI-Prozess die Farben richtig satt und perfekt hinbekommen sowie tiefstes Schwarz erzeugt. Es ist eine wahre Freude für mich, den Film so zu sehen. Wir haben quasi alles gemacht, was wir früher nie machen konnten, weil Film und Foto-Chemie solch ungenaue Prozesse sind. Ich bin so froh, dass wir die Filmproduktion dermaßen vorangetrieben haben, dass sie komplett digital vonstatten geht und der Film vollkommen klar und brillant erscheint. Selbst, wenn man den 3D-Aspekt beiseite lässt, sieht der Film besser aus, als bei seiner Erstveröffentlichung.
Ausgabe 06/2013: Regisseur Danny Boyle über „Trance“: Ihre Filme scheinen auf den ersten Blick alle völlig unterschiedlich – und doch stellt sich stets dieses gewisse „Danny Boyle“-Feeling ein. Woran liegt das?
(…) Dieser eine Journalist sagte mal zu mir: ‚Im Grunde erzählen Sie in ihren Filmen immer wieder die gleiche Geschichte: Es ist die Story von jemandem, der vor geradezu unüberwindbar scheinenden Hindernissen steht – doch derjenige bewältigt diese Schwierigkeiten, und daher kommt auch dieses überwältigende Glücksgefühl am Ende.‘ Als ich darüber nachdachte, stellte ich fest: ‚Verdammt, das stimmt tatsächlich!‘ Es gibt ja dieses Modell, dass man eigentlich nur sieben verschiedene Geschichten erzählen kann – und genaugenommen hab ich exakt eine davon neun mal erzählt! Bei „Trance“ist es diesmal eben eine Frau, die vor dieser gewaltigen Aufgabe steht. Hoffentlich ist aber das Gefühl, das man bei jedem Film bekommt, ein völlig anderes – denn ansonsten hätten die Leute sicherlich schon vor einer ganzen Weile genug von mir gehabt!
Ausgabe 07/2013: Sherlock-Darsteller Benedict Cumberbatch über „Star Trek: Into Darkness“: Stimmt es, dass Sie per iPhone für die Rolle des Khan vorgesprochen haben?
Ja, das stimmt tatsächlich. Es war Weihnachten und sie wollten ein paar aufgenommene Schauspielproben. Allerdings war jeder, den ich kannte in Großbritannien, bereits im Weihnachtsurlaub. Daher bat ich einen Freund darum, mich mit seinem iPhone in seiner Küche aufzuzeichnen. Seine Frau half ebenfalls bei der „Kameraführung“– das war wirklich ein Spaß.
Ausgabe 08/2013: Hollywood-Legende Brad Pitt über „World War Z“: Durch „The Walking Dead“sind Zombies derzeit wieder unglaublich angesagt. Warum erlebt das Genre dieses Revival?
Nun, vor vier Jahren wusste ich absolut nichts über Zombies, aber inzwischen bin ich so eine Art Experte (lacht)! Während der 1970er Jahre, als Romero die Grundlagen legte, herrschte eine Zeit der Unsicherheit und des Wandels, ganz genau wie heute. Das ist, denke ich, einer der Hauptgründe, warum die Leute momentan wieder so angezogen werden von dem Thema.
Ausgabe 01/2014: Hollywood-Star Jeff Goldblum über „Jurassic Park“: Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an den Dreh mit dem T-Rex denken?
Das war sehr spannend. Ich erinnere mich, dass Steven Spielberg seinen Monitor am Set hatte, wo man eine Art Knet-Animation von der Szene sehen konnte, so konnte man sich noch vor dem Dreh ein Bild davon machen. Das war sehr interessant und hilfreich, zu sehen, wie er es kreativ entwickelte und es dann auf der Soundstage umsetzte. Er ist ein sehr Schauspieler-bezogener Regisseur. Obwohl er sehr gut vorbereitet ist, wurden wir dazu ermutigt, spontan und improvisierend zu sein. Wir optimierten die Story immer sofort. In dieser Szene wurden ein paar Dinge geändert, die meinen Charakter betrafen. Ich glaube zunächst war es vorgesehen, dass ich wie der Anwalt, der auf der Toilette gefressen wird, voller Panik davon laufen würde. Aber dann kamen wir auf diese Idee, dass ich mich heldenhaft für die Kinder opfern könnte, indem ich die Fackel entfache und der Dino hinter mir herjagt, während Sam Neill (Dr. Alan Grant) die Kinder wegschaffen kann.
Ausgabe 07/2014: Regie-Duo Anthony und Joe Russo über „The Return Of The First Avenger“: Welche Qualitäten muss ein filmischer Superheld heutzutage besitzen?
Das ist eine sehr gute Frage, weil Superheldenfilme, im Speziellen die Marvel-Filme, sehr populär sind. Es gibt so viele von ihnen. Daher ist es für Leute, die das Genre lieben, wichtig, herauszufinden, welche Variationen diese Filme bieten können. Und wie man sie in eine neue Richtung schieben kann. Wir hatten die Gelegenheit dem Comicbuch-Film einen Ton zu geben, der ein wenig anders war – vielleicht ein wenig erwachsener und auch ein wenig komplexer. Das war sehr aufregend, mit „The Return Of The First Avenger“diese Richtung einzuschlagen und den Leuten etwas Neues zu geben.
Ausgabe 09/2014: Hollywood-Showmaster Hugh Jackman über „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“: Was hält Ihr Sohn Oscar davon, dass sein Dad Wolverine ist?
Er hat das eigentlich nie für besonders cool gehalten. Es ist schon seltsam, weil er in dieser Welt aufgewachsen ist. Er wurde geboren, als der erste Teil aktuell war, er ist heute also fast 14 und ich hab ihn schon einmal zu einem Mädchen sagen hören: „Hey, mein Dad ist Wolverine!“Also wird er es schon ab und zu benutzen. Es ist wirklich seltsam, wenn man den „Wingman“für seinen Sohn spielt und Autogramme für irgendwelche Mädchen am Strand gibt. Gewöhnlich will er aber einfach nur, dass ich sein Dad bin!