Final Fantasy VII HD Remake
Erinnern Sie sich an Filme wie „Men in Black“, „Das fünfte Element“oder „Titanic“? Rückblickend war 1997 kein außergewöhnliches Jahr für prägende Blockbuster-filme. Im Bereich der Computer- und Videospiele wurden dagegen weitaus mehr Legenden geboren, die noch heute, 23 Jahre später, Kultstatus besitzen.
Das Jahr 1997 war für Videospieler eine Zeit des puren Glücks, denn brandneue Spielemarken sorgten mit innovativen Ideen und toller Technik für höchsten Unterhaltungswert. Blizzard schuf nach „Warcraft“die neue Action-rpg-marke „Diablo“. Rockstar North hob mit „GTA“eines der wertvollsten Media Franchises aller Zeiten aus der Taufe. Sony prägte mit „Gran Turismo“das Genre der Rennspielsimulationen. Lucas Arts beendete die „Monkey Island“-trilogie mit aufsehenerregender Trickfilmgrafik und Spieleperlen wie „Dungeon Keeper“oder „MDK“verzückten Pc-fans durch Spielwitz und absurde Ideen. Und dann gab es noch ein Spiel, das auf Sonys Playstation 1 nicht nur technisch eine neue Ära einläutete, sondern dessen Geschichte für immer unvergessen bleiben sollte: „Final Fantasy
VII“. Als Nicht-final-fantasy-kenner könnte man an dieser Stelle annehmen, dass der siebente Teil einer Serie voraussetzt, dass man auch die Teile 1 bis 6 gespielt hat, doch das Gegenteil ist der Fall: Final Fantasy definiert sich mit jedem Titel neu, weshalb sich Charaktere, Hintergrundgeschichten und Spielinhalte von Spiel zu Spiel grundlegend unterscheiden und Sie ganz ohne Vorkenntnisse ins Abenteuer abtauchen können.
Erinnerungen werden wiederbelebt
Während viele alte Spieleklassiker in der Versenkung verschwanden, ist Final Fantasy VII in seiner ursprünglichen Form auch 23 Jahre später auf den meisten Plattformen erhältlich, doch wer das Originalspiel ohne Nostalgiegefühle startet, wird kaum noch nachvollziehen können, wes
halb das Spiel vor 23 Jahren so weltbewegend war. Die technische Revolution damals: Sony brachte mit der Playstation 1 eine Gaming-konsole mit Cd-laufwerk auf den Markt, sodass sich größere Datenmengen speichern ließen und vorgefertigte Hintergründe als Videosequenzen ins Spiel eingebunden werden konnten. Das machte Final Fantasy VII 1997 zu einer filmreifen Erfahrung und es erforderte 3 vollgepackte CDS, um die Videodaten zu verewigen. Doch der Zahn der Zeit nagt auch an solch einem Spielemythos, weshalb Fans sehnlichst ein Remake mit zeitgemäßer Technik herbeisehnten. Lange Zeit war nicht klar, ob Spieler ihre Hoffnungen ohne Aussicht auf eine Neuauflage begraben müssen, denn nach einer Final-fantasy-vii-grafikdemo für PS3 im Jahr 2006 folgte für ein weiteres Jahrzehnt kein weiteres Lebenszeichen eines Remakes. Doch dann die Riesenüberraschung auf der E3-pressekonferenz 2015: Praktisch aus dem Nichts kündigten Sony und Square Enix eine Neuauflage von Final Fantasy VII an und während des Livestreams gab es für die Zuschauer kein Halten mehr – die Legende kehrt tatsächlich zurück! Nach der ersten Euphoriewelle wurde in den darauffolgenden Jahren aber mehr und mehr deutlich, dass die Ankündigung vor allem ein Versprechen für die Fans gewesen ist und es noch keinen optimalen Fahrplan zur Fertigstellung gab. Schlimmer noch: In der frühen Entstehungsphase des Remakes wurden technische Grundgerüste und Inhalte neu überdacht, was die Entwicklung immer weiter nach hinten verschieben sollte.
Teil eines Ganzen
Final Fantasy VII Remake wurde von Anfang in Episodenform geplant, denn das 1997er-mammutwerk Final Fantasy VII erzählt eine epische Geschichte, die Sie über einen ganzen Planeten führt (und teilweise auch darüber hinaus). Hält man sich vor Augen, dass die Heimatstätten der wichtigsten Spielecharaktere eine tragende Rolle spielen und ergänzende Geschichten der Vergangenheitsbewältigung dienen, summiert sich der Aufwand für die Spieleentwickler auf ein kaum noch überschaubares Niveau. Im 2020erremake erleben Sie ausschließlich den Beginn des Abenteuers, der in der Metropole Midgar spielt und die Aufteilung von Final Fantasy VII in Episodenform ist ein kluger Schachzug, denn nur so lassen sich die gigantischen Entwicklungskosten abfedern. Wurden 1997 meist statische Hintergründe aus einer einzigen Perspektive erstellt, so müssen in der Neuauflage alle Winkel der Welt detailliert ausgearbeitet werden. Durch zahlreiche neue Schauplätze werden Sie noch tiefer in die Welt von Final Fantasy VII entführt und die Grafikqualität des Remakes setzt schon jetzt Maßstäbe: Die meist in Echzeit berechnete Ps4-grafik sieht anno 2020 besser aus, als die mit sündhaft teuren und gigantischen Rechnern erstellten Hintergründe des 1997er-originals. Der gigantische Aufwand wird auch anhand der Datenmengen ersichtlich: Aus knapp 1,5 Gigabyte (3×CDS auf Playstation 1) bzw. 4 Gigabyte in der Download-variante des Originalspiels (PC, PS4, Xbox, Switch) werden 23 Jahre später mindestens 100 Gigabyte (2×Blu-ray Discs für PS4 und PS4 Pro) für die anfallenden Spieldaten der komplett neu erstellten Remake-version. Und ein Ende der technischen Höhenflüge ist noch nicht abzusehen: Sonys neue Konsole Playstation 5 steht in den Startlöchern und durch die Abwärtskompatibilität können Sie das Final Fantasy VII Remake gegen Ende des Jahres nochmals mit der neuen PS5 bestaunen. Wie viele weitere Teile des Remakes zukünftig geplant sind, steht bislang in den Sternen: Die komplette Fertigstellung des gesamten Final-fantasy-vii-abenteuers dürfte noch mehrere Entwicklungsjahre entfernt sein.
Aus Traum wird Wirklichkeit
23 Jahre später durch die Stadt Midgar zu wandern, ist ein surreales Erlebnis, denn Final Fantasy VII Remake sieht so detailverliebt und
hübsch aus, wie man es sich bestenfalls erträumen durfte. Jeder Quadratmeter der Stadt Midgar wurde in verschwenderischer Qualität ausmodelliert, sodass Sie deutlich mehr Zeit in der pulsierenden Metropole verbringen werden, als noch im Originalspiel. Die Geschichte bleibt natürlich gleich: Der machtbesessene Megakonzern Shinra nutzt fragwürdige Technologien, um die Ressourcen des Planeten auszubeuten und eine aufstrebende Rebellentruppe namens Avalanche will den Obrigkeiten das Handwerk legen. Angeführt vom muskelbepackten Barret Wallace, dessen rechter Arm durch eine Gewehrprothese ersetzt wurde, spielen Sie in der Rolle von Cloud Strife einen anfangs wortkargen Außenseiter, der sich in einem bunt gemischten Team wiederfindet. Zu Beginn mit den Serienlieblingen Biggs und Wedge sowie der Technikerin Jessie unterwegs, erleben Sie in den folgenden Stunden eine Achterbahnfahrt der Gefühle und stoßen in der Bar Siebter Himmel nicht nur auf Clouds Kinderfreundschaft Tifa Lockhart, sondern lernen auch Wallaces Tochter Marlene kennen. Die Dynamik innerhalb der Gruppe ist eine der großen erzählerischen Stärken von Final Fantasy VII: Motive sind nicht schwarz oder weiß gefärbt, sondern bewegen sich meist in Grauzonen und Selbstzweifel schwingen in jeder Entscheidung mit. Liebenswerte Zufälle und magische Wunder inmitten der Slums und des Elends machen aus dieser Erzählung ein modernes Märchen: Treffen Sie auf das Blumenmädchen Aerith Gainsborough, das ähnlich wie im Film „Das Fünfte Element“ein wichtiges Geheimnis in sich trägt, scheint die aus den Fugen geratene triste Welt für einen Moment wieder aufzublühen. Doch was es wirklich mit Aerith auf sich hat und warum der scheinbar übermächtige Kämpfer Sephiroth auf der Suche nach dem entstellten Wesen Jenova ein Blutbad nach dem anderen anrichtet, wird sich erst später vollständig aufklären. Die Macher bleiben auch im Remake ihren Wurzeln treu: Drama und Humor gehen Hand in Hand und wer beispielsweise die Geschichte des berühmten Freudenhauses zur Honigbiene abschließen will, kommt auch in der Neuauflage nicht an einer weiblichen Maskerade vorbei. Ganz im Gegenteil: Viele prägnante Momente des Originals werden im Remake regelrecht zelebriert und liefern auch langjährigen Fans neue spannende Einblicke. Dass sämtliche Gegenspieler treffend porträtiert und in deutscher Sprache vertont wurden und die Animationsqualität der Figuren einem computeranimierten Film in nichts nachsteht, wird Final Fantasy VII Remake auch für alle jene attraktiv machen, die mit dem 1997er-original nichts anzufangen wissen. Obwohl das Remake weniger als ein Drittel des gesamten Spiels umfasst, wird der Spielinhalt abwechslungsreicher als bei vielen andere Rollenspielen ausfallen: Story- und Actionsequenzen werden durch Minispiele, Verfolgungsjagden und der Suche nach Geheimnissen aufgelockert. Natürlich kommen bewährte Rollenspieltugenden zum Tragen, sodass Sie alle Helden durch Kämpfe aufleveln können und mittels Zauberkugeln beispielsweise mächtige Elementwesen wie Ifrit, Shiva oder Leviathan heraufbeschwören können. Statt Zug um Zug bewegen
sich die Figuren im Kampf in Echtzeit und um die Kontrolle zu wahren, wird die Action auf Wunsch auf Superzeitlupenniveau heruntergefahren, was an beste „Matrix“-momente erinnert.
Vergangenheitsbewältigung
Ein Werk wie Final Fantasy VII neu zu interpretieren, dabei sämtliche Fans abzuholen und gleichzeitig den blumigen Erinnerungen früherer Tage gerecht zu werden, ist eines der schwierigsten Unterfangen, denen man sich als Entwicklerstudio stellen kann – selbst aktuelle Megafilmprojekte wie „Star Wars“oder „Avatar“erscheinen im direkten Vergleich geradezu überschaubar konstruiert. Die gute Nachricht: Die Final-fantasy-entwickler haben die größten Hürden des schwierigen Entwicklungsprozesses genommen und steuern auf die Auslieferung des Ps4-spiels im April zu. Dass wir die Geschichte von Final Fantasy VII nun häppchenweise präsentiert bekommen und die gesamte Erzählung erst in einigen Jahren auf Sonys Playstation 5 vollendet sein dürfte, wird jeder verstehen, der selbst in die neu gestaltete Remake-version eintaucht und wir können es kaum erwarten, alle Nebengeschichten und Rückblenden noch einmal im frischen Gewand zu erleben. Vielleicht wird es am 10. April 2020 ja auch Sie packen: das einmalige Gefühl, einer Geschichte zu lauschen, die man ein Leben lang nicht mehr vergisst. 10. April: War da nicht etwas? Ganz genau: Der weltweite Erscheinungstermin kollidiert hierzulande mit einem Osterfeiertag, sodass wir allen Vorbestellern des Spiels die Daumen drücken, dass die Auslieferung im Zweifelsfall schon am 9. April beginnt. Verschiebungen gehören zwar mittlerweile zum Remake dazu, doch wenn deutsche Fans das heiß erwartete Spiel zum Start nicht selbst erleben können, sondern auf Youtube-streams angewiesen sind, wäre das ein ähnlicher Stich ins Herz, wie er auch im späteren Story-verlauf des Originalspiels vorkommt. Sephiroth, steckst du etwa hinter dieser Terminplanung?