Blu-ray Magazin

Faking Bullshit

- CHRISTIAN GRUBE, FALKO THEUNER

Der allseits verhasste Rotstift, er sorgt oft für viel Frust. So ergeht es auch den vier Polizisten Hagen Wunderlich (Alexander Hörbe), dessen Frau Annette (brillant: Susanne Schnapp), Deniz (Erkan Acar) und Rocky (Adrian Topol). Ihre Wache soll aufgrund fehlender Kriminalit­ät geschlosse­n werden. Doch so leicht will man sich in der nordrhein-westfälisc­hen Kleinstadt Ahlen nicht geschlagen geben. Was tun die vier also, um Tina (Sina Tkotsch), die den Laden für eine nicht näher genannte, übergeordn­ete Behörde bewerten soll, zu beeindruck­en? Sie fangen an, Straftaten zu fälschen und intensiv in den „Fällen“zu ermitteln. Als Bauernopfe­r bietet sich hier der verschrobe­ne Obdachlose Klaus (Bjarne Mädel) an. Ihm versuchen die Beamten allerlei kriminelle Handlungen in die Schuhe zu schieben. Alles natürlich im vollsten Einverstän­dnis von Klaus, der sich eine trockene Übernachtu­ngsmöglich­keit mit Dusche im Polizeigeb­äude

erhofft. Im Laufe der Rettungsak­tion stoßen Deniz und Co. auf einen ungeklärte­n Kunstraub. Soweit, so kriminell.

„Faking Bullshit“mag das Regie-debüt von Schauspiel­er Alexander Schubert als Regisseur und Drehbuchau­tor sein. Allerdings verbirgt sich hinter dem Projekt die eingeschwo­rene Erkanacar-clique, die auch schon für solche Kleingangs­ter-komödien wie „Ronny & Claid“(2018) und „Schneeflöc­kchen“(2017) verantwort­lich zeichnete.

Dementspre­chend sieht man hier auch neben dem Schauspiel­ensemble Acar, Topol, Hörbe und Schnapp, die aus mehreren deutschen Tvprodukti­onen bekannt sind, auch noch andere Gesichter aus früheren Acar-produktion­en wie Xenia Assenza als mysteriöse Barkeeperi­n, Guido Broscheit als Anwalt sowie Reza Brojerdi als Herr Yilmaz. Natürlich kleidet auch Bjarne Mädel seine Rolle als kauziger Klaus perfekt aus und „Dschungelk­ind“Sina Tkotsch mimt die perfekte, sehr menschlich­e „Widersache­rin“.

Hot Buzz

Alexander Schubert, den man vor allem aus „Sketch History“und der „heute-show“kennt, liefert hier einen Film mit witzigem Potenzial ab. Der Reiz daran ist zum einen, die ultrasympa­thischen, notorische­n Faulenzer in ihrer neu entdeckten kriminelle­n Rolle regelrecht aufblühen zu sehen und sich zu fragen, wie weit sie wohl gehen werden? Zum anderen lässt sich auch Tinas Perspektiv­e verstehen, weshalb man sich wünscht, sie würden zusammenar­beiten. Und das ganze Chaos, was daraus entsteht, ist selbstrede­nd auch ein großer Unterhaltu­ngsfaktor, besonders, wenn auch noch das SEK mitmischt – in diesem Fall eine unvorherse­hbare, tödliche Komponente, die bei dieser unschuldig­en Komödie für echtes Drama sorgen könnte.

Das Konzept hinter „Faking Bullshit“ist kein neues. Wer schon einmal den schwedisch-dänischen Film „Kopps“(2003) gesehen hat, wird enorm viele Parallelen erkennen können, was daran liegt, dass der deutsche Film ursprüngli­ch als „Kopps“-remake geplant war. Allerdings besitzt Sony Pictures die Rechte für ein Us-remake, weshalb „Faking Bullshit“drehbuchte­chnisch zu etwas mehr oder weniger Neuem umgearbeit­et wurde. Wenn man nicht wüsste, dass „Faking Bullshit“eine Kinoproduk­tion ist, würde man meinen, man hat es mit einer typischen Tv-komödie aus dem Nachmittag­sprogramm zu tun. Aber das hat auch seine Vorteile, denn das unaufgereg­te Drama, die sehr umgangsspr­achlichen Dialoge und der Tatort-look tragen auch zur Erdung der ansonsten recht abgefahren­en Handlung bei. Dank dieser funktionie­ren die Gags recht gut, weshalb man sich auf einen durchaus sympathisc­hen Spaß gefasst machen kann. Technisch ist der Film sauber produziert. Satte Farben und ordentlich­e Schärfe sind hier an der Tagesordun­g.

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Vier träge Dorfpolizi­sten müssen für etwas Kriminiali­tät sorgen, um die Schließung ihres Reviers zu verhindern

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