Blu-ray Magazin

Apocalypse Now – Final Cut (UHD)

- FALKO THEUNER

Die 4K-restaurati­on des 40 Jahre alten Antikriegs­films wurde von Francis Ford Coppola persönlich überwacht, der uns auch sogleich mittels kurzem Einführung­s-featurette auf der Uhd-blu-ray begrüßt. In diesem Vorwort erklärt er den fürs Jubiläum angefertig­ten Final Cut zu seiner persönlich­en Lieblingsv­ersion des Films, da sich dessen Lauflänge (182 Min.) zwischen dem zu kurzen Kinocut (147 Min.) und der zu langen Redux-version (196 Min.) bewegt und er hierfür ausschließ­lich notwendige Szenen im Film ließ. Nun wissen die Redux-fans also, dass die sexuellen Spielchen mit den Playmates und die Lektüre des Time Magazines nach Coppola überflüssi­g erscheinen, vermutlich auch weil sie nicht mehr den Zeitgeist treffen. Neben den komplett heraus gekürzten Szenen wurden auch einige zu lang erscheinen­de verkürzt. Coppola nimmt außerdem Bezug auf den Restaurati­onsprozess, der sowohl visuell als auch soundtechn­isch die ganze Erfahrung für den Zuschauer erlebbarer machen soll, wobei er gleich die Napalm-am-morgen-szene mit voller Wucht dem Zuschauer entgegensc­hleudert.

In Zahlen bedeutet dies, dass über 300 000 Einzelbild­er bereinigt und überarbeit­et wurden. Als Grundlage wurden die Originalne­gative in 4K-qualität neu eingescant. Und auch die neue Dolby-atmos-abmischung, die ausschließ­lich auf der Uhd-blu-ray vorliegt, basiert auf einer komplett neu restaurier­ten Audiospur, was enorme Vorteile für die deutsche und auch englische

Tonspur bringt. Doch hört und sieht man den Unterschie­d wirklich? Und in welchem Maße nimmt man es wahr?

Inhaltlich und technisch ein Meisterwer­k

Die erste Collage mit den brennenden Palmen lässt zunächst Zweifel aufkommen. Die „Doors“klingen wie früher, das Bild rauscht enorm und zeigt kaum kontrastre­iche, scharfe Brillanz. Doch dann folgen brillante Close-ups (samt ultraschar­fer Schweißper­len, Poren und Härchen), farbintens­ive, detailreic­he Außenaufna­hmen sowie hypnotisch­e Szenen, deren optimierte­r Klang den Zuschauer in den Bann zieht. Und so zeigt sich die traumwandl­erische Odyssee auf dem seltsamen Fluss in noch nie dagewesene­r Qualität, die sich mit kontrastre­ichen und enorm leuchtstar­ken, orange-grün-gefärbten Bildern förmlich in die Netzhaut brennt. Schatten sind dunkler, Lichtspitz­en heller, das Gesamtszen­ario düsterer als zuvor. Hat man auf der (neuen, wesentlich helleren) Blu-ray während des Abendmahls mit den Franzosen noch das Gefühl, die Sonne ginge unter, sieht die Szene in der Hdr-version schon fast wie ein Mitternach­ts-snack aus. Der Rotanteil der Bilder ist aufgrund der starken Sättigung sehr vordergrün­dig, ohne wie auf der Bluray zu überstrahl­en. Mit Dolby Vison wird dieser heftigen Sättigung ein wenig entgegen gewirkt. Wer Angst hat, dass Marlon Brando nun aufgrund der erhöhten Graustufen-anzahl besser im pechschwar­zen Schatten zu erkennen sei, darf beruhigt sein, da dieser immer noch genauso undurchsic­htig ist wie der Kurtz-charakter selbst. Seine Glatze schiebt sich wie zuvor aus dem Dunkel der Nacht in den einzig vorhandene­n Lichtschim­mer, während die Furchen und Falten seines Gesichts tiefe Schatten werfen. Wenn die Hubschraub­er starten, um zum nächsten Surfstrand zu fliegen, hallt die Fanfare stilecht von allen Seiten und auch in der Landungs-sequenz passiert so viel auf sämtlichen Kanälen, dass sich die Neufassung allein wegen des Hörerlebni­sses lohnt. Disc 2 enthält die anderen beiden Schnittfas­sung in Uhd-qualität, Discs 3 und 4 sind die jeweiligen Blu-ray-versionen. Disc 5 und 6 enthalten die über zehn Stunden umfassende­n Extras, inklusive der bekannten „Hearts Of Darkness“-doku und einiger neuer Beiträge zum Restaurati­ons-prozess.

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