Terminator: Dark Fate
Test des Monats
I’ll be back! Wie schicksalhaft diese Worte waren, konnte man 1984 noch nicht ahnen, als Arnold Schwarzenegger sie im breitesten Steiermark-englisch einem verdutzten Polizisten entgegen schleuderte. Ja, er kam wieder, ein Killerroboter aus der Zukunft, Modell T-800, lebendes Gewebe über einem Endoskelett aus Hyperaluminium: der Terminator.
Action
OT: Terminator: Dark Fate L: US, CN, ES, HU J: 2019 V: 20th Century Fox B: 2.39 : 1 T: DTS 5.1 (Englisch: DTS-HD MA 7.1)
R: Tim Miller D: Linda Hamilton, Arnold Schwarzenegger, Mackenzie Davis LZ: 128 min FSK: 16 W-cover: k. A.
Auf fünf Filme und eine Tv-serie brachte es die metallische Tötungsmaschine bis 2015, doch der ganz große Erfolg wollte sich nach den legendären ersten beiden Filmen nicht mehr einstellen. Ohne seinen Schöpfer James Cameron („Avatar“, „Titanic“) schleppte sich das Franchise eher müde von Film zu Film, ohne bei Kritikern oder Publikum vergleichbare Begeisterung auslösen zu können wie das Original und die fantastische erste Fortsetzung. Zwischendurch wechselten die Rechte an der Marke immer wieder die Besitzer, bis sie vor wenigen Jahren schließlich wieder bei James Cameron landeten. Und so kommt es, dass Schöpfer und Geschöpf beim jüngsten Terminator-film wieder vereint sind. Allerdings beschränkte sich Camerons Rolle im zunächst schlicht „Terminator“getauften und später in „Terminator: Dark Fate“umbenannten Projekt auf die des Produzenten und Ko-autoren der Geschichte. Regie führte stattdessen „Deadpool“-macher Tim Miller. Um nach drei eher unterkühlt aufgenommenen Filmen und einer vorzeitig eingestellten Tv-serie doch noch so etwas wie Vorfreude zu schüren, wurde zudem verkündet, dass zum ersten Mal seit „Terminator 2: Judgement Day“Linda Hamilton zu ihrer ikonischen Rolle als Sarah Connor zurück kehren würde. Weniger überraschend war hingegen die Rückkehr Schwarzeneggers als Terminator. Großes Aufsehen wurde um die Tatsache gemacht, dass „Dark Fate“eine direkte Fortsetzung von „Judgement Day“und alles dazwischen also ignoriert werden würde. Schaut man auf die Reihe zurück, ist das so besonders aber nicht. Abgesehen von „Terminator: Die Erlösung“schließt nämlich jede der späteren Fortsetzungen direkt an Teil zwei an, inklusive der Tv-serie „The Sarah Connor Chronicles“. „Terminator 2“ist also der letzte gemeinsame Fixpunkt, bevor das „Terminator“-universum zum Multiversum wurde, und es ist anzunehmen, dass dies auch nach „Dark Fate“so bleiben wird. Denn nicht nur legte der Film an der Kinokasse mit rund 260 Millionen Us-dollar
Einspielergebnis eine dramatische Bauchlandung hin, „Dark Fate“ist leider auch kein übermäßig guter Film geworden.
Viva La Mexico!
Das fängt bei der Geschichte an, die relativ unambitioniert angelegt wurde und eine ähnliche Schiene fährt, wie die aktuelle „Star Wars“-trilogie. Wieder einmal kommt ein Terminator aus der Zukunft in die Gegenwart, um hier einen Menschen zu töten, erneut wird auch aus der Zukunft Hilfe geschickt, um diesen Menschen zu beschützen. Der Plot ist also vertraut, neu sind nur die Gesichter. Der Mensch, um den sich alles dreht, ist diesmal Dani Ramos (Natalia Reyes), eine junge Mexikanerin, die sich unverhofft im metaphorischen Fadenkreuz des neuen Terminator-modells Rev-9 (Gabriel Luna) wiederfindet, der sie und ihren Bruder durch Mexiko Stadt jagt. Hilfe kommt in Form von Grace (Mackenzie Davis), einer kybernetisch aufgepimpten Rebellenkämpferin aus der Zukunft. Doch auch Grace kann den Rev-9, der seinen Vorgängermodellen ein paar neue Tricks voraus hat, nicht aufhalten. Bevor dieser Dani töten kann, kommt allerdings eine alte Bekannte ins Spiel: Eine wettergegerbte
Sarah Connor. Die hat nicht nur Know-how und Ratschläge parat, sondern auch eine fette Knarre und einen Raketenwerfer, mit denen sie den Bedrängten etwas Luft verschafft. Doch selbst die vereinte Kraft der beiden erfahrenen Antiterminator-kämpferinnen scheint nicht genug, es braucht adäquate Unterstützung. Und Sarah Connor kennt da jemanden, der diese Unterstützung verkörpert wie kein zweiter.
Was wird Alicia dazu sagen?
Über das „Wie kann der noch leben?“wollen wir an dieser Stelle nicht sprechen, verraten sei allerdings, dass die Erklärungen für die Fragen, die bereits der Trailer aufwarf, konstruiert und wenig plausibel wirken. Das gleiche lässt sich über den gesamten Plot sagen, der frei von Wendungen, Überraschungen oder interessanten Einfällen erzählt ist und trotzdem mehrfach das Kunststück fertig bringt, sich in seinem eigenen sehr locker gesponnenen Netz zu verheddern. Wer glaubte, Camerons Mitarbeit hätte zu interessanten neuen Story-ansätzen geführt, sieht sich leider getäuscht. Die drei Vorgänger, die ohne ihn auskommen mussten, hatten alle ihre Fehler, verfügten letztlich aber doch über mehr und originellere Ideen, um die Franchise-typische Hetzjagd zu variieren. Der neue große Gegenspieler hinter dem Terminator hat zwar einen anderen Namen, unterscheidet sich von Skynet aber ungefähr so wie „Die erste Ordnung“vom „Imperium“. Nun hätte auch das ein interessantes Thema abgeben können, die Unvermeidlichkeit einer Singularität dank immer dichter verknüpften Computern und Smart-geräten, doch „Dark Fate“wählt den plattesten Ansatz und recycelt lieber schamlos Geschichte und Dramaturgie der ersten beiden Filme.
Böse KI!
Auch die neu eingeführten menschlichen Charaktere haben Mühe, sich von ihren Vorbildern zu lösen und kommen über stereotyp, wenn auch nicht unsympathisch gezeichnete Figuren kaum hinaus, wobei für das Sympathische vornehmlich den Darstellern selbst gedankt werden darf. Die zwei Veteranen hingegen haben leichtes Spiel und versprühen herben Charme und rauen Humor, was dem Unterhaltungswert außerordentlich zuträglich ist.
Erstaunlich unspektakulär fällt die Inszenierung von „Dark Fate“aus. Das fängt bei der Kamera an, die es nie schafft, ähnlich memorable Einstellungen wie in den ersten beiden „Terminator“-filmen einzufangen, sondern sich auf zweckdienliche, schmucklose Bilder verlässt, die wenig tun, um Filmmagie aufkommen zu lassen. Die Actionszenen sind zwar ziemlich rasant umgesetzt, allerdings merkt man ihnen ihre Künstlichkeit häufig an. Angesichts der biederen Verfolgungsjagd zu Beginn und des Cgi-schwangeren Finales möchte man kaum glauben, dass der Film fast 185 Millionen Dollar gekostet haben soll. Überhaupt, die CGI: Die finden bei Stunts und Kämpfen viel zu häufig Verwendung und sehen fast durchweg unecht aus. Der neue Terminator und Grace hüpfen wie chinesische Schwertkämpfer durch die Szenarien und werden bei ihren Cgi-stunts häufig auch noch so unscharf, dass man sich im zweiten „Matrix“wähnt. Abseits der Kämpfe sind die Computereffekte bestenfalls mittelmäßig. Erwähnt sei noch der unsouveräne Einsatz von Stilmitteln wie Zeitlupe, die den Film außerhalb der visuellen Kontinuität der „Terminator“-reihe platzieren und eher an die Tv-serie erinnern.
Die gute Seite
Bei aller Kritik soll aber nicht verschwiegen werden, dass „Dark Fate“dramaturgisch durchaus straff inszeniert ist und seine simple Geschichte temporeich und schnörkellos erzählt. Durchhänger vermeidet der Film ebenso wie echte inhaltliche Abgründe, es fehlen allerdings auch die Höhen. Dennoch macht es Spaß, Arnie und Hamilton dabei zu beobachten, wie sie sich die Bälle zuwerfen und noch einmal gemeinsam, begleitet vom hämmernden „Dam-da-dam-dadam“-thema des perkussionslastigen Scores, in die Action werfen. Auch „Halt And Catch Fire“-star Mackenzie Davis schlägt sich als Actionheldin wacker, allein ihretwegen ist es schon schade, dass es vermutlich keine direkte Fortsetzung geben wird. Abseits inhaltlicher Mängel ist
die Hd-veröffentlichung des neuesten „Terminators“ein technisches Glanzstück, das in allen Belangen überzeugt. An Editionen werden sowohl von der Blu-ray- als auch von der Uhd-blu-ray neben der Standard- auch jeweils eine Steelbook-edition veröffentlicht, deren Front-cover das Skelett des Rev-9-terminators zeigen, während die Rückseite dessen abgetrennte menschliche Form präsentiert. Beide Steels sind baugleich, die 4K-variante beinhaltet allerdings zwei Discs (UHD- und Standard-blu-ray). Für den Test stand uns zwar ausschließlich die herkömmliche Blu-ray zur Verfügung, jedoch lässt sich durch Abgleich mit den Datenblatt von 20th Century Fox sagen, dass sich die Audio-komprimierung der 4K-version zumindest beim englischen Originalton (UHD: Dolby Atmos, BD: DTS-HD MA 7.1) von der Standard-blu-ray unterscheidet. Betrachtet man nur die deutsche Abmischung, weisen beide eine Dts-5.1-abmischung vor. Und die klingt schon einmal brachial gut. Der Mix bietet exzellenten 3D-klang für 5.1-Systeme, der die zahlreichen Actionsequenzen zur akustischen Freude werden lässt. Da kracht und rummst es, fliegen hörbare Glassplitter, aufgesprengter Sand und Gewehrkugeln durchs Heimkino, trifft Metall auf Metall und wird das breite Klangspektrum vom tiefsten Donnern bis zum feinsten Kratzen und Klirren ausgenutzt. Das lässt hoffen, dass die Uhd-blu-ray Dolby-atmos-kompatible Lautsprecher-anordnungen voll ausreizen wird – doch wir werden sehen, sobald die 4K-scheibe bei uns eintrifft.
Referenz-blu-ray
Bei der Optik wählte „Deadpool“-regisseur Tim Miller mal wieder einen eher schmutzigen Look, eine leicht orange-gelbliche Farbpalette mit vielen Erd-tönen sowie das extrabreite 2.39:1-Bildseitenverhältnis, das bis auf Teil eins, sämtliche „Terminator“-filme durchzieht. Das in 4,5K aufgenommene Bild ist glasklar und überzeugt sowohl bei der exzellenten Schärfe als auch beim hohen Kontrast, der trotz harter Konturen ordentlich Details zulässt. Etwas befremdlich wirkt hingegen die Prolog-sequenz, in der die jüngeren Cgiversionen von Linda Hamilton, Arnold Schwarzenegger und Edward Furlong das ausschlaggebende Drama initiieren, das zur Haupthandlung des Films führt. Das herausragende Bild eröffnet dem Zuschauer die Künstlichkeit der Szene im gleichen Maße, wie die Hd-version von „Terminator 2“die Stunt-double z.b. während der Truck-motorrad-verfolgungsjagd offenbarte. Auch während der späteren Action heben sich die eingesetzten Cgi-double dann von den Originalen ab. Trotzdem ist das technische Gesamtbild ein äußerst positives, das durch die Bank Spaß bereitet. Zum 73-Minuten-währenden Bonusmaterial lässt sich sagen, dass erfreulicherweise quantitativ viel geboten wird und „Terminator“-fans auch einige schöne Hintergründe erfahren. Nicht so schön wiederum ist die gefühlt stundenlange gegenseitige Beweihräucherung. Es sind einfach sämtliche Beteiligte ganz großartig und das muss offenbar ständig von allen möglichen Interviewpartnern wiederholt werden – sei es James Cameron, Tim Miller, Linda Hamilton oder Arnold Schwarzenegger.