Mrs. Taylor’s Singing Club
Auf einer Militärbasis zu leben und zusehen zu müssen, wie der Partner in einen Auslandseinsatz zieht, um dort sein Leben zu riskieren, ist eine Zerreißprobe. Eine, der sich auch die Ehefrauen auf dem Stützpunkt in Flitcroft tagtäglich stellen müssen. Jedes Klingeln an der Tür, jeder Anruf kann eine Nachricht bedeuten, die sie nicht hören wollen. Offiziersgattin Kate (Kristin Scott Thomas) will den Frauen aus diesem Anlass eine Chance geben, ihren Sorgen zu entfliehen. Kurzer Hand ruft sie zusammen mit Lisa (Sharon Horgan), die ebenfalls aufgrund der gehobenen Stellung ihres Mannes Verantwortung für die Frauen trägt, ein Treffen ein. Es sollen Vorschläge für gemeinschaftliche Aktivitäten gesammelt werden, die eben nicht nur auf die bisherigen alkoholgetünchten Mitbringparties im Gemeinschaftszentrum unter Lisas Leitung hinauslaufen. Stricken und Backen werden in den Raum geworfen und ebenso schnell wieder verworfen. Der Vorschlag der jungen Sarah (Amy James-kelly), einen Chor zu gründen, um sich die Seele aus dem Leib zu singen, kommt an. Aber geht das so einfach? Mit lautstarkem Gesinge die eigenen Gefühle übertönen? Die rebellische Lisa ist vor allem auch unter dem Gesichtspunkt des amateurhaften Geheules der Gruppe anderer Ansicht. Die Frauen brauchen ein Ventil, keine Oberlehrerin wie Kate. Einen Versuch ist es dennoch wert, auch wenn die penible, ordnungsliebende Kate und Lisa, die nicht einmal Noten lesen kann, völlig unterschiedliche Herangehensweisen an den Tag legen. Die Frauen raufen sich zusammen und dann winkt tatsächlich ein Auftritt in der Royal Albert Hall zum „Remembrance Day“, dem Festival, an dem der Gefallenen der Kriege gedacht wird – ein Ritterschlag für den noch so jungen Chor. Neben aller Begeisterung flattern nun ganz schön die Nerven und auch der Schlagabtausch zwischen dem ungleichen Paar Kate und Lisa nimmt nicht ab. Denn so abgeklärt wie Kate wirkt, ist sie nicht. Und dann schlägt das Schicksal zu.
Gemeinsam sind wir stärker
Filme über Kriegseinsätze und Soldaten finden sich zuhauf. Regisseur Peter Cattaneo („Ganz oder Gar nicht“) hat den Fokus in seinem Film allerdings dieses Mal auf die Ehefrauen gelegt. Wichtiger war es Cattaneo, die Sorgen der Frauen einzufangen, die jede Sekunde mit der Angst leben, ihren Mann in einem fernen Kriegsgebiet zu verlieren. Trotz oberflächlicher bis kaum vorhandener Hintergrundinformationen zu den einzelnen Nebencharakteren zeigt sich, wie unterschiedlich die Frauen damit umzugehen versuchen. Auf diese Weise wirken die durchweg sympathischen Charaktere nahbar. Schicksalsschläge werden fast schon zu kurz angeschnitten und von der Gemeinschaft sofort wieder aufgefangen. Mit Kristin Scott Thomas („Rebecca“, „Tomb Raider“) und Sharon Horgan („Criminal: Vereinigtes Königreich“) ist bei der Besetzung der Hauptrollen eine Punktlandung
erfolgt. Die Schauspielerinnen brillieren, ohne überzogen zu wirken, genauso wie der gesamte restliche Cast einfühlsam durch den Film begleitet. „Mrs. Taylor’s Singing Club“behandelt ein ernstes Thema ohne jemals an Leichtigkeit zu verlieren. Die Frauen finden den für sie so wichtigen Rückhalt in der Gruppe. Dabei beruft sich der Film auf wahre Begebenheiten und orientiert sich an den Geschichten derjenigen, die den ersten Chor für Soldatenehefrauen in Großbritannien gründeten. Passend zum Filmthema wurde auf grelle Farben und Weichzeichner verzichtet und stattdessen mit einem natürlichen und klaren Bild gepunktet. Der Kontrast kann sich sehen lassen und auch die Abmischung ist, so sollte bei einem musikalischen Film auch angenommen werden, top. Dazu wurden noch ein paar altbekannte Lieder genommen, die jeder mitsingen kann und schon entstand mit „Mrs. Taylor’s Singing Club“ein Feel-good-film, der zwar zu Tränen rührt, aber die Hoffnung und die Gemeinschaft hochhält.