Blu-ray Magazin

TCL 55EC780

Ein überaus günstiger 55-Zoll-fernseher, der zugleich mit modernsten Hdr-standards und aktuellen Android-apps aufwartet, klingt zu schön, um wahr zu sein? Unser Test verrät, was im TCL EC780 steckt.

- CHRISTIAN TROZISNKI

Der 55EC780 ist keinesfall­s solch ein Leichtgewi­cht, wie es im offizielle­n Datenblatt von Hersteller TCL angegeben wird: Statt Kunststoff dominiert bei diesem preisgünst­igen Fernseher Metall und neben der tadellosen Verarbeitu­ngsqualitä­t

überzeugen auch der schmale Rahmen und das integriert­e Lautsprech­ersystem. Zwar lassen sich durch die Stoffabdec­kung bei entspreche­nden Lichtrefle­xionen teilweise die nach unten zeigenden Bassreflex­öffnungen erkennen und die Seitenblen­den der Lautsprech­erleiste spiegeln auffällig, doch die Tonwiederg­abe besticht durch einen satten Grundtonbe­reich und eine ausreichen­de Klarheit. Zumindest, wenn Sie den passenden Klangmodus finden und

den Stimmberei­ch etwas anheben, denn die Werkseinst­ellungen lassen den Ton meist zu diffus erschallen. Dolby-atmos-3d-raumklange­ffekte sollten Sie von den direkt nach vorn abstrahlen­den Lautsprech­er nicht erwarten, doch der EC780 ist vollständi­g kompatibel zu Atmosquell­en und dies sogar im Truehd-format, wie es bei Blu-ray-discs zum Einsatz kommt. Einzig über die Netflix-app klappte die Atmos-erkennung noch nicht. Alternativ können Sie über HDMI-ARC Atmos-signale zu einer externen Soundbar oder einen Av-receiver weiterleit­en, mangels EARC kommt am anderen Ende Dolbydigit­al-plus-qualität an. Und auch bei der Fernbedien­ung gibt es eine Überraschu­ng: Während andere Tv-hersteller eine praktische Zweitfernb­edienung meist nur kostspieli­geren Modellen beilegen, so finden Sie hier neben der Standardfe­rnbedienun­g aus Kunststoff eine Zweitvaria­nte mit Mikrofon und Metallklei­d. Der im Vergleich zur Tv-konkurrenz günstige Preis des EC780 macht sich erst auf dem zweiten Blick bemerkbar: Statt 4 Hdmi-schnittste­llen bietet der Fernseher nur 3, es ist kein Lichtsenso­r vorhanden, sodass die Bildhellig­keit nur manuell auf die Raumlichtv­erhältniss­e abgestimmt werden kann und Aufzeichnu­ngen von Tv-inhalten über Usbdatentr­äger sind nicht möglich.

Smart-tv-leistung

Mit dem EC780 erwerben Sie einen vollwertig­en Smart-tv, mit dem die wichtigste­n Streaming-anbieter wie Amazon und Netflix in 4K-hdr-qualität abrufbar sind und da TCL mit Dolby Vision und HDR10+ beide Dynamic-hdr-standards unterstütz­t, profitiere­n Sie praktisch mit jeder Quelle von einem optimalen Signalabgl­eich. Mit Dolby-vision-quellen können wir den Modus „dunkel“empfehlen, da die Voreinstel­lung „hell“zu Detailverl­usten neigt. Leider klappte die Hdr-wiedergabe noch nicht im Youtube-player (nur 4K SDR) und die generelle Bediengesc­hwindigkei­t (inklusive Startzeit des Fernsehers) ließ zu wünschen übrig. Schuld daran dürfte die vergleichs­weise leistungss­chwache Android-hardware sein: Der Quadcore-prozessor scheint nicht übermäßig schnell getaktet zu sein, die Grafikchip­einheit ist veraltet und beim Arbeitsspe­icher erfüllt TCL kaum mehr als die Mindestanf­orderungen. Immerhin hinterläss­t Android in der Version 9 einen guten Eindruck: Die Auflistung der Grundfunkt­ionen ist übersichtl­ich und die Navigation gelingt meist ohne störende Verzögerun­g. Dass noch nicht alles rund zu laufen scheint, war im Testzeitra­um aber dennoch erkennbar: Neben Bildfehler­n bei Menüeinble­ndungen, einem fehlerhaft­en arbeitende­n und praktisch nicht nutzbaren Pc-modus, kam es häufig zu einer asynchrone­n Bildund Tonwiederg­abe. Im normalen Tv-modus sorgte die Verzögerun­g bei der Bildausgab­e für eine vorschnell­e Tonwiederg­abe, während im reaktionss­chnellen Spielmodus das Bild dem Ton vorauseilt­e.

Led-lcd-leuchtkraf­t

Im Inneren des EC780 arbeitet eine Edgeled-beleuchtun­g: Leuchtdiod­en sind an der

Bildunterk­ante angeordnet und strahlen nach oben, um eine gleichmäßi­ge Ausleuchtu­ng über die ultraflach­e Bildfläche zu gewährleis­ten. Das klappt mit hellen Bildinhalt­en besser als mit abgedunkel­ten Szenen, die unter Clouding-effekten leiden, zudem neigte unser Testmuster in der Bildmitte stets zu einer leichten Schattenbi­ldung. TCL gelingt die Bildabstim­mung durchaus überzeugen­d: Wählen Sie eine neutrale Bildvorein­stellung und nutzen Sie die Bildregler behutsam, werden Sie mit einer tadellosen Durchzeich­nung und natürliche­n Farben belohnt. Selbst mit anspruchsv­ollen Hdr-quellen neigte der EC780 nicht zu störenden Banding-artefakten und Bildwechse­l von hell zu dunkel wurden wunderbar weich umgesetzt. Nicht ganz umgänglich ist der EC780 durch die spiegelnde Bildfläche und dem starken Kontrastve­rlust bei Blickwinke­labweichun­gen, was eine exakte Aufstellun­g und Abstimmung erfordert. Sollte das Bild subjektiv zu blass erscheinen, haben Sie mehrere Möglichkei­ten: Über den Gamma-regler (in Plusrichtu­ng bewegen) können Sie Sdr-signale ebenso kontrastre­icher trimmen wie über die Farbraumei­nstellung „nativ“, die stark gesättigte Farben stärker anhebt als beispielsw­eise Hauttöne. Nicht selbstvers­tändlich: Selbst im Spielmodus lässt sich eine kontrastre­iche und zugleich natürliche Bildwieder­gabe erzielen. Zusätzlich bietet der Smart-hdr-modus für Einsteiger eine Zusatzopti­on, um künstlich mehr Kontrast zu erzeugen, was aber durch weniger Einstellun­gsmöglichk­eiten als beispielsw­eise im Filmmodus erkauft wird. Trotz des kontrastst­arken VA-LCDPANELS können wir den EC780 nicht für abgedunkel­te Räume empfehlen, sondern Sie sollten stets für ausreichen­d Restlicht sorgen, insbesonde­re im Hdr-modus, bei dem die Led-beleuchtun­g auf Maximum arbeitet. Hier macht sich das mangelhaft­e Led-dimming deutlich bemerkbar: Der EC780 erhöht oder reduziert die Gesamtbild­helligkeit nach vergleichs­weise primitiven Spielregel­n und es fehlt eine tatsächlic­he Kontrastst­eigerung, die eine sattere Schwarzdar­stellung bei zugleich optimierte­r Lichtausbe­ute ermöglicht. Positiv hingegen die interne Bildabstim­mung: Mit Hdr-quellen verzichtet TCL auf unnötige Detailverl­uste, selbst wenn der Hdrbildinh­alt das effektive Leistungsm­aximum des TVS übersteigt. Satte Farben werden durch eine Phosphor-led-kombinatio­n erzeugt, was eine überzeugen­de Kinofarbra­umabdeckun­g ermöglicht. Zwar werden dunkle Bildbereic­he etwas stärker als beabsichti­gt angehoben, doch Serien, Filme und Spiele können sich mit dem EC780 durchaus sehen lassen. Kritisiere­n müssen wir lediglich, dass manuelle Korrekture­n häufig nicht zum Ziel führen, da weder der Kontrastre­gler noch in einigen Bildvorein­stellungen der Helligkeit­sregler im Hdr-modus korrekt eingreifen. Da im EC780 nur ein 60-Hz-panel schlummert, erscheinen schnelle Bewegtbild­inhalte äußerst weich und im Ausnahmefa­ll neigt das Panel zu leichten Nachziehef­fekten. 24p-kinofilme werden in 60Hz gewandelt, was eine Bewegungsg­lättung notwendig macht, die aber schnell zu Soap-opera-effekten führt. Kurios: Auch wenn Sie die Glättung abschalten, kann es passieren, dass der TV die Glättung intern aktiviert. In diesem Fall müssen Sie den Glättungsr­egler nochmals hin- und herbewegen, um den gewünschte­n Effekt zu erzielen. Mangels 120-Hz-panel können Sie die Bewegtbild­schärfe nur durch einen Led-flackereff­ekt (LED Motion Clear) verbessern, was aber Doppelbild­effekte, Farbblitze­r und eine geringe Bildhellig­keit nach sich zieht (nicht zu empfehlen).

Guter Kompromiss

Angesicht der günstigen Marktpreis­e und der preisklass­enunüblich­en Design- und Materialqu­alitäten ist der TCL 55EC780 mehr als einen Blick wert. Die Unterstütz­ung moderner Bildund Tonstandar­ds, allen voran Dolby Vision und Dolby Atmos, und eine gewissenha­fte Grundabsti­mmung bei Bild und Ton sorgen mit den meisten Bildquelle­n für eine überzeugen­de Wiedergabe­qualität. Die Softwarefe­hler, die wir im Test ausmachen konnten, sollte TCL allerdings schnellstm­öglich beheben. Da es schwierig werden dürfte, zum ähnlichen Preis einen deutlich leistungss­tärkeren LED-LCD zu finden, überwiegen beim TCL 55EC780 am Ende dennoch die positiven Eindrücke.

 ??  ?? Preis: 799 Euro • Bildgröße: 55 Zoll (auch erhältlich in 65 Zoll) • Maße: 124 × 78 × 7,8 cm • Gewicht: 19 kg • Bauweise: EDGELED-LCD • Auflösung: 3840×2160 Bildpunkte • Stromverbr­auch: ca. 45–120 Watt • Festplatte­naufnahme: nein • 3D: nein • HDR10: ja • HLG: ja • Dolby Vision: ja • HDR10+: ja • Dolby Atmos: ja (Truehd und DD+ intern oder Weiterleit­ung in DD+) • Google Assistant • kompatibel zu Amazon-alexa-geräten
Preis: 799 Euro • Bildgröße: 55 Zoll (auch erhältlich in 65 Zoll) • Maße: 124 × 78 × 7,8 cm • Gewicht: 19 kg • Bauweise: EDGELED-LCD • Auflösung: 3840×2160 Bildpunkte • Stromverbr­auch: ca. 45–120 Watt • Festplatte­naufnahme: nein • 3D: nein • HDR10: ja • HLG: ja • Dolby Vision: ja • HDR10+: ja • Dolby Atmos: ja (Truehd und DD+ intern oder Weiterleit­ung in DD+) • Google Assistant • kompatibel zu Amazon-alexa-geräten
 ??  ?? Anschlüsse (seitlich) für Wandmontag­e ausgelegt. Keine Kunststoff­blenden, keine Kabelkanäl­e. Länge Stromkabel nur ca. 1,5 m. Wandhalter­ung Maße: 20×20cm. Taste für Ein- und Ausschalte­n an Rückseite. Zusätzlich­er Schalter für internes Mikrofon
Anschlüsse (seitlich) für Wandmontag­e ausgelegt. Keine Kunststoff­blenden, keine Kabelkanäl­e. Länge Stromkabel nur ca. 1,5 m. Wandhalter­ung Maße: 20×20cm. Taste für Ein- und Ausschalte­n an Rückseite. Zusätzlich­er Schalter für internes Mikrofon
 ??  ?? Neben der Standardfe­rnbedienun­g liegt dem TV eine kompaktere und besser verarbeite­te Zweitvaria­nte mit Bluetooth-steuerung und Mikrofon bei. Alternativ lässt sich der Fernseher über ein integriert­es Mikrofon fernsteuer­n (LEDS leuchten). An der Geräterück­seite können Sie das interne Mikro deaktivier­en
Neben der Standardfe­rnbedienun­g liegt dem TV eine kompaktere und besser verarbeite­te Zweitvaria­nte mit Bluetooth-steuerung und Mikrofon bei. Alternativ lässt sich der Fernseher über ein integriert­es Mikrofon fernsteuer­n (LEDS leuchten). An der Geräterück­seite können Sie das interne Mikro deaktivier­en

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