Faking Bullshit
Der allseits verhasste Rotstift, er sorgt oft für viel Frust. So ergeht es auch den vier Polizisten Hagen Wunderlich (Alexander Hörbe), dessen Frau Annette (brillant: Susanne Schnapp), Deniz (Erkan Acar) und Rocky (Adrian Topol). Ihre Wache soll aufgrund fehlender Kriminalität geschlossen werden. Doch so leicht will man sich in der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Ahlen nicht geschlagen geben. Was tun die vier also, um Tina (Sina Tkotsch), die den Laden für eine nicht näher genannte, übergeordnete Behörde bewerten soll, zu beeindrucken? Sie fangen an, Straftaten zu fälschen und intensiv in den „Fällen“zu ermitteln. Als Bauernopfer bietet sich hier der verschrobene Obdachlose Klaus (Bjarne Mädel) an. Ihm versuchen die Beamten allerlei kriminelle Handlungen in die Schuhe zu schieben. Alles natürlich im vollsten Einverständnis von Klaus, der sich eine trockene Übernachtungsmöglichkeit mit Dusche im Polizeigebäude
erhofft. Im Laufe der Rettungsaktion stoßen Deniz und Co. auf einen ungeklärten Kunstraub. Soweit, so kriminell.
„Faking Bullshit“mag das Regie-debüt von Schauspieler Alexander Schubert als Regisseur und Drehbuchautor sein. Allerdings verbirgt sich hinter dem Projekt die eingeschworene Erkanacar-clique, die auch schon für solche Kleingangster-komödien wie „Ronny & Claid“(2018) und „Schneeflöckchen“(2017) verantwortlich zeichnete.
Dementsprechend sieht man hier auch neben dem Schauspielensemble Acar, Topol, Hörbe und Schnapp, die aus mehreren deutschen Tvproduktionen bekannt sind, auch noch andere Gesichter aus früheren Acar-produktionen wie Xenia Assenza als mysteriöse Barkeeperin, Guido Broscheit als Anwalt sowie Reza Brojerdi als Herr Yilmaz. Natürlich kleidet auch Bjarne Mädel seine Rolle als kauziger Klaus perfekt aus und „Dschungelkind“Sina Tkotsch mimt die perfekte, sehr menschliche „Widersacherin“.
Hot Buzz
Alexander Schubert, den man vor allem aus „Sketch History“und der „heute-show“kennt, liefert hier einen Film mit witzigem Potenzial ab. Der Reiz daran ist zum einen, die ultrasympathischen, notorischen Faulenzer in ihrer neu entdeckten kriminellen Rolle regelrecht aufblühen zu sehen und sich zu fragen, wie weit sie wohl gehen werden? Zum anderen lässt sich auch Tinas Perspektive verstehen, weshalb man sich wünscht, sie würden zusammenarbeiten. Und das ganze Chaos, was daraus entsteht, ist selbstredend auch ein großer Unterhaltungsfaktor, besonders, wenn auch noch das SEK mitmischt – in diesem Fall eine unvorhersehbare, tödliche Komponente, die bei dieser unschuldigen Komödie für echtes Drama sorgen könnte.
Das Konzept hinter „Faking Bullshit“ist kein neues. Wer schon einmal den schwedisch-dänischen Film „Kopps“(2003) gesehen hat, wird enorm viele Parallelen erkennen können, was daran liegt, dass der deutsche Film ursprünglich als „Kopps“-remake geplant war. Allerdings besitzt Sony Pictures die Rechte für ein Us-remake, weshalb „Faking Bullshit“drehbuchtechnisch zu etwas mehr oder weniger Neuem umgearbeitet wurde. Wenn man nicht wüsste, dass „Faking Bullshit“eine Kinoproduktion ist, würde man meinen, man hat es mit einer typischen Tv-komödie aus dem Nachmittagsprogramm zu tun. Aber das hat auch seine Vorteile, denn das unaufgeregte Drama, die sehr umgangssprachlichen Dialoge und der Tatort-look tragen auch zur Erdung der ansonsten recht abgefahrenen Handlung bei. Dank dieser funktionieren die Gags recht gut, weshalb man sich auf einen durchaus sympathischen Spaß gefasst machen kann. Technisch ist der Film sauber produziert. Satte Farben und ordentliche Schärfe sind hier an der Tagesordung.