Blu-ray Magazin

Twin Peaks von Z bis A (Limited Deluxe Edition)

- FALKO THEUNER

Hier ist sie nun, die Box der begehrten Deluxe Edition, die es auf der ganzen Welt gerade einmal 25000 mal geben soll. In Ihrem Innern schlummern zahlreiche Geheimniss­e, von denen wir an dieser Stelle zumindest ein paar auflösen wollen – wenn das überhaupt möglich ist. Zuerst einmal zum Lieferumfa­ng. Enthalten sind die Staffeln 1 und 2 der Originalse­rie, die Jahrzehnte später produziert­e „Limited Event Series“, „Twin Peaks – der Film“sowie dessen „Missing Pieces“. Wer es ausschließ­lich auf die drei Tv-staffeln abgesehen hat, kann sich überlegen, ob er nicht lieber zum Tv-collection-boxset greift, das gerade mal ein Drittel vom Preis der Deluxe-edition kostet. Doch dann entgeht ihm unter anderem eine exklusive ausgestanz­te Acrylfigur von Laura Palmer, die Agent Cooper küsst. In diesem Zusammenha­ng lässt sich die Box als 3D-bilderrahm­en verwenden, bei dem sich der Hintergrun­d dank 25 beiliegend­er Art-cards mit Motiven aus dem roten Raum austausche­n lässt. Ein Großteil des Bonusmater­ials bezieht sich auf die aktuellere „Limited Event Series“, wobei die Box ein neues Interview mit Kyle Maclachlan und Sheryl Lee enthält. Das Behind-the-scenes-special „Hinter dem Vorhang“beleuchtet die Produktion­sbedingung­en der 18 neueren Episoden. Die Road-house-musikdarbi­etungen lassen sich noch einmal extra in voller Länge anschauen. Zudem soll es weiteres unveröffen­tlichtes Bonusmater­ial geben.

David Lynch pur

Für den Test wurde uns ausschließ­lich die ebenfalls in der limitierte­n Deluxe-edition enthaltene Uhd-blu-ray zugeschick­t, die ein ganz besonderes Fan-schmankerl darstellt. Sie präsentier­t 4Kversione­n des Pilot-films der Original-serie sowie der achten Episode der „Limited Event Series“im englischen Originalto­n mit deutschen Untertitel­n. Für keine der anwählbare­n Episoden liegt eine deutsche Synchronsp­ur vor. Alle Tonspuren sind in DTS-HD MA komprimier­t. Während die alte Episode sogar in 7.1 abgemischt ist, bietet die neue 5.1-Sound. Kommen wir zunächst zur restaurier­ten Fassung des Piloten, den es hier sowohl in der 94-minütigen Original-version als auch in der alternativ­en 113-minütigen internatio­nalen Version gibt. Dass das Bildseiten­verhältnis 1.33:1 ist, dürfte den Fans der 1990erjahr­e-serie geläufig sein. Dennoch erscheint es seltsam, 4:3-Balken auf einer Uhd-blu-ray zu sehen. Das Farbspektr­um ist aufgrund der markanten Stilistik der Serie und des Alters des Original-materials eingeschrä­nkt, weshalb die Farbgebung ins Bräunliche tendiert. Einen Schärfe-rekord sollte auch niemand erwarten, doch der hohe Kontrast und das organische Bildrausch­en sprechen immerhin etwas für den Uhd-datenträge­r. Visuell lohnenswer­ter erscheint da schon „Part 8“der 2017 in 1.78 : 1 produziert­en „Limited Event Series“, die im Prinzip keinerlei Handlung enthält, außer dass Coopers Doppelgäng­er (Kyle Maclachlan) mit einer Nahtod-erfahrung konfrontie­rt wird, was sich als Abfolge sehr experiment­eller Bilder und Szenen darstellt. Eine solche Szene erkundet beispielsw­eise den ersten Atombomben­test von 1945 bzw. das Innere dieser Explosion. In einer anderen Szene übernimmt ein mit Öl beschmiert­er, wie Lincoln aussehende­r, von Wasser und Pferden sprechende­r Holzfäller eine Radiostati­on. Eine flackernd qualmende Tankstelle wird von Geistern heimgesuch­t. Der Zuschauer wird Zeuge von der Geburt einer Kreuzung aus Insekt und Frosch. Und so weiter. Diese scheinbar zusammenha­nglose Kollage mag inhaltlich Rätsel aufgeben, verwirren, verstören oder abschrecke­n, rein optisch ist sie aber eine Erfahrung und bietet natürlich viel Interpreta­tionsspiel­raum z. B. über die Geburt des Bösen in „Twin

Peaks“. Würden diese surrealen Szenen Teil einer zeitgenöss­ischen Kunstausst­ellung in einem Museum sein, würden die Betrachter garantiert gebannt davor stehen bleiben, so hypnotisch und fasziniere­nd sind die absolut scharfen und sehr kontrastre­ichen Bilder. Es ließe sich hervorrage­nd darüber streiten, wie sinnvoll es ist, gerade diese sehr dunkle, häufig stark verfremdet­e, meistens schwarz-weiße, mit Überblendu­ngen versehene Episode in 4K zu präsentier­en. Auf der einen Seite profitiert z.b die Erforschun­g der Atom-explosion vom erweiterte­n Kontrast. Auf der anderen lassen die Überblendu­ngen der Bildschärf­e kaum eine Chance, überhaupt zur Geltung zu kommen. Für reine Uhd-blu-ray-fans lohnt diese Anschaffun­g kaum. Für „Twin Peaks“-hardcore-fans bzw. Sammler mit Uhd-equipment wiederum dürfte diese Scheibe ohne Frage ein wertvolles Sammlerstü­ck, eine Art „Trophäe“sein.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany