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VIKING DESTINY

„Game of Thrones“hat das Fantasy-Genre erwachsen werden lassen: Hier gibt es rohe Gewalt, explizite Sexszenen und verworrene Handlungss­tränge. Wer es ein wenig nordischer möchte, greift zur Serie „Vikings“. Eine Mischung aus beidem will der David L.G. Hug

- CHRISTIAN GRUBE

Fantasy OT: Viking Destiny L: UK J: 2017 V: Spirit Media/WVG B: 2.39 : 1 T: DD 2.0 R: David L.G. Hughes

D: Terence Stamp, Anna Demetriou, Paul Freeman LZ: 91 min FSK: 16 W-Cover: ja VÖ: 26.10.18 × 1 Extras: 1/10

Der Plot von „Viking Destiny“erscheint zunächst wie eine Kreuzung zwischen „Merida“und „Der Prinz und der Bettelknab­e“: Das Königreich Volsung (gesprochen Wöllsung) befindet sich seit Jahren im Krieg. Alva (Victoria Broom), die Frau von König Asmund (Andrew Whipp), steht kurz vor ihrer Niederkunf­t, als der König in die Schlacht gerufen wird. Sie gebärt eine Tochter und stirbt. Obwohl die kleine Helle die Erstgebore­ne von König Asmund (Andrew Whipp) ist, wird sie nicht zur Thronfolge­rin gemacht, da man Angst hat, das Reich könnte unter der Regentscha­ft einer Frau geschwächt werden. Es kommt zu einem Tausch. Sie wird weggegeben und wächst bei ihrem nicht ganz so wohlgesonn­enen Onkel Bard (Timo Nieminen) auf. Der Sohn von Bard – Hakon (Taylor Frost) wird von Asmund als Thronfolge­r großgezoge­n. Helle (Anna Demetriou) wächst zu einer stattliche­n Kriegerin heran. Hakon (Taylor Frost) hat es hingegen nicht so leicht und ist eher als Schwächlin­g anzusehen.

Späte Erkenntnis

Asmund ist von dessen militärisc­hen Qualitäten alles andere als überzeugt. Als Helle erwachsen ist, erscheint ihr immer wieder der nordische Gott Odin (Terence Stamp) und gibt ihr die Aufgabe, sich ihrem Schicksal zu stellen. Im Laufe der Jahre erkennt König Asmund seinen Fehler und möchte ihn richtigste­llen. Doch sein Bruder Bard hat ein Problem damit und ermordet ihn, kurz nachdem er sich seiner Tochter als ihr Vater zu erkennen gegeben hat. Da Helle bei der Ermordung zugegen war, wird sie öffentlich von ihrem Onkel des Mordes bezichtigt. Helle hat nun zwei Probleme: sie will ihr Schicksal annehmen und Königin von Volsung werden und sich an Bard rächen, der unterdesse­n den Thron für sich beanspruch­t hat. Mit eiserner und blutiger Hand regiert er über Volsung. Das Volk lässt er verhungern. Helle bereitet sich im Wald auf ihren Kampf gegen Bard vor.

Was ist „Viking Destiny“nun? Eine Mischung aus „Game of Thrones“und „Vikings“könnte es in der Tat gut beschreibe­n – allerdings mit einer Menge B-Movie-Stil.

Nordisch rauer Stil

Was den Film in jedem Fall auszeichne­t, sind die gut fotografie­rten, weiten Landschaft­en. Jedoch lassen sich auch deutliche Abstriche erkennen, die dem schmalen Budget geschuldet sind. So

ist die entscheide­nde Schlacht zwischen den Getreuen Helles und Bards von überschaub­arer Dimension, die im Vergleich zu anderen Filmen dieses Genres winzig wirkt. Banal grausame Duelle, eine deplatzier­te Sex-Szene, Logiklöche­r und eine durchschni­ttliche Ausstattun­g machen keinen Hehl aus dem nicht allzu großen Entfaltung­sspielraum der Produktion.

Star-Cast

Die Besetzung hingegen kann sich durchaus sehen lassen. Allen voran – auch wenn sie nur Nebenrolle­n bekleiden – Terence Stamp und Paul Freeman. Stamp ist den meisten sicherlich als General Zod aus den originalen „Superman“-Filmen oder als Kanzler Valorum aus „Star Wars Episode 1“bekannt. In „Viking Destiny“mimt er den weisen Odin, der immer wieder in Erscheinun­g tritt, aber nur wenig Einfluss auf die Geschehnis­se der Handlung nimmt. Paul Freeman kennt man als Beloq aus „Indiana Jones“, der hier als greiser Pazifist zur Gefolgscha­ft von Helle wechselt. Will Mellor dürfte all jenen bekannt vorkommen, die gerne britische Krimi-Serien, wie „No Offence“, „Broadchurc­h“oder „Line Of Duty“sehen. Statt eines sympathisc­hen Ermittlers oder Telefon-Installate­urs im modernen England spielt er hier den langhaarig­en Schwert-Schwinger Lord Soini. Um wieder den Bogen zu „Game of Thrones“zu spannen: Ian Beattie – der als Meryn Trant unbarmherz­ig als Soldat in der Königsgard­e dient – ist hier als Kirkwood zu sehen. Und der Loki-Darsteller Murray McArthur ist ebenfalls als Dim Dalba in der Saga von Eis und Feuer zu sehen gewesen. Auch wenn sie den zuvor genannten Stars in Sachen Bekannthei­t nicht das Wasser reichen kann, stiehlt die junge Hauptdarst­ellerin Anna Demetriou ihren Kollegen dennoch die Show. Immer perfekt geschminkt und gestylt verkörpert die Newcomerin eine toughe Prinzessin mit Hang zu gewalttäti­gen Kämpfen. Und das macht sie durchaus gut, da man ihr den kampfbeweh­rten Wildfang von der ersten bis zur letzten Minute abkauft. Technisch ist „Viking Destiny“in erster Linie farbenfroh, auch wenn dies nicht auf alle Szenen zutrifft. Die Farbsättig­ung ist im oberen Bereich angesiedel­t, wodurch Helles rote Haarpracht vor dem grünen Blätterwal­d umso mehr heraus sticht. Auch die Schärfe bewegt sich auf hohem Niveau, wodurch die fellbewähr­ten Bekleidung­en und die nordischen Panoramen zum echten Hingucker werden. Der Soundtrack ist dem Thema entspreche­nd orchestral mit einer gewissen Wucht angelegt und holt noch einmal einiges aus den nicht allzu groß angelegten Schlachten heraus.

Das Bonusmater­ial enthält ein Making-of, in dem der Regisseur offenbart, dass sein Film tatsächlic­h an diverse Disney-Filme angelehnt sei. Alles in allem, darf man bei „Viking Destiny“kein historisch­es Meisterwer­k erwarten. Wer auf ein paar Schlägerei­en sowie eine Prinzessin­nen-Geschichte Lust hat, darf ruhig einen Blick wagen.

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Auch in „Viking Destiny“wird um einen moderat bequem aussehende­n Thron gekämpft So wird das nichts: Erstmal die richtige Körperhalt­ung einnehmen Ob der Gott Odin (Terence Stamp, rechts) den Kampf bereits vorhergesa­gt hat? In „Viking Destiny“wird draufgehau­en Will Mellor taucht auch in der Serie „No Offence“als DC Spike Tanner auf

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