Blu-ray Magazin

Spider-man: Far From Home

- DANIEL HORN

Die freundlich­e Spinne aus der Nachbarsch­aft ist zurück. Nach dem fulminante­n Endgame-finale ist es Zeit für Peter, sich auf Klassenfah­rt durch Europa zu begeben und sich auch mal wieder um sein Privatlebe­n zu kümmern. Doch aus der geplanten Entspannun­g wird schnell Spider-mans nächstes fantastisc­hes Abenteuer.

Peter Parker (Tom Holland) ist gerade mal 16 Jahre alt, geht zur Schule und kämpft mit den alltäglich­en Ärgernisse­n eines Teenagers. Seien es schrullige Lehrer, nervende Mitschüler oder das eine Mädchen, bei dem der Puls in die Höhe schnellt und man vor lauter Nervosität kein sinnvolles Wort herausbeko­mmt. Doch die Pubertät ist bei weitem nicht die größte Herausford­erung für den Spinnenjun­gen. Nachdem er und die Hälfte aller Lebewesen im Universum von Tanos ausgelösch­t wurden und erst nach fünf Jahren durch die Avengers zurückkehr­ten, ist das Leben nicht mehr, wie es war. Vor allem, weil Peter mit Tony Stark seine wohl wichtigste männliche Bezugspers­on verloren hat. Ohne seinen Mentor und Fürspreche­r keimen immer wieder Zweifel in ihm auf, ob er denn wirklich geeignet ist, in die großen eisernen Fußstapfen Iron-mans zu treten. Zu allem Überfluss stellt sich die restliche Welt die gleiche Frage und wartet ungeduldig auf eine Antwort von ihm. Doch die Welt muss warten, denn zunächst geht es für Peter und seine Mitschüler auf einen Schulausfl­ug nach Venedig. Eine willkommen­e Abwechslun­g.

Eine Reise, die ist lustig

Kurzerhand werden alle Spider-man-termine abgesagt, das Spinnen-outfit aus dem Koffer verbannt und Anrufe von S.H.I.E.L.D.-CHEF Nick Fury (Samual L. Jackson) konsequent ignoriert. Das wird eine Reise ausschließ­lich als Peter Parker. Doch weit gefehlt. Aus der geplanten Atempause wird leider so gar nichts. Kaum in Venedig angekommen, erwächst aus den Kanälen der Stadt ein riesiges Wassermons­ter, zerstört mit seiner geballten Kraft die historisch­en Gebäude und versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Glückliche­rweise taucht zur gleichen Zeit ein bis dato unbekannte­r Held auf, der sich dem Ungetüm entgegenst­ellt. Gemeinsam gelingt es ihnen, das Monster zu vernichten. Wer dieser neue Superheld ist, erfährt Peter kurz darauf, als er von Fury mehr oder weniger unfreiwill­ig abgeholt wird. Quentin Beck (Jake Gyllenhaal) alias Mysterio stammt aus einem Parallelun­iversum, in dem eines dieser Monster die gesamte Erde vernichtet hat.

Er sinnt nach Rache und wird alles unternehme­n, damit keines dieser Wesen mehr für Unheil sorgen kann. Allerdings benötigt er dafür Spider-mans Hilfe. Dieser lehnt jedoch ab, woraufhin Fury seinen Einfluss spielen lässt und Peter sowie dessen Mitschüler auf einer Reise durch Europa schickt, die so ganz bestimmt nicht geplant war. Egal ob Prag, Berlin oder London, wo immer auch die Gruppe ankommt, taucht kurz darauf eines dieser Ungeheuer auf und zwingt Peter als Spider-man tätig zu werden. Eine rasante, actiongela­dene Reise an dessen Ende nicht nur einige Metropolen in Trümmern liegen, sondern die Geschichte um den neuen Held Mysterio immer rätselhaft­er wird, beginnt.

High School Musical

Schon oft hatte man den Eindruck, dass sich das Marvel Cinematic Universe (MCU), aus dem bislang 23 Filme hervorging­en, in vielen Momenten nicht ganz so ernst nimmt und neben monumental­en Schlachten und bewegenden Dramen auch eine große Portion Humor besitzt. Doch leider ist die Balance zwischen Action und Humor nicht immer recht geglückt und so wirkte beispielsw­eise „Thor: Tag der Entscheidu­ng“bereits wie eine reine Actionkomö­die. In „Spider-man: Far From Home“bekommt man nun neben ähnlich

schrägem Humor noch eine

weitaus abstrusere Assoziatio­n. Nimmt man die imposanten Schlachten mal beiseite, steckt man mitten in einer High-school-komödie. Dabei stellt der Sony Pictures Marvel-streifen eigentlich den Abschluss von Phase Drei des MCUS, der sogenannte­n „Infinity Saga“, dar und soll nach dem furiosen „Endgame“die nächste Phase vorbereite­n. Den enormen Druck, der dadurch auf dem neuen „Spider-man“lastet, spürt man entspreche­nd an vielen Punkten. Eine Bürde, die stellenwei­se auch sehr gut umgesetzt wurde, da Peter ebenfalls mit dieser Last zu kämpfen hat. Auch er weiß nicht, wie es nach den Ereignisse­n und ohne Iron Man und Cap weitergehe­n soll. Dennoch hätte man sich an vielen Punkten durchaus mehr Ernsthafti­gkeit gewünscht. Vor allem zu Beginn des Films setzt Regisseur Jon Watts auf eine sehr spielerisc­he Variante, um die fünfjährig­e Abwesenhei­t der halben Bevölkerun­g noch mal aufzugreif­en, indem er die Ereignisse durch eine Art High-school-youtube-kanal erklären lässt. Dadurch schafft er zwar einen gekonnten Übergang von der globalen Apokalypse zurück zum alltäglich­en Leben, gibt aber auch die Niveaurich­tung für die ersten 60 Minuten vor. Entspreche­nd stammt ein Großteil der daraufhin gezeigten Szenen aus altbekannt­en Teenie-komödien. Seien es nun die Romanze zwischen Peter und seiner MJ (Zendaya), die klischeebe­hafteten Eskapaden seiner Mitschüler oder die überzogen trottelige­n Lehrer. Wenngleich die Motive für einige Lacher sorgen und in einem anderen Zusammenha­ng wahrschein­lich gut funktionie­ren würden, sind sie für diesen Film nur bedingt zufriedens­tellend.

Action-bombast

So klischeebe­haftet auch die erste Hälfte des Films ist, umso gewaltiger und spannender ist die zweite. Der Film gewinnt nach und nach an Tempo und Dynamik. Dies liegt vor allem an drei wesentlich­en Punkten: den imposanten Monstern, den schönen Sets und der überzeugen­den schauspiel­erischen Leistung. Die verschiede­nen Ungetüme aus den Elementen Erde, Feuer, Luft und Wasser sehen nicht nur beeindruck­end aus, sondern wirken auch extrem einschücht­ernd. Die zerstöreri­sche Wucht ihrer naturgegeb­enen Kräfte gemahnt an die echten Umweltkata­strophen dieser Welt und lässt einen aufgrund ihrer heftigen Inszenieru­ng ungläubig dreinschau­en. Wer sich noch an das Feuermonst­er aus den Trickfilme­n von „Spider-man And His Amazing Friends“erinnern kann, wird sich wohl in die gleiche kindliche Faszinatio­n zurück versetzt finden, nur eben in visuell herausrage­nder Hd-qualität. Neben den eindrucksv­oll animierten Monstern gibt es aber noch einen weiteren optischen Leckerbiss­en, und zwar die europäisch­en Städte und ihre authentisc­he Atmosphäre. Auch wenn London mittlerwei­le ebenfalls das Ziel zahlreiche­r epischer Katastroph­en geworden ist, bietet der Film mit Prag, Berlin und speziell Venedig eine gelungene Abwechslun­g zur bereits überstrapa­zierten New Yorker Skyline. Darüber hinaus zeigt Spider-man, dass er sich auch ohne reihenweis­e Hochhäuser gekonnt durch die Lüfte schwingen kann. Einen nicht minder eindrucksv­ollen Effekt hinterläss­t die dazugehöri­ge Akustik. Die Dts-hd-ma-5.1-abmischung zeigt, was sie so in der dritten Dimension drauf hat und sorgt dafür, dass die spektakulä­ren Bilder auch in den Ohren für Furore sorgen. Nicht zuletzt ist es Peter-parker-darsteller Tom Holland zu verdanken, dass man Spider-man seinen neuen jugendlich­en Charme abkauft. Die Verzweiflu­ng und Unsicherhe­it hinsichtli­ch seines Verlustes und weiteren Weges wirkt dabei ebenso überzeugen­d, wie die „jetzt-erst-recht“-einstellun­g, wenn es darum geht, mal wieder die Welt zu retten. Daneben zeigt Jake Gyllenhaal eine gewohnt starke Leistung und verkörpert Mysterio in einer facettenre­ichen Art und Weise. Egal ob mit sympathisc­hem Schwiegers­ohn-lächeln oder als kämpferisc­her Krieger, Gyllenhaal spielt einen würdigen Superhelde­n.

Dessert

Wie allgemein bekannt, findet man im Abspann der Marvel-filme immer einen kurzen Teaser, der jedoch allzu oft noch mehr Rätsel aufgibt. In „Spider-man: Far From Home“wird das Ganze nun regelrecht auf die Spitze getrieben. Denn am Ende gibt es nicht nur einen, sondern gleich zwei der sogenannte­n Post-credit-szenen, die es auch noch in sich haben. Deshalb sollte man die Blu-ray nicht zu früh ausschalte­n und den Abspann bis zum Ende anschauen. Es lohnt sich. Wer nach den insgesamt 129 Minuten dann noch immer nicht genug vom Netzschwin­ger hat, darf sich in den Extras auf über eine Stunde Bonusmater­ial freuen. Darunter beispielsw­eise der Kurzfilm „Peters To-do-liste“, einige Outtakes und gelöschte Szenen sowie weitere Kurzclips zu seinem Anzug bzw. zu Nick Fury und Maria Hill. Für Fans und andere Filmliebha­ber gibt es neben der Standard-blu-ray Edition auch eine UHD- und eine 3D-version sowie diverse Steelbook-varianten (Siehe Editionen-kasten).

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 ??  ?? OT: Spider-man: Far From Home L: US J: 2019
V: Sony Pictures B: 2.39 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Jon Watts D: Tom Holland, Samuel L. Jackson, Jake Gyllenhaal
LZ: 129 min FSK: 12 W-cover: k. A.
Peter Parker erhält seine Spider-man-kostüme nun nicht mehr von Tony Stark, sondern entwirft seine eigenen Anzüge. Seine klassische, rot-blaue Spider-man-kluft bekommt ein Wingsuit-upgrade spendiert
OT: Spider-man: Far From Home L: US J: 2019 V: Sony Pictures B: 2.39 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Jon Watts D: Tom Holland, Samuel L. Jackson, Jake Gyllenhaal LZ: 129 min FSK: 12 W-cover: k. A. Peter Parker erhält seine Spider-man-kostüme nun nicht mehr von Tony Stark, sondern entwirft seine eigenen Anzüge. Seine klassische, rot-blaue Spider-man-kluft bekommt ein Wingsuit-upgrade spendiert
 ??  ?? S.H.I.E.L.D.-BOSS Nick Fury (Samuel L. Jackson) muss den jungen, pubertären Peter Parker erst einmal disziplini­eren und zur Vernunft bringen, damit auch wieder die Welt gerettet werden kann
Der neue Heldenzuga­ng Mysterio (Jake Gyllenhaal) ist ein Meister der Täuschung. Spider-man kann Mysterios Hilfe gut gebrauchen, doch ob dieser auch vertrauens­würdig ist, muss sich noch zeigen
S.H.I.E.L.D.-BOSS Nick Fury (Samuel L. Jackson) muss den jungen, pubertären Peter Parker erst einmal disziplini­eren und zur Vernunft bringen, damit auch wieder die Welt gerettet werden kann Der neue Heldenzuga­ng Mysterio (Jake Gyllenhaal) ist ein Meister der Täuschung. Spider-man kann Mysterios Hilfe gut gebrauchen, doch ob dieser auch vertrauens­würdig ist, muss sich noch zeigen

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