Hello World
m Jahr 2027 wird das „Alltale“-programm ins Leben gerufen. Dieses ermöglicht die Wiederherstellung der Vergangenheit in einem Computer. Es stellt sozusagen ein Fenster zur Vergangenheit dar. Doch alles Lebendige in diesem Programm ist nur ein Datensatz, der das bereits historisch Geschehene darstellt. Einer der Kreateure von „Alltale“, Naomi Katagaki, nutzt dieses Programm, um eigenmächtig in seine Vergangenheit einzudringen. Er möchte sein jüngeres Ich sprechen. Der Schuljunge Naomi soll sich nämlich eine Freundin suchen. Und zwar nicht irgendeine. Nein! Ruri Ichigyou soll die auserwählte Herzensdame sein. Des Weiteren soll der junge Naomi Ruri vor einem tödlichen Blitzschlag bewahren. Was es genau damit auf sich hat, erfährt der Zuschauer im Laufe der Handlung. Regisseur Tomohiko Itô lässt vieles von seinen früheren Werken in „Hello World“einfließen. Schon der moderne Anime-klassiker „Das Mädchen,
das durch die Zeit sprang“(2006), wo Itô als Second Unit Director diente, beschäftigte sich mit dem Thema Zeitreisen und ihren möglichen Auswirkungen. Ebenso führte Itô Regie bei der sehr gut rezipierten Anime-serie „Erased – Die Stadt, in der es mich nicht gibt“von 2016, welche ebenfalls ein Zeitreise-thema beinhaltet. Aber die größte Gemeinsamkeit verbindet „Hello World“mit „Sword Art Online“. Der erwachsene Naomi ist nämlich als Avatar nicht in der Lage, die Geschehnisse im „Alltale“-programm zu manipulieren. Also lehrt er dem jungen Naomi, wie er die Welt nach belieben gestalten kann – wie in einem Computerspiel. Das titelgebende „Hello World“bezeichnet in der It-fachsprache ein einfaches Computerprogramm aus den 1970er Jahren bzw. das Programm, was Itler traditionell als erstes ausprobieren, wenn sie eine neue Programmiersprache lernen. Es tut nichts anderes als die entsprechende Zeile zu schreiben und die Welt schriftlich zu begrüßen.
Hallo, mein verändertes Ich
„Hello World“hat mit einem überhasteten ersten Akt zu kämpfen. Zu viele Informationen werden in zu kurzer Zeit wiedergegeben. Der zweite Akt beginnt mit derart unsäglichem Kitsch, der einem wortwörtlich Regenbögen pupsen lässt. Die große Stärke des Films liegt aber in der zweiten Handlungshälfte. Aus Spoiler-gründen wird an dieser Stelle nichts verraten, aber es wird überraschenderweise ziemlich düster. Auch verbindet die Geschichte in ihrer Hochphase viele moderne Science-fiction-klassiker. Ob „Inception“, Source Code“oder auch „Westworld“– es ist ein Potpourri der fantastischen Erzählung in Anime-form. Am Ende sieht sich ein erwachsener Naomi Katagaki mit den Konsequenzen seines egoistischen Tuns konfrontiert. Er muss sich eingestehen, eine gravierende charakterliche Veränderung durchlebt zu haben, die zu katastrophalen Ereignissen führte. Das Ende zeigt eindrucksvoll, wie die Umwelt unseren Charakter und unsere Haltung verändert.
Itôs Film ist in seiner technischen Umsetzung kein klassischer 2D-anime, sondern wird mit 3Dbildern animiert. Im Gegensatz zu älteren dreidimensionalen Anime-filmen wie „Appleseed“ (2004) fällt das in „Hello World“gar nicht so negativ auf. Nur der kindliche Look der Figuren könnte stören. Das ist aber Geschmackssache. Die Blu-ray von Koch Media bleibt qualitativ hinter den Veröffentlichungen von KAZÉ zurück. Das Bild ist zu hell, die Action zu laut und das Bonusmaterial fällt mit einem Trailer und einer 55-sekündigen Bildergalerie mager aus. Dafür ist die Synchronisation durchweg gelungen. Zudem spendiert Koch Media der Blu-ray eine tolle Verpackung. Die Ausgabe beinhaltet ein A4-poster vom Filmplakat und ein informatives Booklet, welches die Charaktere und die Entstehung des Films thematisiert. Obendrein noch zwei Postkarten mit den Hauptfiguren Naomi und Ruri.