The Racer
Im Jahr 1998 stand die Tour de France unter keinem guten Stern. Sie wurde überschattet von mehreren Doping-skandalen und dem sinkenden Vertrauen der Menschen in einen ehrlichen Radsport. Hierzulande hat vielleicht der eine oder andere noch die Doping-enthüllungen um die deutschen Tour-de-france-sieger Jan Ulrich und Erik Zabel in Erinnerung. Der Film „The Racer“beginnt mit einer kleinen Einführung und anschließend kommt eine Rückblende von drei Tagen zu den Eröffnungsetappen der Tour de France in Irland. Das Thema Doping wird aufgegriffen, jedoch konzentriert sich die fiktive Geschichte hauptsächlich auf Domenique „Dom“Chabol (Louis Talpe). Chabol ist ein Domestique, ein Unterstützungsfahrer, für den nicht der Sieg zählt, sondern der dafür sorgt, dass der Sprinter des Teams, Lupo „Tartare“Marino (Matteo Simoni), gewinnt. Dom ist mittlerweile 39 Jahre alt und seit 20 Jahren im Geschäft. Sein Freund Sonny Mcelhone (Iain Glen), der Masseur des Teams, stand stets an seiner Seite. Sonny ist aber nicht nur der Masseur, er verabreicht auch das Doping an all jene, die ihre Leistung nicht mehr erbringen und weiter im Radsport sowie dem Team bleiben wollen. Es heißt dann, dass der Sportler ins „Programm“geht.
Leistungszwang
Chabol ist in seinem Alter eher eine Ausnahme im Radsport, denn die jüngeren, leistungsfähigeren Radsportler werden logischerweise bevorzugt. Kurz vor den Eröffnungsetappen wird er genau deshalb aus dem Team geworfen. Dom weiß nicht weiter. Er hat sein ganzes Leben dem Radsport gewidmet und ist dafür sogar ins „Programm“gegangen, um weiterhin optimale Leistung zu erbringen – eine extreme Maßnahme, wie sich für ihn herausstellt, da er damit seine Gesundheit, wenn nicht sogar sein Leben aufs Spiel setzt. Die junge Medizinerin Dr. Lynn Brennan (Tara Lee), die bei der Tour de France ein Praktikum absolviert, rettet ihm mehrmals das Leben. Dom und Lynn kommen sich näher und haben eine Liaison. Als ein Dopingtest ansteht, lässt Dr. Brennan ihren Chabol durchkommen. Dann fällt ein Teamkollege aus und Dom wird zurückgeholt. Seine Rückkehr wird jedoch vom Tod seines Freundes Sonny überschattet. Außerdem muss er sich immer wieder anhören, was es denn für einen Sinn mache, Sportler zu sein, wenn man nie als Sieger hervorgehen kann. Immer mehr hegt Chabol deshalb den Wunsch, vor seinem endgültigen Ausstieg ein einziges Mal den Sieg zu holen und das gelbe Trikot zu tragen. „The Racer“ist eine fiktive Geschichte, die sich bewusst auf einen in „die Jahre gekommenen“Unterstützungsfahrer konzentriert, um damit auch ein gewisses Verständnis für die Ängste, die Motive und die Zweifel genau solcher Sportler zu erzeugen. Die Handlung ist nicht besonders actionreich, was aber zur
Vermittlung des Inhalts auch gar nicht nötig ist, da das menschliche Drama Vorrang hat.
Tour de Force
Optisch dominieren gedeckte Farben. Das einzig farbenfrohe ist das rosa Teamtrikot. Die Musik und Gespräche sind gut aufeinander abgestimmt, jedoch ist der Film etwas leise gehalten. Kontrast und Schärfe sind nicht optimal, aber bieten soliden Durchschnitt.
Die Geschichte zeigt deutlich das Leiden von Domenique „Dom“Chabol und welche Risikien er für seine Leidenschaft eingeht. Idealerweise bringt man als Zuschauer auch ein eigenes Interesse am Radsport mit. Ansonsten kann „The Racer“, auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, als Film gesehen werden, durch den sich der Zuschauer in einen Radsportler hineinversetzen und den Druck sowie die Zukunftsängste förmlich spüren kann. Das Bonusmaterial auf der Bluray beschränkt sich auf ein Making of.