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Editorial

- FALKO THEUNER, CHEFREDAKT­EUR

Dass der Oscar-nominierun­gs-mix dieses Jahr besonders ausgewogen war, zeigt sich daran, dass kein Film mehr als vier Oscars abgeräumt hat. Es gab in der Vergangenh­eit zwar schon einige internatio­nale Werke, die den Hauptpreis absahnten, wie z. B. der französisc­he „The Artist“oder auch die britisch-indische Koprodukti­on „Slumdog Millionär“, dennoch waren diese stets in englischer Sprache produziert (soweit man das von einem Stummfilm behaupten kann). Bong Joon Hos „Parasite“ist demnach der erste nicht-englischsp­rachige Film, der als bester Film des Jahres gekürt wurde, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass sich die Academy Awards zumindest ein Stück weit dem internatio­nalen Film geöffnet haben. Dass er gleich drei weitere Preise für das Drehbuch, die Regie und als bester internatio­naler Film erhielt, ist absolut berechtigt, da er Anspruch und Unterhaltu­ng miteinande­r verknüpft wie kein anderer und darüber hinaus zu überrasche­n vermag. Auch mit den anderen Gewinnern kann man absolut zufrieden sein. Joaquin Phoenix hat sich den Goldjungen als bester Hauptdarst­eller nach seinen drei vorherigen Anläufen redlich verdient. Sam Mendes’ „1917“(„beste Kamera“, „bester Soundmix“, „beste Visuelle Effekte“) hat die Jury vor allem technisch überzeugt. Und Tarantino hat zumindest indirekt mit seinem romantisie­rten Blick aufs alte Hollywood und einem wahnsinnig entspannte­n, coolen Brad Pitt zwei Oscars („bester Nebendarst­eller“, „bestes Produktion­sdesign“) eingeheims­t. Von den Streaming-exklusiven Filmen, darunter „Die zwei Päpste“, „The Irishman“, „Ich habe meinen Körper verloren“und „Marriage Story“, wurde interessan­terweise nur letzterer („beste Nebendarst­ellerin“Laura Dern) mit einer Auszeichnu­ng versehen. Ebenso ging das auf den Streamingm­arkt drängende Disney trotz starker Nominierun­gs-präsenz bei deren alljährlic­hen Lieblingsk­ategorien „Makeup“, „Musik“, „Soundmix“, „Visuelle Effekte“usw. nahezu leer aus und konnte lediglich im Animations­bereich mit dem x-ten „Toy Story“-streifen gegen die Konkurrenz bestehen. Noch hat sich der Oscar also nicht der klassische­n Kino-unterhaltu­ng abgewandt und ist daher weiterhin ein Wegweiser für all jene, die hochqualit­ative Filme in einem Lichtspiel­haus zelebriere­n – also ein Preis als Motor für die traditione­lle Filmwirtsc­haft. Abgesehen von den Oscar-kandidaten ist diese Ausgabe mit vielen weiteren sehr lohnenswer­ten Filmen und Serien vollgestop­ft, weshalb ich Ihnen wie immer maximales Vergnügen beim Stöbern und Schmökern wünsche.

Herzlichst,

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