So, wie Du mich willst
Claire (Juliette Binoche) ist der Inbegriff einer emanzipierten Frau mittleren Alters: Sie unterrichtet französische Literatur an der Universität, ist geschieden, nimmt an Studentenpartys teil und genießt auch sonst das Leben. Nur in einer Hinsicht ist sie ganz und gar das Gegenteil. Sie hat sich auf Facebook eine zweite, viel jüngere Identität eingerichtet und mit diesem 24-jährigen Alter Ego die Aufmerksamkeit eines jungen, hübschen Fotografen (François Civil) erregt. Die beiden telefonieren, tauschen erotische Gedanken und auch Fotos aus – wobei Claire Fotos ihrer Ziehtochter (Marie-ange Casta) verwendet, damit ihr wahres Alter nicht ans Licht kommt. Sie versinkt immer mehr in ihrer Scheinidentität. Und je näher sich die beiden kommen, desto mehr drängt Alex auf ein Treffen. Die Geschichte wurde schon ein paar Mal erzählt, aber der Film – wie sicherlich auch der zugrundeliegende Roman – bietet zwei Plottwists, die das Dilemma der Schuld ein wenig intensivieren. Juliette Binoche
ist großartig wie immer und spielt jeden anderen an die Wand – wobei die Hauptfigur das in „So, wie Du mich willst“auch tatsächlich ist – es gibt nur eine Szene, in der sie nicht zu sehen ist. François Civil, der sonst eher aus Komödien bekannt ist, ist im Film dagegen erst nach der Hälfte der Laufzeit zu sehen. 2011 hatte er in „Das bessere Leben“noch Binoches Sohn gespielt; jetzt ist der 30-Jährige das Objekt der Begierde, durch das sie sich wieder jung fühlen kann – zu dem Preis, dass sie ihn in eine tiefe Sehnsucht stürzt, die zwingend unerfüllt bleiben muss. Als Bonusmaterial gibt es ein 35-minütiges Making Of und zwei Interviews mit Binoche und Regisseur und Drehbuchautor Safy Nebbou.