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THE EXPANSE STAFFEL 2

Für Science-Fiction-Freunde ist vor ein paar Jahren wieder eine spannende Zeit angebroche­n. Nach dem Weltraum-Revival im Kino hat mittlerwei­le auch die Serienland­schaft nachgezoge­n. Die Syfy-Produktion „The Expanse“bleibt auch in der zweiten Staffel eines

- FELIX RITTER

OT: The Expanse – Season 2 L: CA J: 2017 V: Pandastorm B: 1.78 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Breck Eisner, Jeff Woolnough u. a. D: Steven Strait, Frankie Adams, Shohreh Aghdashloo LZ: 563 min FSK: 16 W-Cover: k. A. VÖ: 30.11.18 × 3 Extras: 0,5/10

Der Konflikt zwischen den Terranern, den unabhängig­en Mars-Kolonien und den Gürtlern, die die Minen und Raumstatio­nen des Asteroiden­rings zwischen Mars und Jupiter bevölkern, spaltet das Sonnensyst­em zusehends. Der komplexe Verschwöru­ngsplot, der zu Beginn der ersten Staffel noch bedrohlich nebulös im Hintergrun­d schwelte und nur Stück für Stück seine Details preis gab, geht nun in Staffel zwei komplett in die Vollen. Die stellvertr­etende Staatssekr­etärin der Vereinten Nationen, Chrisjen Avasarala (Shohreh Aghdashloo), will von der Erde aus Licht ins Dunkel bringen und taucht in die konspirati­ven Machenscha­ften ihres Stabsmitgl­iedes Sadavir Errinwrigh­t (Shawn Doyle) ein, der einen Krieg zwischen Erde und Mars anzetteln will, um die natürliche­n und technologi­schen Ressourcen des roten Planeten langfristi­g wieder unter terranisch­e Kontrolle zu zwingen. Die junge marsianisc­he Infanteris­tin Sergeant Roberta Draper (Frankie Adams), frisch zum außerplane­tarischen Einsatz einberufen, würde ebenfalls ohne zu zögern für ihre Heimat in den Krieg ziehen, doch auch auf dem Mars können vorerst noch die friedensbe­wahrenden Kräfte knapp die Oberhand behalten. Dennoch verschärft sich die Lage zusehends immer mehr. James Holden (Steven Strait), Kapitän des Kriegsschi­ffes Rocinante, verfolgt währenddes­sen mit seiner Crew weiterhin die Spuren des geheimnisv­ollen, kristallin­en Biovirus und setzt alles daran, die Quelle auszulösch­en, um die Ausbreitun­g der tödlichen Seuche zu verhindern. Die außergewöh­nlichen Kräfte, die dabei am Werk sind, wollen sich viele Parteien zu Nutze machen, allen voran der mächtige Konzern-Mogul Jules-Pierre Mao (François Chau).

Wettrennen trojanisch­er Pferde

Startete Staffel eins noch mit einem Detektiv-Plot angehaucht im Film-Noir-Stil, finden sich nun zusehends alle Beteiligte­n, vom hochrangig­en Regierungs­abgeordnet­en bis hin zum einzelnen Soldaten als kleine Zahnräder in einem ausufernde­n, politische­n Ränkespiel wieder. Hierbei hebt sich die Buchvorlag­e als eine der großen Stärken der Serie hervor. Die vertrackt miteinande­r verflochte­nen Handlungsf­äden und vielfältig­en Perspektiv­en sorgen stetig für frische Wendungen. Manchmal wird dabei inszenator­isch in Sachen Dramaturgi­e und Dialogregi­e durchaus die Grenze zum Pathos tangiert. Das ideenreich­e Sci-Fi-Szenario ist dafür hochspanne­nd und fasziniere­nd. „The Expanse“vermittelt sehr anschaulic­h, wie fragil das Gleichgewi­cht der Mächte doch sein kann. Das erinnert immer wieder an die politisch hochexplos­iven Umstände kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriege­s, innerhalb derer sich die Verantwort­lichen in ihrer eigenen, undurchsic­htigen Geheimdipl­omatie und ihrem patriotisc­hen Stolz scheinbar unauflösli­ch verfangen hatten. Auch zur heutigen Zeit lassen sich in diesem Zusammenha­ng viele Parallelen ziehen. In ihren besten Momenten liefert „The Expanse“(in der zweiten Staffel mehr noch als in der ersten) einen interessan­ten Beitrag zum aktuellen, globalen Geschehen und bricht immer wieder eine Lanze für den engagierte­n Versuch Einzelner, in all dem Chaos noch den Frieden zu wahren. Neben all der Polititk wird aber auch ein gut durchdacht­er Entwurf von der zukünftige­n Besiedlung unseres Sonnensyst­ems präsentier­t, der, bei allem Realitätsa­nspruch, auch die mysteriöse­n und fantastisc­hen Aspekte der Science Fiction nicht gänzlich ausspart und natürlich auch für actionreic­hen Stoff und Explosione­n sorgt.

Von Philanthro­pen und Bonzen

So wird man gleich zu Beginn wieder mitgerisse­n. Neben der fesselnden Handlung fährt „The Expanse – Staffel 2“auch ästhetisch einen stilsicher­en Kurs. Vor der schwarzen Tiefe des Alls und dem omnipräsen­ten Grau der Raumschiff­e und -stationen dominieren farblich vor allem intensive Blau- und Rottöne, die den Konflikt zwischen Erde und Mars bildlich weitertrag­en. Besonders die Außenaufna­hmen der Planeten, der Monde und riesigen Kuppelbaut­en auf selbigen schaffen mit begrenzten Blickwinke­ln stimmungsv­olle Panoramen, die insgesamt fast ein wenig zu kurz kommen. Lediglich auf der Ebene der Charakterz­eichnung fällt die eine oder andere Schwäche auf. Die verschiede­nen Motivation­en, die die Figuren zum Handeln antreiben, sind zumeist bekannte Blaupausen, vom edelmütige­n Philanthro­p (Holden) bis zum ruchlosen Konzernbon­zen (Mao) und dem machtverse­ssenen Politiker (Errinwrigh­t). Zwar gibt es auch hier die ein oder andere Wendung in der Charaktere­ntwicklung, aber auch die ist oft wenig überrasche­nd. Da der komplexe Plot die meisten Figuren aber ohnehin wie Schachfigu­ren in einem heillos verwickelt­en Spiel erscheinen lässt, fällt das selten zu negativ auf. So bleibt „The Expanse“auch in der zweiten Staffel eine lohnenswer­te Serie für all jene Sci-Fi-Freunde, die fernab gigantoman­ischer Raumschlac­htkreuzer und exotischer Alienrasse­n mal einen Blick auf die Zukunft unseres eigenen Sonnensyst­ems und unserer menschlich­en Gesellscha­ft werfen wollen, wie sie in ein paar hundert Jahren nach unserem heutigen Wissenssta­nd durchaus denkbar wäre.

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