Attrition
Wenn Steven Seagal ein Drehbuch schreibt, geht es häufig um naive Gut-gegen-böse-handlungen, um die Philosophie des Kung-fu, um ganz viel Selbstdarstellung sowie um eine abschließende Moral, mit der der weise Lehrmeister Seagal seine Schüler erleuchtet. In seinem neuesten Werk, in dem er logischerweise die Hauptrolle spielt, treibt er diesen didaktischen Aspekt auf die Spitze, indem er einen Heilpraktiker namens Axe spielt, der in ein kleines thailändisches Dorf ausgewandert ist, um für seine Sünden, die er als Navy-seal begangen hat, Buße zu tun, indem er kranken Menschen hilft, die sich sonst keinen Arzt leisten könnten. Axes Leben ist friedlich. Gewalt kommt maximal in lehrreichen (!) Übungskämpfen mit seinem alten Freund Chen Man (Hong-kong-actionstar Siu-wong Fan) vor. Doch dann wird ein Mädchen von fiesen Halunken gekidnappt, weshalb Axe seine alten Sondereinsatz-kollegen reaktiviert und Chen Man für den Martial-arts-teil engagiert, um in den letzten 25 Filmminuten eine Mischung aus klassischer Hongkongsowie westlicher B-movie-action aufzufahren. Dass „Attrition“zu den besseren Seagal-filmen gehört, liegt an den ansehnlichen Kung-fu-einlagen. Die Hauptarbeit erledigt Siu-wong-fan, der erfreulich energiereiche Kämpfe darbietet. Auch Regisseur Matthieu Weschlers visuelle Bildsprache gefällt, übernimmt er doch nicht ganz ungeübt einige klassische Darstellungsformen des asiatischen Kinos. Da ist es auch egal, dass im Prinzip der gesamte Film ein weiteres Selbstdarstellungs-vehikel Seagals ist, das im Abspann zeigt, wie gut das selbsternannte Multitalent Gitarre und Gesang beherrscht.