Der Honiggarten
Das Geheimnis der Bienen
Wenn einen die Sonnenstrahlen an der Nase kitzeln, die Bienen emsig summend durch den Garten fliegen und die Luft erfüllt ist vom süßen Duft der Blumen, dann ist die Welt in Ordnung. Regisseurin Annabel Jankel zeichnet genau solch ein Bild des Wohlfühlens, der Idylle und der Geborgenheit, das allerdings nur innerhalb der Liebe zweier Frauen besteht, deren Beziehung im Schottland des Jahres 1952 verboten ist. Erzählt nach dem gleichnamigen Roman von Fiona Shaw treffen sich hier eine alleinerziehende Mutter samt zehnjährigem Sohn und eine Ärztin. Seit ihr Mann sie verließ, boxt sich Lydia (Holliday Grainger) allein durch, um ihren Sohn zu ernähren und die Miete zu bezahlen. Dr. Jean Markham (Anna Paquin) wiederum kehrt in ihre alte Heimat zurück, um die Praxis ihres Großvaters weiterzuführen. Seit ihrer Schulzeit mied sie die Stadt, da ihre Mitschüler von ihrer sexuellen Neigung wissen. Durch Lydias Sohn Charlie (Gregor Selkirk), der sich für die Bienen in
Jeans Garten interessiert, freunden sich die beiden Frauen an. Aus der Perspektive Charlies entsteht eine paradiesische Familiensituation, die für ihn allerdings in gleichem Maße unverständlich wie fragil ist. Zu groß ist die gesellschaftliche Bedrohung von außen, besonders durch Lydias Mann (Emun Elliott) und dessen Schwester (Kate Dickie). Auch wenn das ikonische Bild des flüsternden Jungen vor den Bienenstöcken ein wenig zu oft bemüht wird, ist das Gesamtkonzept stimmig. Durch die Verknüpfung zwischen der Handlung und den hyperästhetischen Aufnahmen des Mikrokosmos der Bienen baut sich eine freundschaftliche, auf Verständnis beruhende Beziehung zu den Insekten auf.