Höre die Stille
Regisseur Ed Ehrenberg, der bislang hauptsächlich Erfahrungen mit Krimi-Serien wie „SOKO“, „Küstenwache“, „112“und „Alarm für Kobra 11“sammelte, widmet sich nun erstmals dem Kriegsthema. Allzu sehr entfernt er sich aber nicht von seinen Wurzeln, denn auch in „Höre die Stille“geschieht ein Mord, der aus einer fast märchenhaft erscheinenden Idylle eine Gewaltspirale macht. Märchenhaft? Idylle? Zweifellos sind dies keine Worte, die zum Zweiten Weltkrieg passen. Und doch erweckt das Szenario in den ersten 40 Minuten zumindest im Ansatz den Anschein. Eine versprengte Einheit deutscher Soldaten fällt in ein ukrainisches Dorf ein, um nach Vorräten zu suchen. Außer dem Vorstand, der sofort getötet wird, gibt es dort keine Männer im wehrfähigen Alter mehr. Stattdessen leben dort Frauen, alte Menschen und Kinder. Aus der bedrohlichen Anfangssituation entsteht bis auf wenige Ausnahmen ein Stockholm-Syndrom-artiges Szenario, in dem die Frauen den Soldaten helfen, während diese ihnen größtenteils mit Respekt begegnen. Weder Dämonisierung noch Idealisierung finden hier statt, was Ehrenberg und den Drehbuchautoren Axel Melzener und Julia Peters gut gelungen ist. Die besagte auslösende Gewalttat trägt kein logisch nachvollziehbares Motiv. Was folgt sind „Mordermittlungen“, die sehr junge, fehlerbehaftete, naive Männer durchführen, die mit der Situation nicht umgehen können und blöderweise Gewehre haben. Die Gruppendynamik bewegt zu dummen Taten oder zur Passivität, die der Mittäterschaft gleichgesetzt werden kann. Das Drama zeigt in erster Linie das tragische Ergebnis dieser Kopflosigkeiten und steht damit für die Sinnlosigkeit der gesamten Kriegsgewalt.