Spider-man: Far From Home
Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft ist zurück. Nach dem fulminanten Endgame-finale ist es Zeit für Peter, sich auf Klassenfahrt durch Europa zu begeben und sich auch mal wieder um sein Privatleben zu kümmern. Doch aus der geplanten Entspannung wird schnell Spider-mans nächstes fantastisches Abenteuer.
Peter Parker (Tom Holland) ist gerade mal 16 Jahre alt, geht zur Schule und kämpft mit den alltäglichen Ärgernissen eines Teenagers. Seien es schrullige Lehrer, nervende Mitschüler oder das eine Mädchen, bei dem der Puls in die Höhe schnellt und man vor lauter Nervosität kein sinnvolles Wort herausbekommt. Doch die Pubertät ist bei weitem nicht die größte Herausforderung für den Spinnenjungen. Nachdem er und die Hälfte aller Lebewesen im Universum von Tanos ausgelöscht wurden und erst nach fünf Jahren durch die Avengers zurückkehrten, ist das Leben nicht mehr, wie es war. Vor allem, weil Peter mit Tony Stark seine wohl wichtigste männliche Bezugsperson verloren hat. Ohne seinen Mentor und Fürsprecher keimen immer wieder Zweifel in ihm auf, ob er denn wirklich geeignet ist, in die großen eisernen Fußstapfen Iron-mans zu treten. Zu allem Überfluss stellt sich die restliche Welt die gleiche Frage und wartet ungeduldig auf eine Antwort von ihm. Doch die Welt muss warten, denn zunächst geht es für Peter und seine Mitschüler auf einen Schulausflug nach Venedig. Eine willkommene Abwechslung.
Eine Reise, die ist lustig
Kurzerhand werden alle Spider-man-termine abgesagt, das Spinnen-outfit aus dem Koffer verbannt und Anrufe von S.H.I.E.L.D.-CHEF Nick Fury (Samual L. Jackson) konsequent ignoriert. Das wird eine Reise ausschließlich als Peter Parker. Doch weit gefehlt. Aus der geplanten Atempause wird leider so gar nichts. Kaum in Venedig angekommen, erwächst aus den Kanälen der Stadt ein riesiges Wassermonster, zerstört mit seiner geballten Kraft die historischen Gebäude und versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Glücklicherweise taucht zur gleichen Zeit ein bis dato unbekannter Held auf, der sich dem Ungetüm entgegenstellt. Gemeinsam gelingt es ihnen, das Monster zu vernichten. Wer dieser neue Superheld ist, erfährt Peter kurz darauf, als er von Fury mehr oder weniger unfreiwillig abgeholt wird. Quentin Beck (Jake Gyllenhaal) alias Mysterio stammt aus einem Paralleluniversum, in dem eines dieser Monster die gesamte Erde vernichtet hat.
Er sinnt nach Rache und wird alles unternehmen, damit keines dieser Wesen mehr für Unheil sorgen kann. Allerdings benötigt er dafür Spider-mans Hilfe. Dieser lehnt jedoch ab, woraufhin Fury seinen Einfluss spielen lässt und Peter sowie dessen Mitschüler auf einer Reise durch Europa schickt, die so ganz bestimmt nicht geplant war. Egal ob Prag, Berlin oder London, wo immer auch die Gruppe ankommt, taucht kurz darauf eines dieser Ungeheuer auf und zwingt Peter als Spider-man tätig zu werden. Eine rasante, actiongeladene Reise an dessen Ende nicht nur einige Metropolen in Trümmern liegen, sondern die Geschichte um den neuen Held Mysterio immer rätselhafter wird, beginnt.
High School Musical
Schon oft hatte man den Eindruck, dass sich das Marvel Cinematic Universe (MCU), aus dem bislang 23 Filme hervorgingen, in vielen Momenten nicht ganz so ernst nimmt und neben monumentalen Schlachten und bewegenden Dramen auch eine große Portion Humor besitzt. Doch leider ist die Balance zwischen Action und Humor nicht immer recht geglückt und so wirkte beispielsweise „Thor: Tag der Entscheidung“bereits wie eine reine Actionkomödie. In „Spider-man: Far From Home“bekommt man nun neben ähnlich
schrägem Humor noch eine
weitaus abstrusere Assoziation. Nimmt man die imposanten Schlachten mal beiseite, steckt man mitten in einer High-school-komödie. Dabei stellt der Sony Pictures Marvel-streifen eigentlich den Abschluss von Phase Drei des MCUS, der sogenannten „Infinity Saga“, dar und soll nach dem furiosen „Endgame“die nächste Phase vorbereiten. Den enormen Druck, der dadurch auf dem neuen „Spider-man“lastet, spürt man entsprechend an vielen Punkten. Eine Bürde, die stellenweise auch sehr gut umgesetzt wurde, da Peter ebenfalls mit dieser Last zu kämpfen hat. Auch er weiß nicht, wie es nach den Ereignissen und ohne Iron Man und Cap weitergehen soll. Dennoch hätte man sich an vielen Punkten durchaus mehr Ernsthaftigkeit gewünscht. Vor allem zu Beginn des Films setzt Regisseur Jon Watts auf eine sehr spielerische Variante, um die fünfjährige Abwesenheit der halben Bevölkerung noch mal aufzugreifen, indem er die Ereignisse durch eine Art High-school-youtube-kanal erklären lässt. Dadurch schafft er zwar einen gekonnten Übergang von der globalen Apokalypse zurück zum alltäglichen Leben, gibt aber auch die Niveaurichtung für die ersten 60 Minuten vor. Entsprechend stammt ein Großteil der daraufhin gezeigten Szenen aus altbekannten Teenie-komödien. Seien es nun die Romanze zwischen Peter und seiner MJ (Zendaya), die klischeebehafteten Eskapaden seiner Mitschüler oder die überzogen trotteligen Lehrer. Wenngleich die Motive für einige Lacher sorgen und in einem anderen Zusammenhang wahrscheinlich gut funktionieren würden, sind sie für diesen Film nur bedingt zufriedenstellend.
Action-bombast
So klischeebehaftet auch die erste Hälfte des Films ist, umso gewaltiger und spannender ist die zweite. Der Film gewinnt nach und nach an Tempo und Dynamik. Dies liegt vor allem an drei wesentlichen Punkten: den imposanten Monstern, den schönen Sets und der überzeugenden schauspielerischen Leistung. Die verschiedenen Ungetüme aus den Elementen Erde, Feuer, Luft und Wasser sehen nicht nur beeindruckend aus, sondern wirken auch extrem einschüchternd. Die zerstörerische Wucht ihrer naturgegebenen Kräfte gemahnt an die echten Umweltkatastrophen dieser Welt und lässt einen aufgrund ihrer heftigen Inszenierung ungläubig dreinschauen. Wer sich noch an das Feuermonster aus den Trickfilmen von „Spider-man And His Amazing Friends“erinnern kann, wird sich wohl in die gleiche kindliche Faszination zurück versetzt finden, nur eben in visuell herausragender Hd-qualität. Neben den eindrucksvoll animierten Monstern gibt es aber noch einen weiteren optischen Leckerbissen, und zwar die europäischen Städte und ihre authentische Atmosphäre. Auch wenn London mittlerweile ebenfalls das Ziel zahlreicher epischer Katastrophen geworden ist, bietet der Film mit Prag, Berlin und speziell Venedig eine gelungene Abwechslung zur bereits überstrapazierten New Yorker Skyline. Darüber hinaus zeigt Spider-man, dass er sich auch ohne reihenweise Hochhäuser gekonnt durch die Lüfte schwingen kann. Einen nicht minder eindrucksvollen Effekt hinterlässt die dazugehörige Akustik. Die Dts-hd-ma-5.1-abmischung zeigt, was sie so in der dritten Dimension drauf hat und sorgt dafür, dass die spektakulären Bilder auch in den Ohren für Furore sorgen. Nicht zuletzt ist es Peter-parker-darsteller Tom Holland zu verdanken, dass man Spider-man seinen neuen jugendlichen Charme abkauft. Die Verzweiflung und Unsicherheit hinsichtlich seines Verlustes und weiteren Weges wirkt dabei ebenso überzeugend, wie die „jetzt-erst-recht“-einstellung, wenn es darum geht, mal wieder die Welt zu retten. Daneben zeigt Jake Gyllenhaal eine gewohnt starke Leistung und verkörpert Mysterio in einer facettenreichen Art und Weise. Egal ob mit sympathischem Schwiegersohn-lächeln oder als kämpferischer Krieger, Gyllenhaal spielt einen würdigen Superhelden.
Dessert
Wie allgemein bekannt, findet man im Abspann der Marvel-filme immer einen kurzen Teaser, der jedoch allzu oft noch mehr Rätsel aufgibt. In „Spider-man: Far From Home“wird das Ganze nun regelrecht auf die Spitze getrieben. Denn am Ende gibt es nicht nur einen, sondern gleich zwei der sogenannten Post-credit-szenen, die es auch noch in sich haben. Deshalb sollte man die Blu-ray nicht zu früh ausschalten und den Abspann bis zum Ende anschauen. Es lohnt sich. Wer nach den insgesamt 129 Minuten dann noch immer nicht genug vom Netzschwinger hat, darf sich in den Extras auf über eine Stunde Bonusmaterial freuen. Darunter beispielsweise der Kurzfilm „Peters To-do-liste“, einige Outtakes und gelöschte Szenen sowie weitere Kurzclips zu seinem Anzug bzw. zu Nick Fury und Maria Hill. Für Fans und andere Filmliebhaber gibt es neben der Standard-blu-ray Edition auch eine UHD- und eine 3D-version sowie diverse Steelbook-varianten (Siehe Editionen-kasten).