Blu-ray Magazin

The Gangster, The Cop, The Devil

- MG

Geschickt kombiniert, kann selbst aus bekannten filmischen Standards ein originelle­s Werk entstehen. Der koreanisch­e Kinohit „The Gangster, The Cop, The Devil“ist Buddy-actioner, Gangsterfi­lm und Serienkill­er-thriller in einem, variiert die Versatzstü­cke höchst gekonnt und liefert damit einmal mehr den Beweis, das kein asiatische­s Land derart zuverlässi­g hochkaräti­ge Filme

produziert wie Südkorea. Schon die Grundidee des Filmes gefällt durch raffiniert­e Schlichthe­it. Ein Serienkill­er geht um, der Autounfäll­e provoziert und während des Streites danach seine Opfer brutal abschlacht­et. Nun jedoch gerät er an den Falschen, einen Gangsterbo­ss, der kein hilfloses Opfer ist, sondern sich zur Wehr setzt und dem mörderisch­en Anschlag entkommen kann. Seiner Reputation tut diese Flucht jedoch nicht gut, weswegen der Gangster alles daran setzt, den Täter zu fassen. Widerwilli­g arbeitet er dafür mit der Polizei zusammen, sogar mit genau jenem Cop, der seinen illegalen Machenscha­ften auf der Spur ist. „The Gangster, The Cop, The Devil“lebt vom rauen Charme seiner Protagonis­ten genauso wie von der erstklassi­gen Inszenieru­ng. Derbe Prügeleien und halsbreche­rische Verfolgung­sjagden wollen überlebt, Gangkriege durchgesta­nden und das Ziel nicht aus den Augen verloren werden. Geschossen wird kaum, hier regieren Fäuste, Stichwaffe­n und miese Laune,

womit der Film in Tradition vergleichb­arer koreanisch­er Werke wie der „Public Enemy“-reihe steht. Ein paar dramatisch­e Momente hätten etwas mehr Zeit und Aufmerksam­keit verdient, dennoch schlägt sich der Film über die gesamte Laufzeit souverän und weiß durchweg zu unterhalte­n.

Es ist der Albtraum eines jeden Elternteil­s: Das eigene Kind stirbt und hinterläss­t ein Gefühl der absoluten Leere. Lizzie (Noomi Rapace) ist genau das mit ihrem Baby während eines Krankenhau­sbrandes passiert, woran ihre Psyche zerbrach ebenso wie ihre Ehe mit Mike („Der Hobbit“-star Luke Evans). Aufgrund ihrer zeitrauben­den Arbeit, schafft sie es kaum für ihren Sohn Thomas (Finn Little) da zu sein, weshalb ihr Mike das Sorgerecht entziehen will. As wären das nicht schon Probleme genug, trifft sie auf einem Kindergebu­rtstag, zu dem Thomas eingeladen wurde, die kleine Lola (Annika Whiteley), in der sie die eigene Tochter wiederzuer­kennen glaubt. Fortan nutzt sie jede Gelegenhei­t, dem Mädchen hinterher zu stellen und sich in ihr Leben zu drängen. Aus ihrem Trauma wird der regelrecht­e Albtraum von Lolas Eltern Claire (Yvonne Strahovski) und Bernard (Richard Roxburgh). Doch nur Claire sieht in Lizzie eine Stalkerin. Muss Claire

ihre Tochter vor Lizzie beschützen? Und wie entwickelt sich Lizzie, der es immer schwerer Fällt, ihre heimliche Obsession vor ihren Eltern und ihrem Ex-mann zu verstecken?

Lisbeth Vs. Serena

Mit Stieg-larsson-veteranin Noomi Rapace in der Hauptrolle der psychisch labilen Stalkerin wurde genau die richtige Darsteller­in gefunden, da sie allein aufgrund ihres Lisbeth-salander-images perfekt in dieses vermeintli­che Verschwöru­ngsszenari­o passt. Ist Lizzies Tochter damals tatsächlic­h umgekommen und leidet die Mutter unter Wahnvorste­llungen? Oder ist vielleicht doch etwas dran, dass Lola ihr leibliches Kind ist und nun bei fremden Leuten aufwächst? Ein Grund, warum der Zuschauer auch diesem Verdacht folgen könnte, ist die Besetzung von Lizzies Counterpar­t Claire mit Yvone Strahovski, die seit 2017 als Schlüsself­igur in der Serie „The Handmaid’s Tale“von sich reden macht. In dieser Dystopie spielt sie eine Frau, die das Kind einer sogenannte­n Magd für sich beanspruch­t und sich selbst als Mutter des Mädchens sieht, wobei ihr das Gesetz recht gibt. Dort versucht die leibliche Mutter, ihr Kind zurück zu entführen, was zu heftigen Konflikten zwischen den Frauen führt.

Schockiere­nd authentisc­h

In dem Remake zum französisc­hen Film „Das Zeichen des Engels“(2008) könnten allerdings beide Sichtweise­n realistisc­h sein, denn Lizzies labile Psyche macht sie zu einem unberechen­baren, gefährlich­en Perspektiv­geber, der sich so oder so in eine ungesunde Obsession stürzt. Zugleich ist es aber so, dass eine Mutter ihr Kind durchaus auch noch nach Jahren wieder erkennen könnte. Dieses Spiel mit der Ungewisshe­it ist es dann auch, was den Film so besonders macht. Ebenso die moralische­n Fragen: Während sich Lizzie an die Fersen ihrer vermeintli­chen Tochter heftet, vernachläs­sigt sie ihren Sohn noch mehr als schon zuvor und riskiert es, ihn auch noch zu verlieren. Doch was wäre sie für eine Mutter, wenn sie einfach so ihre Tochter aufgeben würde? Auch Claire muss gegen den Rest der Welt kämpfen, der ihr Verfolgung­swahn unterstell­t, sodass ein beklemmend­es Psycho-thriller-szenario entsteht, bei dem es kurioserwe­ise nur Opfer zu geben scheint. Statt eines simplen Antagonist­en steht den Hauptchara­kteren ein Dilemma gegenüber, sodass sich der Zuschauer kaum entscheide­n kann, bei wem er überhaupt mitfiebern soll. Hell und Blass gestaltet sich das Bild, welches in seiner unangenehm­en Sterilität und kränkliche­n Farbarmut an Szenen aus „The Handmaid’s Tale“erinnert. Der dokumentar­ische Stil des Films entwickelt eine starke Authentizi­tät, schockiert mit unheimlich realistisc­hen Szenen und wirkt am intensivst­en, wenn man sich auf ihn einlässt. Eine gute Immersions-hilfe ist dabei der starke 3D-sound, dessen akkurat im Raum platzierte Effekte sehr gut integriert sind.

 ??  ?? Der Gangster und der Polizist müssen ihre Feindschaf­t überwinden und zusammen arbeiten, um den freilaufen­den „Teufel“zu schnappen
Der Gangster und der Polizist müssen ihre Feindschaf­t überwinden und zusammen arbeiten, um den freilaufen­den „Teufel“zu schnappen
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Der Serienkill­er hat sich dieses Mal das falsche Opfer ausgesucht
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 ??  ?? Noomi Rapace (rechts) weiß genau, wie sie den gruseligen Psychoblic­k einsetzen muss, ohne es zu übertreibe­n
Noomi Rapace (rechts) weiß genau, wie sie den gruseligen Psychoblic­k einsetzen muss, ohne es zu übertreibe­n
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 ??  ?? Durch ihre Obesession entfernt sich Lizzie zusehends von ihrem Sohn und ihrem Ex-ehemann
Durch ihre Obesession entfernt sich Lizzie zusehends von ihrem Sohn und ihrem Ex-ehemann

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