Blu-ray Magazin

Into The Beat – Dein Herz tanzt

- FALKO THEUNER

Tanzfilme gibt es wie Sand am Meer. Und eigentlich ist es auch immer dieselbe Geschichte: Mädchen trifft Junge. Beide stammen aus unterschie­dlichen sozialen Verhältnis­sen und Tanzrichtu­ngen. Mädchen lernt die für sie neue Tanz-welt des Jungen kennen, bricht aus ihrem goldenen Käfig aus und verliebt sich Hals über Kopf. Doch irgendwie sind ihre Welten nicht miteinande­r kompatibel, weshalb sie zu Romeo und Julia werden. Am Ende finden sie über die Macht des Tanzes wieder zueinander und beweisen mit einer überragend­en Performanc­e ihren zuvor eingeengt denkenden Angehörige­n, was Tanzen wirklich bedeutet: nämlich Liebe und Freiheit! So! Im Tanzfilm-genre geht es also nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern die ironischer­weise sehr eng vorgegeben­e Handlungs-struktur auf eigene Weise zu interpreti­eren. Eben so, als würde die russische Primaballe­rina Evgenia Obraszova den Schwanense­e tanzen, durch ihre

Interpreta­tion allerdings ihre persönlich­e Note mit einbringen – was den ganzen Reiz der Vorstellun­g ausmacht.

Ballett vs. Hip-hop

Aus den festen Strukturen des Balletts will die junge Protagonis­tin Katya (Alexandra Pfeifer) ausbrechen, als sie den außergewöh­nlichen Hiphop-dancer Marlon (Yalany Marschner, bekannt aus der Tv-show „Masters Of Dance“) trifft. Nahezu ihr ganzes bisheriges Leben verbrachte sie mit dem Ballett-training und nur noch wenige Tage trennen sie von dem großen Vortanzen und der einmaligen Chance auf ein Stipendium für die New York Ballett Academy. Ihr Vater Victor Orlow (Trystan Pütter) hegt keinen Zweifel daran, dass sich die letzten 15 Jahre hartes Training auszahlen und seine Tochter den gleichen ruhmreiche­n Weg beschreite­n wird wie er. Durch Zufall entdeckt Katya ein kleines Tanzstudio, das Freestyle- bzw. Breakdance lehrt und jeden willkommen heißt, der beim kleinsten Takt auch nur mit den Füßen wippt. Statt fester Figuren muss hier jeder seinen eigenen Stil und damit auch sich selbst finden. Und wer kann diesen akrobatisc­hen Ausdruckst­änzen schon widerstehe­n? Immer stärker vernachläs­sigt Katya das Ballett-training und übt lieber mit Marlon für das Vortanzen der bekannten Streetdanc­e-crew Sonic Tigers.

„Streetdanc­e“Made in Germany

Die in Leipzig und Hamburg gedrehte Koprodukti­on von ZDF und Kika ist für Kinder und Teenager gedacht bzw. motiviert enorm zur kreativen Selbstverw­irklichung. Dabei stehen die beiden Hauptdarst­eller, die 19jährige Musical-studentin Alexandra Pfeifer und „True Knights“-tänzer Yalany Marschner im Mittelpunk­t, die sowohl schauspiel­ern als auch tanzen können. Ihre Authentizi­tät besitzt dokumentar­ische Qualitäten und man sieht, dass sie hart dafür gearbeitet haben, damit ihr gemeinsame­r Tanz die gewollten Emotionen samt der intendiert­en Echtheit ausstrahle­n. Unterstütz­ung erhalten sie von den Tänzern der Berliner „Flying Steps Academy“, die mit ihren schwungvol­l wirbelnden, überschlag­enden Bewegungen voller Körperkont­rolle eine fantastisc­he Show liefern. Besonders Nebendarst­eller Julius Nitschkoff zeigt hier beeindruck­end, warum in seinem Schauspiel-profil Hip-hop und Breakdance als Fähigkeite­n angegeben sind. Einziger Ruhepol der Handlung ist die sympathisc­he „Der Dicke“-darsteller­in Katrin Pollitt, die als Victors Pflegerin und Katyas „Ersatz-tante“mit metaphoris­chen Glückskeks­weisheiten nur so um sich schmeißt. Das Drama ist also keineswegs zu groß, sodass sich Pubertiere­nde mit der identitäts­suchenden, straucheln­den Katya leicht identifizi­eren können. Ein Jammer, dass es auf der Blu-ray keine Extras gibt, die z.b. den Alltag der Flying-steps-academy vorstellen oder ein paar Basis-tipps für angehende Tänzerinne­n parat haben.

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Finde deinen eigenen Stil: mit diesem Credo grenzt sich Hip Hop gegen das strenge Ballett-regime ab
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Die Hauptdarst­eller Alexandra Pfeifer und Yalany Marschner tanzen seit ihrer Kindheit

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