Skyscraper
Dwayne Johnson hat etwas geschafft, wovon viele seiner Kollegen nur träumen können: Er ist zum modernen Synonym für brachiale Action-Blockbuster geworden. Feingeistige Dramen oder schwermütige Milieustudien braucht man bei Filmen mit dem Ex-Wrestler desmentsprechend eher nicht zu erwarten. Sein neuester explosionsgeladener Bombast-Streifen „Skyscraper“fällt also (wenig überraschend) auch in die Kategorie, die man mit „Hirn aus, Spaß an“bezeichnen könnte.
Unter der Regie von Rawson Marshal Thurber („Central Intelligence“) boxt, klettert und springt Johnson hier durch das höchste (fiktive) Gebäude der Welt, welches natürlich in Flammen steht. All das, um seine Bilderbuch-Familie zu retten und nebenbei noch ein paar stereotype Schurken mit samt aller Subtilität und Logik von eben jenem Hochhaus hinunter zu werfen. Der wilde Mix aus „Stirb Langsam“und „Flammendes Inferno“ist zwar in etwa so innovativ wie ein Michael-Bay-Film, versucht aber auch gar nicht, mehr zu sein als eben ein sinnfreies, jedoch spektakulär inszeniertes Action-Feuerwerk, in dem ein überaus charismatischer Muskelmann mit seinen Fäusten und etwas Klebeband den Tag rettet.
Advent, Advent, ein Hochhaus brennt!
Um allerdings den Anschein zu wahren, dass es sich bei der Hauptfigur Will Sawyer (Johnson) nicht um einen Übermenschen handelt (der er in Wirklichkeit ist), wurde ihm ein kleiner Makel gegeben – der ehemalige FBI-Unterhändler für Geiselnahmen hat bei einem fehlgeschlagenen Einsatz seinen Unterschenkel verloren und arbeitet seitdem als freier Sicherheitsberater. Sein neuster Auftrag ist auch gleichzeitig sein größter: Er soll die Sicherheit der „Pearl“, dem höchsten Gebäude der Welt, bewerten, sodass der Erbauer und Hong-Kong-Milliardär Zhao Long Ji (Chin Han) das Hochhaus dementsprechend versichern kann.
Dazu bekommt Sawyer, der mit seiner Frau Sarah (Neve Campbell) und seinen zwei Kindern in der „Pearl“einquartiert wurde, ein biometrisch abgesichertes Tablet, mit dem er alle Sicherheitsfunktionen steuern kann. Genau darauf hat es aber auch eine Gruppe brutaler Söldner abgesehen, die das Gebäude infiltrieren, in Brand setzen und kurzerhand auch Sawyers Familie als Geisel nehmen, um an ihr Ziel zu kommen.
John McClane hoch Zehn!
Selbst ohne den Film gesehen zu haben, dürfte jedem klar sein, was dann passiert. Während Johnsons Charakter versucht, seine Frau und Kinder zu befreien, findet er sich in einer überzogenen Actionszene nach der anderen wieder. So hält er Teile einer eingestürzten Brücke mit purer Muskelkraft an Ort und Stelle, klettert mit improvisierten Materialien (darunter das angesprochene Klebeband) an der gläserne Fassade des Hochhauses entlang oder springt von einem Kran-Ausleger gefühlte 50 Meter weit in das flammende Gebäude. Dass seine Figur eine Prothese trägt (oder sich an die Gesetze der Physik halten muss), ist nur dann wichtig, wenn es dem Bombast dient. Angereichert mit unnötigen Subplots, eindimensionalen Nebenrollen und einigen tollen Spezialeffekten bekommt man mit „Skyscraper“eine rasante Tour de Force, die höchstens stoppt, damit Johnson einen verschmitzten Gag abfeuern kann. Audiovisuell ist das alles übrigens eine echte Offenbarung. Das Bild punktet mit einem sehr feinen Schärfegrad und brillanten Schwarzwerten. Das echte Highlight ist aber der Dolby-Atmos-Sound, der bei einem Film dieser Art voll zur Geltung kommt und mit fantastischem Raumklang und hoher Dynamik glänzt.