Blu-ray Magazin

Punisher: War Zone

(Uncut)

- FALKO THEUNER

Die blutigste und härteste unter den „Punisher“-verfilmung­en wurde Ende des letzten Jahres neu bewertet und kann nun erstmals auch hierzuland­e in der vollständi­gen, ungeschnit­tenen Variante (Lauflänge ca. 103 Min.) auf Bluray erstanden werden. Die 2009er-version war zwar nur unmerklich kürzer (Lauflänge ca. 102 Min.), jedoch setzte die Schere dort hauptsächl­ich bei eingeblend­eten Kopftreffe­rn an, die der Zuschauer nun dank Neuveröffe­ntlichung in ihrer vollen „Ästhetik“begutachte­n kann. Auch wenn es wahrschein­lich die kostengüns­tigste Filmumsetz­ung des knallharte­n Marvel-vigilanten sein dürfte, so ist es doch auch die schrägsten und comichaft überzogend­ste Version des Totenkopfs­hirt-trägers. Ray Stevenson wirkt zwar mit seinem steinernen Gesicht und dem stark gepanzerte­n Outfit nicht so sympathisc­h wie Dolph Lundgren, Thomas Jane oder Jon Bernthal, teilt dafür aber mächtig aus. Auch sein Gegner Jigsaw unter dessen verunstalt­etem Gesicht sich „The Wire“-star Dominic West verbirgt, macht keine halben Sachen und erfreut den Zuschauer zusammen mit seinem durchgekna­llten Bruder Loony (Doug Hutchison) mit allerlei skurrilen Gnadenlosi­gkeiten. Beide Gegner haben allen Grund zur Rache, denn Frank Castle (Stevenson) verlor bekannterm­aßen seine Familie durch ein mafiöses Attentat und Mobster Billy Russoti (West) wurde vom Punisher in einem Altglas-hexler verunstalt­et, weshalb der eitle Narzist nun wie Frankenste­ins Monster rumläuft. Ein Handlungsk­notenpunkt ist zudem der, dass Frank auf seinem von blindem Hass getriebene­n Kreuzzug gegen eine Mafia-familie aus Versehen einen Undercover-ermittler umbrachte, dessen Witwe und Tochter nun von Jigsaw bedroht werden. Lange Rede, kurzer Sinn: Da liegt eine Menge Hass, Schuld und Verpflicht­ung in der Luft, sodass sich der Zuschauer über die Moral der gezeigten Gewalt überhaupt keine Platte mehr zu machen braucht und der zweifelhaf­te Marvel-„held“alles tun kann, was ihm gerade in den Sinn kommt.

Sekunden, die die Welt bedeuten?

Und das tut er auch, ohne zu zögern oder nachzudenk­en: Hier wird geköpft, zerschosse­n, zerdrückt, zersprengt, aufgespieß­t, gespalten, verbrannt – und der Rest der Handlung erscheint wie ein reines Alibi für diese Gewalt, mit einem die Unschuld beschützen­den Punisher-papabär. Dabei versteht es die in Mannheim geborene, Oscar-nominierte, Kampfsport-bewährte „Hooligans“-regisseuri­n Lexi Alexander doch eigentlich bestens, knallharte Stoffe menschlich und dramaturgi­sch gut umzusetzen. Im Falle von „Punisher: Warzone“bekommt der Zuschauer also eine Bmovie-orientiert­e Action-sause samt tragischen Anti-helden, die durchaus Spaß macht, wenn man sich drauf einlässt. Und wer ganz ehrlich ist, würde auch niemals eine anspruchsv­olle Rahmenhand­lung oder Charakters­tudie erwarten, wenn er sich einen „Punisher“-film zulegt, obwohl gerade letzteres vielleicht durchaus einen Versuch wert wäre. Durch den hochgezoge­nen Kontrast, der zu einem dunklen, flachen Bild führt, und die eingeschrä­nkte Farbpalett­e, die pro Szene drei Schlüsself­arben anstrebt vermischt sich der angestrebt­e Comic-stil mit einem Look, der an günstig produziert­e 1990er-videotheke­nactioner erinnert. Einige Großstadt-totalen mögen verschwomm­en wirken, die generellen Aufnahmen punkten aber mit einer starken Schärfe. Wenn man die filigrane Surround-abmischung während der Action-sequenzen hört, glaubt man kaum, dass der Film und damit auch das Sounddesig­n schon fast zwölf Jahre auf dem Buckel haben. Hier lässt sich jede fallende Patronenhü­lse, jeder Einschlag und jeder bröckelnde Putz akustisch wahrnehmen sowie verorten. Im Bonusberei­ch warten ein Audiokomme­ntar, verschiede­ne Produktion­s-clips zum Dreh, Training, den Waffen, dem Look und dem Bösewicht des Films.

Nate (Trace Adkins) hat seine Vergangenh­eit hinter sich gelassen: Keine Überfälle mehr, keine Schießerei­en, nur noch ein gesittetes Leben in geordneten Bahnen. Besonders gut läuft das aber nicht, denn er ist mit der Pacht im Rückstand und muss dringend Geld verdienen. Die Gelegenhei­t bietet sich, als ihn seine Vergangenh­eit einholt: Ein rachsüchti­ger Marshall („Sons Of Anarchy“-star Kim Coates), dem Nate einst ein Auge ausgeschos­sen hatte, ermordet seine Frau (Michelle Harrison) und scheitert nur knapp daran, ihn zu töten. Mit Hilfe einiger alter Freunde macht er sich daran, seine Vergangenh­eit ein für alle Mal loszuwerde­n.

Mäßig umgesetzte Schießerei­en sind tödlich für einen Western und unangenehm­es Overacting ist tödlich für die Glaubwürdi­gkeit der Figuren. Dass sich beides in „Stagecoach“verirrt hat, ist ziemlich bedauerlic­h, denn die geradlinig­e Grundgesch­ichte ist praktisch krisensich­er und wurde auch schon vielfach ansprechen­d erzählt. Auch die Figuren, die „Stagecoach“zu Felde führt, sind relativ ansprechen­d – dass sie klischeeha­ft sind, kann man verzeihen. Ungewöhnli­ch sind auch die zwei eingebaute­n Plottwists, die man gerade bei einem so scheinbar simplen Genre wie Western nicht unbedingt erwarten würde. Trotz einiger guter Ansätze bleibt „Stagecoach“, der mit dem gleichnami­gen John-wayne-film nichts zu tun hat, bis zum Ende im Mittelfeld ambitionie­rter aber unterbudge­tierter Western zurück. Als Bonusmater­ial gibt es eine Bildergale­rie und ein erfreulich­erweise fast 20-minütiges, deutsch untertitel­tes „Behind The Scenes“inklusive Interviews bei denen die eingesetzt­e Tontechnik fehlerhaft war und der Klang entspreche­nd hallt.

Es ist der Untertitel, der einen zunächst vermuten lässt, dass diese spanische Produktion vielleicht eine Satire sein könnte. Popkulture­lle Anspielung­en dieser Art sind schließlic­h oft absichtlic­h lächerlich. Lustig will der Science-fiction-horror-film „Alien Invasion“auch gar nicht zwingend sein. Stattdesse­n versucht er in „Akte X“-manier einer Alien-verschwöru­ng auf die Schliche

zu kommen. Aus der Perspektiv­e der Journalist­in Sarah Hamilton (Andrea Guasch) begibt sich die Handlung in einen Wald, in dem angeblich ein außerirdis­ches Flugobjekt abgestürzt sein soll. Neben wilden Tieren begegnen der jungen Frau auch noch ein paar Einwohner des Ortes, die ihr mehr oder weniger wohlgesonn­en sind. Doch bald beginnt der wahre Horror, wenn sich die Präsenz extraterre­strischen Lebens immer stärker manifestie­rt. Die – blümerant formuliert – liebevolle­n Verneigung­en vor den klassische­n Motiven des Horrorfilm­s, etwa der Kauderwels­ch brabbelnde Hausmeiste­r, können nicht darüber hinweg täuschen, dass dieser Film nur eine durchschni­ttliche Spannung erzeugt. Trotz offensicht­licher Schwächen lässt sich der spanische Low-budget-film aber nicht so einfach abfertigen: Das Alien sieht vereinzelt ganz gut aus, das Blut hat die richtige Farbe und bei einzelnen Szenen kann man erahnen, dass Marc Carreté, der das Drehbuch schrieb, das Gebilde produziert­e und auch Regie führte, durchaus Ambitionen hat. Das Drehbuch ist zwar grotesk, aber die eine oder andere Kameraeins­tellung und ein paar kleine Geistesbli­tze bei der Umsetzung lassen vermuten, dass „Alien Invasion“mit einem größeren Budget womöglich besser hätte gelingen können.

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 ??  ?? Jigsaw (Dominic West) und sein verrückter Bruder Loony (Doug Hutchison) sind die schrägen Bösewichte
Jigsaw (Dominic West) und sein verrückter Bruder Loony (Doug Hutchison) sind die schrägen Bösewichte
 ??  ?? Die Basis des Punishers befindet sich in einem stillgeleg­ten U-bahn-tunnel und ist ein Waffenlage­r
Die Basis des Punishers befindet sich in einem stillgeleg­ten U-bahn-tunnel und ist ein Waffenlage­r
 ??  ?? OT: Punisher: Warzone L: US, CA, DE J: 2008 V: Sony Pictures B: 2.35 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Lexi Alexander D: Ray Stevenson, Dominic West, Julie Benz LZ: 103 min FSK: 18 W-cover: k. A.
OT: Punisher: Warzone L: US, CA, DE J: 2008 V: Sony Pictures B: 2.35 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Lexi Alexander D: Ray Stevenson, Dominic West, Julie Benz LZ: 103 min FSK: 18 W-cover: k. A.
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 ??  ?? Für Leute, die den ganzen Tag im Saloon abhängen, Whisky trinken und Poker spielen, sehen die Männer ziemlich gepflegt und gut gekleidet aus
Für Leute, die den ganzen Tag im Saloon abhängen, Whisky trinken und Poker spielen, sehen die Männer ziemlich gepflegt und gut gekleidet aus
 ??  ?? Kein einfaches Räuber-leben: Nates Partner Sid (Judd Nelson)
Kein einfaches Räuber-leben: Nates Partner Sid (Judd Nelson)
 ??  ?? OT: Stagecoach: The Texas Jack Story L: CA J: 2016 V: KSM
B: 1.78 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Terry Miles D: Trace Adkins, Kim Coates LZ: 91 min FSK: 12 W-cover: ja
OT: Stagecoach: The Texas Jack Story L: CA J: 2016 V: KSM B: 1.78 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Terry Miles D: Trace Adkins, Kim Coates LZ: 91 min FSK: 12 W-cover: ja
 ??  ?? Während es „Akte X“verstand, Entführung­en durch Außerirdis­che unheimlich darzustell­en, gelingt es diesem Film nur sporadisch
Während es „Akte X“verstand, Entführung­en durch Außerirdis­che unheimlich darzustell­en, gelingt es diesem Film nur sporadisch
 ??  ?? Das Ding aus einer anderen Welt? Oder nur ein Typ mit nem Knüppel?
Das Ding aus einer anderen Welt? Oder nur ein Typ mit nem Knüppel?
 ??  ?? OT: After The Lethargy L: ES J: 2018
V: KSM
B: 1.78 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Marc Carreté D: Andrea Guasch, Joe Manjón
LZ: 82 min FSK: 16 W-cover: k. A.
OT: After The Lethargy L: ES J: 2018 V: KSM B: 1.78 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Marc Carreté D: Andrea Guasch, Joe Manjón LZ: 82 min FSK: 16 W-cover: k. A.

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