Gloria – Das Leben wartet nicht
Sie ist erfolgreich, macht Yoga, geht auf Partys. Die Kinder sind erwachsen, die Ehe geschieden. Einsam ist Gloria (Julianne Moore) schon manchmal und sucht im Nachtleben nach menschlicher Nähe. Dabei findet sie Arnold (John Turturro), den Betreiber eines Paintball-platzes. Sie verlieben sich, verbringen Zeit miteinander, aber Arnold, ebenfalls geschieden, verheimlicht die neue Beziehung vor seinen beiden erwachsenen Töchtern. Als Arnold bei der Geburtstagsfeier von Glorias Sohn (Michael Cera) heimlich geht, fühlt sie sich übergangen und beendet die frische Beziehung. Aber Arnold verhält sich eigenartig und gibt nicht so einfach auf. Er schickt Blumen, ruft sie mehrfach täglich an und gerade dann, als der Film den Anschein erweckt, zu einer beunruhigenden Stalker-geschichte im Geiste von „Eine verhängnisvolle Affäre“zu werden, lässt Gloria Arnold wieder in ihr Leben. Und dann beginnt das Spiel von vorn und der Film entwickelt sich zu so etwas wie „Auf der Suche nach Mr. Goodbar“, nur ohne die berüchtigte Vergewaltigung. Was „Gloria“nun letztlich ist, bleibt dem Zuschauer überlassen – für die einen ist es die träge Geschichte einer Frau, die ziellos umherstreift, latent einsam und an allem scheiternd. Für die anderen ist es die Geschichte einer Frau, die in der Mitte ihres Lebens den Mut findet, sich von allem zu lösen, was schlecht für sie ist. Das
Temperamentvolle nimmt man Hauptdarstellerin Julianne Moore („Still Alice“, „Children Of Men“) nicht immer ab, aber ihr Spiel bleibt trotzdem sehr gut. Dennoch bleibt Sebastián Lelios Remake seines eigenen Films hauptsächlich eines: Eine lange Hinleitung zu den kraftvollen letzten zehn Minuten.