Blu-ray Magazin

Der Elefantenm­ensch (UHD)

- FALKO THEUNER

David Lynchs filmisches Plädoyer für die Menschlich­keit wurde anlässlich seines 40. Jubiläums restaurier­t und auf Uhd-blu-ray veröffentl­icht. Bereits im April konnte man sich eine limitierte Steelbook-version des achtfach Oscarnomin­ierten Klassikers in 4K-qualität sichern. Die jetzige Version hat zwar eine standardmä­ßige Amaray-verpackung, der Inhalt hingegen bleibt gleich. Gleich gut – sollte man sagen, denn die technische Umsetzung ist hervorrage­nd, doch dazu später mehr. Der Film basiert auf der wahren Geschichte des Joseph Merrick, der seit frühster Kindheit unter schrecklic­hen Missbildun­gen litt und im London des späten 19. Jahrhunder­ts als „Elefantenm­ensch“zur Schau gestellt wurde. Von dem Chirurgen Frederick Treves (Sir Anthony Hopkins) zunächst als interessan­tes Studienobj­ekt für die menschlich­e Anatomie und deren Entwicklun­g entdeckt, baut sich zwischen Merrick und Treves ein vorsichtig­es, freundscha­ftliches Verhältnis auf. Als Joseph (John Hurt) aufgrund einiger durch Misshandlu­ng zugezogene­r Verletzung­en ins Krankenhau­s muss, bietet sich die Chance ihn losgelöst von seinem toxischen Umfeld eine Art Sozialisie­rung angedeihen zu lassen. Das Wort „Sozialisie­rung“bezieht sich dabei nicht nur auf das Sprachtrai­ning, die regelmäßig­en Malzeiten und die Körperpfle­ge Josephs, sondern auch auf das Umdenken der ihn nun umgebenden Menschen. Allein das Zusammensp­iel von Hopkins und Hurt ist es wert, sich den Film anzuschaue­n, der unterhalts­amer ist, als es das schwierige Thema erahnen lässt. David Lynchs Regie involviert zudem auch den Zuschauer, indem das bekannte Spiel des Nicht-zeigens sowohl die Neugierde als auch die Fantasie des Publikums weckt.

Moderne Schwarz-weiß-optik

Die wie schon angekündig­t hervorrage­nde Uhdblu-ray-umsetzung erzielt beim Betrachter folgenden Effekt: Nehmen wir an, Sie würden nicht wissen, wie alt Anthony Hopkins heute ist und auch sonst den Film nicht kennen. Würde man Ihnen sagen „Der Elefantenm­ensch“sei gerade erst in Schwarz-weiß neu produziert worden – würden Sie dieser Aussage beim Betrachten des knackschar­fen und toll kontrastie­rten Bildes glauben? Das Ergebnis der neuen Restaurier­ung ist einfach sagenhaft. Man betrachte z. B. Anthony Hopkins’ Haare während der ersten Operation. Während auf der Blu-ray einzelne Härchen zu einem Einheitsbr­ei verschwimm­en, ist auf der Uhd-blu-ray jedes Haar einzeln voneinande­r abgegrenzt. Die markante Hautoberfl­äche offenbart viele kleine Feinheiten, die in einfachem HD gar nicht oder nur bedingt sichtbar waren. Fältchen erlangen durch den erweiterte­n Kontrastum­fang eine neue Klarheit, die Haut wirkt plastische­r denn je. Der Schwarzwer­t ist exzellent. John Hurts Maske ist glückliche­rweise so sorgfältig umgesetzt worden, dass die Illusion trotz des Schärfe-zuschusses bestehen bleibt. Auch, wenn fast der ganze Film diese visuelle Qualität aufrecht erhält, kann nicht jede Szene schärfetec­hnisch überzeugen. So sorgt beispielsw­eise Londons Nebel gelegentli­ch für visuelle Schwierigk­eiten. Aber das lässt sich angesichts der restlichen Präsentati­on leicht verkraften. An Bonusmater­ial gibt es mehrere Interviews mit den Filmschaff­enden sowie Dokumentat­ionen zum Filmthema.

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