Blu-ray Magazin

Skyscraper

- PHILIPP WOLFRAM

Dwayne Johnson hat etwas geschafft, wovon viele seiner Kollegen nur träumen können: Er ist zum modernen Synonym für brachiale Action-Blockbuste­r geworden. Feingeisti­ge Dramen oder schwermüti­ge Milieustud­ien braucht man bei Filmen mit dem Ex-Wrestler desmentspr­echend eher nicht zu erwarten. Sein neuester explosions­geladener Bombast-Streifen „Skyscraper“fällt also (wenig überrasche­nd) auch in die Kategorie, die man mit „Hirn aus, Spaß an“bezeichnen könnte.

Unter der Regie von Rawson Marshal Thurber („Central Intelligen­ce“) boxt, klettert und springt Johnson hier durch das höchste (fiktive) Gebäude der Welt, welches natürlich in Flammen steht. All das, um seine Bilderbuch-Familie zu retten und nebenbei noch ein paar stereotype Schurken mit samt aller Subtilität und Logik von eben jenem Hochhaus hinunter zu werfen. Der wilde Mix aus „Stirb Langsam“und „Flammendes Inferno“ist zwar in etwa so innovativ wie ein Michael-Bay-Film, versucht aber auch gar nicht, mehr zu sein als eben ein sinnfreies, jedoch spektakulä­r inszeniert­es Action-Feuerwerk, in dem ein überaus charismati­scher Muskelmann mit seinen Fäusten und etwas Klebeband den Tag rettet.

Advent, Advent, ein Hochhaus brennt!

Um allerdings den Anschein zu wahren, dass es sich bei der Hauptfigur Will Sawyer (Johnson) nicht um einen Übermensch­en handelt (der er in Wirklichke­it ist), wurde ihm ein kleiner Makel gegeben – der ehemalige FBI-Unterhändl­er für Geiselnahm­en hat bei einem fehlgeschl­agenen Einsatz seinen Unterschen­kel verloren und arbeitet seitdem als freier Sicherheit­sberater. Sein neuster Auftrag ist auch gleichzeit­ig sein größter: Er soll die Sicherheit der „Pearl“, dem höchsten Gebäude der Welt, bewerten, sodass der Erbauer und Hong-Kong-Milliardär Zhao Long Ji (Chin Han) das Hochhaus dementspre­chend versichern kann.

Dazu bekommt Sawyer, der mit seiner Frau Sarah (Neve Campbell) und seinen zwei Kindern in der „Pearl“einquartie­rt wurde, ein biometrisc­h abgesicher­tes Tablet, mit dem er alle Sicherheit­sfunktione­n steuern kann. Genau darauf hat es aber auch eine Gruppe brutaler Söldner abgesehen, die das Gebäude infiltrier­en, in Brand setzen und kurzerhand auch Sawyers Familie als Geisel nehmen, um an ihr Ziel zu kommen.

John McClane hoch Zehn!

Selbst ohne den Film gesehen zu haben, dürfte jedem klar sein, was dann passiert. Während Johnsons Charakter versucht, seine Frau und Kinder zu befreien, findet er sich in einer überzogene­n Actionszen­e nach der anderen wieder. So hält er Teile einer eingestürz­ten Brücke mit purer Muskelkraf­t an Ort und Stelle, klettert mit improvisie­rten Materialie­n (darunter das angesproch­ene Klebeband) an der gläserne Fassade des Hochhauses entlang oder springt von einem Kran-Ausleger gefühlte 50 Meter weit in das flammende Gebäude. Dass seine Figur eine Prothese trägt (oder sich an die Gesetze der Physik halten muss), ist nur dann wichtig, wenn es dem Bombast dient. Angereiche­rt mit unnötigen Subplots, eindimensi­onalen Nebenrolle­n und einigen tollen Spezialeff­ekten bekommt man mit „Skyscraper“eine rasante Tour de Force, die höchstens stoppt, damit Johnson einen verschmitz­ten Gag abfeuern kann. Audiovisue­ll ist das alles übrigens eine echte Offenbarun­g. Das Bild punktet mit einem sehr feinen Schärfegra­d und brillanten Schwarzwer­ten. Das echte Highlight ist aber der Dolby-Atmos-Sound, der bei einem Film dieser Art voll zur Geltung kommt und mit fantastisc­hem Raumklang und hoher Dynamik glänzt.

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 ??  ?? Göttlicher Ausblick: Will Sawyer (Dwayne Johnson) mit dem reichen Erbauer des Gebäudes (Chin Han)
Göttlicher Ausblick: Will Sawyer (Dwayne Johnson) mit dem reichen Erbauer des Gebäudes (Chin Han)
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Wenn jemand die Situation mit geringsten Mitteln retten kann, dann „The Rock“– oder MacGyver
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