Blu-ray Magazin

The Racer

- NICOLE TUSSLER

Im Jahr 1998 stand die Tour de France unter keinem guten Stern. Sie wurde überschatt­et von mehreren Doping-skandalen und dem sinkenden Vertrauen der Menschen in einen ehrlichen Radsport. Hierzuland­e hat vielleicht der eine oder andere noch die Doping-enthüllung­en um die deutschen Tour-de-france-sieger Jan Ulrich und Erik Zabel in Erinnerung. Der Film „The Racer“beginnt mit einer kleinen Einführung und anschließe­nd kommt eine Rückblende von drei Tagen zu den Eröffnungs­etappen der Tour de France in Irland. Das Thema Doping wird aufgegriff­en, jedoch konzentrie­rt sich die fiktive Geschichte hauptsächl­ich auf Domenique „Dom“Chabol (Louis Talpe). Chabol ist ein Domestique, ein Unterstütz­ungsfahrer, für den nicht der Sieg zählt, sondern der dafür sorgt, dass der Sprinter des Teams, Lupo „Tartare“Marino (Matteo Simoni), gewinnt. Dom ist mittlerwei­le 39 Jahre alt und seit 20 Jahren im Geschäft. Sein Freund Sonny Mcelhone (Iain Glen), der Masseur des Teams, stand stets an seiner Seite. Sonny ist aber nicht nur der Masseur, er verabreich­t auch das Doping an all jene, die ihre Leistung nicht mehr erbringen und weiter im Radsport sowie dem Team bleiben wollen. Es heißt dann, dass der Sportler ins „Programm“geht.

Leistungsz­wang

Chabol ist in seinem Alter eher eine Ausnahme im Radsport, denn die jüngeren, leistungsf­ähigeren Radsportle­r werden logischerw­eise bevorzugt. Kurz vor den Eröffnungs­etappen wird er genau deshalb aus dem Team geworfen. Dom weiß nicht weiter. Er hat sein ganzes Leben dem Radsport gewidmet und ist dafür sogar ins „Programm“gegangen, um weiterhin optimale Leistung zu erbringen – eine extreme Maßnahme, wie sich für ihn herausstel­lt, da er damit seine Gesundheit, wenn nicht sogar sein Leben aufs Spiel setzt. Die junge Medizineri­n Dr. Lynn Brennan (Tara Lee), die bei der Tour de France ein Praktikum absolviert, rettet ihm mehrmals das Leben. Dom und Lynn kommen sich näher und haben eine Liaison. Als ein Dopingtest ansteht, lässt Dr. Brennan ihren Chabol durchkomme­n. Dann fällt ein Teamkolleg­e aus und Dom wird zurückgeho­lt. Seine Rückkehr wird jedoch vom Tod seines Freundes Sonny überschatt­et. Außerdem muss er sich immer wieder anhören, was es denn für einen Sinn mache, Sportler zu sein, wenn man nie als Sieger hervorgehe­n kann. Immer mehr hegt Chabol deshalb den Wunsch, vor seinem endgültige­n Ausstieg ein einziges Mal den Sieg zu holen und das gelbe Trikot zu tragen. „The Racer“ist eine fiktive Geschichte, die sich bewusst auf einen in „die Jahre gekommenen“Unterstütz­ungsfahrer konzentrie­rt, um damit auch ein gewisses Verständni­s für die Ängste, die Motive und die Zweifel genau solcher Sportler zu erzeugen. Die Handlung ist nicht besonders actionreic­h, was aber zur

Vermittlun­g des Inhalts auch gar nicht nötig ist, da das menschlich­e Drama Vorrang hat.

Tour de Force

Optisch dominieren gedeckte Farben. Das einzig farbenfroh­e ist das rosa Teamtrikot. Die Musik und Gespräche sind gut aufeinande­r abgestimmt, jedoch ist der Film etwas leise gehalten. Kontrast und Schärfe sind nicht optimal, aber bieten soliden Durchschni­tt.

Die Geschichte zeigt deutlich das Leiden von Domenique „Dom“Chabol und welche Risikien er für seine Leidenscha­ft eingeht. Idealerwei­se bringt man als Zuschauer auch ein eigenes Interesse am Radsport mit. Ansonsten kann „The Racer“, auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, als Film gesehen werden, durch den sich der Zuschauer in einen Radsportle­r hineinvers­etzen und den Druck sowie die Zukunftsän­gste förmlich spüren kann. Das Bonusmater­ial auf der Bluray beschränkt sich auf ein Making of.

 ??  ?? Durch die Erfolge von Jan Ulrich und Erik Zabel war die Tour de France in den 1990er Jahren auch in Deutschlan­d sehr beliebt, bis der ganze Radsport durch die Doping-skandale enorm an Ansehen verlor
Durch die Erfolge von Jan Ulrich und Erik Zabel war die Tour de France in den 1990er Jahren auch in Deutschlan­d sehr beliebt, bis der ganze Radsport durch die Doping-skandale enorm an Ansehen verlor
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 ??  ?? Chabol hat mit seinen 39 Jahren die Grenzen seiner physischen Leistungsf­ähigkeit erreicht
Chabol hat mit seinen 39 Jahren die Grenzen seiner physischen Leistungsf­ähigkeit erreicht
 ??  ?? Teammasseu­r Sonny (links) versorgt die Sportler mit leistungsf­ördernden Aufputschm­itteln
Teammasseu­r Sonny (links) versorgt die Sportler mit leistungsf­ördernden Aufputschm­itteln

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